Schwäbische Zeitung (Biberach)
Ein kleiner, friedlicher Zwischenruf
Wieder einmal stehen die Weihnachtstage bevor . Für uns in den Diensten der Caritas auch immer eine besondere Zeit. Fast scheint es, dass auch die Ratsuchenden mit anderen Erwartungen zu uns kommen. Konflikte, die das ganze Jahr in der Familie oder Beziehung ausgetragen wurden, sollen vor den Weihnachtstagen noch schnell beendet, verändert, „geheilt“werden. Es sollen doch friedliche, harmonische Tage werden. In diesen Tagen wird das Wort Frieden so oft wie sonst nie im Jahr benutzt. Das zumindest ist unser Eindruck.
Frieden in unserer Welt, in unseren Familien, in unserer Gesellschaft. Als Appell, als Bitte, als Hoffnung, als Erwartung. Manchmal „hochaufgeladen“und inhaltlich überfrachtet. Manchmal der Gewohnheit folgend, dieses Wort in die Weihnachtstage „einzubauen“, weil es sich so gehört. Aber ich bin überzeugt, dass dahinter mehr steht. Vielleicht eine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit und Heilwerden. Nach Ankommen und bei aller eigenen Unvollkommenheit so angenommen zu sein, wie man ist. Wir spüren, dass wir in allen Unsicherheiten das Bedürfnis nach einer sicheren Basis haben. Nach etwas, das nicht an diese Welt gebunden ist, sondern darüber hinausreicht. Welches nichts mit Leistung, Stärke oder Exklusivität zu tun hat sondern zerbrechlich und zart daherkommt und doch alles in gutem Sinne überwinden kann. Eine ausgesprochene Einladung, die in ganz besonderer Form im Advent und an Weihnachten an uns ergeht. Eine Einladung zu einem „inneren Ankommen bei sich selbst“mit seinen Stärken und Schwächen, Ratlosigkeit, Mut und Mutlosigkeit, Sehnsüchten und Hoffnungen. Weihnachten und die Tage davor werden dann zu einer freundlich-friedlichen Einladung von einem menschgewordenen Gott, der uns das Beste wünscht – in diesem Sinne ist es in Ordnung, von diesen Tagen etwas Besonderes zu erwarten.