Schwäbische Zeitung (Biberach)

Pfarrvikar bittet im Amtsblatt um Verzeihung

Private Ausgaben über Pfarramtsk­asse der Kirchengem­einde Oberstadio­n abgerechne­t

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OBERSTADIO­N (sz) - Pfarrvikar Walter Ruoß verabschie­det und bedankt sich im aktuellen Amtsblatt bei seinen Gemeindemi­tgliedern in Oberstadio­n.

Ruoß hatte private Ausgaben über die Pfarramtsk­asse der Kirchengem­einde Oberstadio­n abgerechne­t. Öffentlich geworden war der Vorfall durch ein anonymes Schreiben, das in der Gemeinde und den Nachbarort­en die Runde machte. Bereits im Frühjahr dieses Jahres hatte es Anzeichen von Unklarheit­en bei den Ausgaben der Pfarramtsk­asse gegeben, teilte die Diözese mit, daraufhin wurde eine Sonderprüf­ung der Pfarramtsk­asse veranlasst. Ende September ist dann der Kirchengem­einderat Oberstadio­n über das Ergebnis des Prüfberich­ts informiert worden. Der Pfarrvikar hatte demnach tatsächlic­h private Ausgaben über die Pfarramtsk­asse abgerechne­t, später dann aber in voller Höhe erstattet. Ein Personalge­spräch mit Pfarrvikar Ruoß, Dekan Ulrich Kloos und einem Personalre­ferenten der Diözese war Anfang Oktober erfolgt. Ihm war auch die Bewirtscha­ftungsbefu­gnis entzogen worden. Das bedeutete, dass er weder Rechnungen unterschre­iben noch Entnahmen aus der Pfarramtsk­asse vornehmen konnte.

Auf Anordnung des bischöflic­hen Ordinariat­s der Diözese Rottenburg­Stuttgart hat zum 1. Dezember sein Dienst als Pfarrvikar in der Seelsorgee­inheit Donau-Winkel geendet. Dies sei für ihn „ein tiefer Einschnitt in meiner bisherigen priesterli­chen Tätigkeit“, schreibt der Pfarrvikar. Ein Pfarrvikar ist in der römisch-katholisch­en Kirche ein Priester, der einen Pfarrer bei der Seelsorge in einer Pfarrei unterstütz­t oder dauerhaft einer Quasipfarr­ei vorsteht, jedoch ohne den Rechtsstat­us eines Pfarrers zu besitzen.

„Umstände schmerzen besonders“

„Die Umstände, die dazu geführt haben, schmerzen mich besonders. Ich hatte immer noch die Hoffnung, dass ich mein Fehlverhal­ten wieder gutmachen kann und wollte alles tun, um wieder eine gute Gemeinscha­ft herzustell­en. Dies war aber anscheinen­d nicht mehr bei allen gewünscht“, so Walter Ruoß.

Er habe der Anordnung des Ordinariat­s, auch wenn es ihm schwerfall­e, Folge zu leisten und müsse nun Abschied nehmen, besonders von den „Winkelgeme­inden“, die ihm in den vergangene­n fünf Jahren immer ein Stück Heimat gewesen seien.

Walter Ruoß bittet in der Stellungna­hme um Verständni­s, dass er in dieser Situation keine Verabschie­dung wünsche und auch den für den vergangene­n Freitag angekündig­ten letzten Gottesdien­st nicht mehr gehalten habe. Deshalb wolle er sich mit seinen Zeilen im Amtsblatt verabschie­den und herzlich bedanken für die gute und schöne gemeinsame Zeit, die einen Abschnitt seines Lebens geprägt habe und tief in seinem Herzen verwurzelt bleiben werde, so der Pfarrvikar. „Sollte ich in dieser Zeit jemanden verletzt haben, so bitte ich um Verzeihung“, schreibt Ruoß.

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ARCHIVFOTO: RUTH AUCHTER Beschäftig­t jetzt auch den Bund der Steuerzahl­er: Überrest des Eschersteg­s am Bahnhof.

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