Schwäbische Zeitung (Biberach)
Rottuminsel: Ende 2018 soll gebaut werden
Gemeinderat stimmt der „Quartiersentwicklung Ochsenhausen 2020“zu
OCHSENHAUSEN - Die St.-ElisabethStiftung aus Bad Waldsee wird ab dem 1. Januar 2018 neuer Träger des Altenzentrums Goldbach in Ochsenhausen. Nachdem die Stadtverwaltung den neuen potenziellen Betreiber im Juli öffentlich gemacht hatte, stimmte der Gemeinderat in einer Sondersitzung am Mittwoch dem Vorhaben zu. Das Altenzentrum ist aber nur ein Teil des Gesamtkonzepts „Quartiersentwicklung Ochsenhausen 2020 – gut alt werden in Ochsenhausen“, das in den vergangenen Monaten erarbeitet wurde. Dazu gehören auch das Gesundheits- und Dienstleistungszentrum auf der Rottuminsel, das ehemalige BayWa-Gelände und die Schloßstraße 16 bis 22. Auf der Rottuminsel sollen Ende 2018 die Bauarbeiten beginnen.
Von einer „ziemlich langen Vorgeschichte“sprach Bürgermeister Andreas Denzel in seiner Rede vor gut 50 Bürgern in der Kapfhalle. Das Altenzentrum Goldbach liege ihm und dem Gemeinderat „sehr am Herzen“, die Einrichtung sei „eine Erfolgsgeschichte“. Die Gründe für die Suche nach einem neuen Betreiber seien vielfältig gewesen, wie später auch Tanja Oelmaier von der Stadtverwaltung nochmals ausführte: die geänderten Anforderungen auf dem Pflegemarkt, die Vorgaben der Landesheimbauverordnung, wozu die Abschaffung der Doppelzimmer gehört, oder die Kreispflegeplanung, die von einem deutlich größeren Bedarf an stationären Plätzen, aber auch an Plätzen im Tages- und Kurzzeitbereich ausgeht.
Bei der Betreibersuche sei immer deutlicher geworden, erklärte Denzel, dass die ursprünglich getrennten Verfahren Altenzentrum sowie Gesundheitsund Dienstleistungszentrum auf der Rottuminsel (unter Federführung des Landkreises) zusammen betrachtet werden müssen. So habe die Verwaltung ein Gesamtkonzept für alle zur Verfügung stehenden Innenstadtbereiche und -flächen entwickelt – zusammengefasst unter dem Oberbegriff „Quartiersentwicklung Ochsenhausen 2020“. Die Standorte Altenzentrum und Rottuminsel soll die St.-Elisabeth-Stiftung entwickeln, das ehemalige BayWa-Areal die Activ-Group aus Schemmerhofen, das Gebäude in der Schloßstraße die Arche Wohna.
Peter Wittmann, Sprecher des Vorstands der St.-Elisabeth-Stiftung, nutzte die Gelegenheit, die Stiftung vorzustellen und erklärte, weshalb sie sich für das Projekt beworben hat: Ochsenhausen liege im Kerngebiet der St.-Elisabeth-Stiftung, der Ruf des Altenzentrums Goldbach sei „ausgesprochen gut“und es entstünden Synergieeffekte mit bestehenden Angeboten, beispielsweise der Küche in Heggbach. Und vor allem: „Sie haben nicht die Übernahme eines Pflegeheims ausgeschrieben, sondern die Entwicklung eines Gesamtkonzepts“, sagte Wittmann.
Mehr stationäre Plätze
Dieses sieht an den Standorten Altenzentrum und Rottuminsel unter anderem den Aufbau einer Tagespflegeeinrichtung mit 15 bis 25 Plätzen, den Ausbau der stationären Pflege von 72 auf 90 Plätze sowie betreute und pflegenahe Wohnungen vor. Wittmann präsentierte erste Umbaupläne für das Altenzentrum Goldbach, in dem künftig auch die Sozialstation Büros erhalten soll. Aktuell gehe die Stiftung von 4,5 Millionen Euro Umbaukosten aus. „Wir müssen grundsätzlich in die Gebäudestruktur eingreifen“, sagte Wittmann, der auch erste Grundrisse für die Neubebauung auf der Rottuminsel mitgebracht hatte. Dort wird es neben einem Teil der stationären Pflegeplätze auch betreute sowie pflegenahe Wohnungen und eine Tagespflege geben. Im Erdgeschoss ist Platz für das Kreisjugendamt und eine gewerbliche Nutzung wie Arztpraxen vorgesehen. Baubeginn soll Ende 2018 sein. „Das ist sehr sportlich“, sagte Peter Wittmann. „Aber die Inbetriebnahme Anfang 2020 ist unser Ziel.“
„Jung trifft Alt“
Die Pläne für das frühere BayWaAreal präsentierte Christian Neudeck von der Activ-Group aus Schemmerhofen. Das „Hautptthema“auf diesem Gelände sei „Jung trifft Alt“. Auf dem 8000 Quadratmeter großen Grundstück sollen im nördlichen Bereich rund 2000 Quadratmeter für den angedachten neuen Kindergarten freigehalten werden. Auf der restlichen Fläche plant die ActivGroup den Bau von „betreuten Seniorenwohnungen“sowie „barrierefreien Familienwohnungen“. Die Betreuung der Wohnungen erfolgt durch die St.-Elisabeth-Stiftung für ein pauschales monatliches Entgelt, wie Neudeck erklärte. 60 Wohneinheiten seien in Summe vorgesehen.
Gemeinderat Johannes Remmele (CDU) sagte nach der Konzeptvorstellung: „Entweder haben wir hier den Sechser im Lotto gezogen oder es ist ein Glücksfall – oder beides.“Manfred Kallfass (Freie Wähler) ergänzte: „Wir sind auf einem sehr guten Weg, man kann der Bevölkerung für dieses Ergebnis nur gratulieren.“Frank Gmeinder (SPD) verwies auf die künftig vielfältigeren Möglichkeiten. Mit diesem Schritt könnten verschiedene Lebensentwürfe im Alter in Ochsenhausen ermöglicht werden. Aus den Reihen der Zuhörer kam die Frage auf, ob die Miete für die Wohnungen auf dem Ex-BayWaAreal, von denen ein Teil verkauft wird, bezahlbar sein wird. Christian Neudeck entgegnete, dass sich die Preise am Markt orientieren werden. „Wir können nur eines tun: keine Säle bauen.“Aber, so ehrlich müsse man sein: „Nicht jeder wird sich das leisten können.“
Andreas Denzel verwies abschließend auf den vierten Teil des Gesamtkonzepts, den Neubau in der Schloßstraße. Dort entstehen neben Wohnungen auch Räume für eine Hausarzt- und eine Kinderarztpraxis. Bei einer Enthaltung von Guido Wohnhas (CDU) stimmte der Gemeinderat dem umfangreichen Beschlussvorschlag mehrheitlich zu. Sämtliche Anteile der „Altenzentrum Goldbach GmbH“werden auf die St.Elisabeth-Stiftung übertragen. Die Grundstücke werden im Rahmen eines Erbbaurechts für den Betrieb zur Verfügung gestellt. Bei einem Notartermin am 20. Dezember soll alles besiegelt werden.