Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Das war ein echtes Abenteuer“
Haslacher Ehepaar nimmt an Tajik Rallye teil und und berichtet von seinen Erlebnissen
HASLACH - Es gibt Auszeiten, nach denen es sehr schwer ist, daheim wieder anzukommen. Nur drei Wochen war Bianca Lenck zusammen mit ihrem Mann und zwei Freunden unterwegs. Doch die Teilnahme an der Tajik Rallye, in der die beiden Teams 10 000 Kilometer überwunden haben, hat die Haslacherin verändert. „Wenn man sieht, wie die Menschen in Tadschikistan oder Moldawien leben, rückt das vieles in unserem Leben in eine andere Perspektive“, sagt sie rückblickend. Diese drei Wochen waren kein normaler Urlaub. „Das war ein echtes Abenteuer – und ich habe jede Sekunde genossen,“sagt sie.
Ein Fan von Pauschalurlauben waren Bianca Lenck und ihr Mann noch nie. Doch mit einem alten VW Golf Caravan von Deutschland bis nach Tadschikistan zu fahren, einem der unbekanntesten und höchstgelegenen Alpinländer der Welt, das war sogar für sie Neuland. Bianca Lenck und Tanja Schäffeler, die das eine Team bildeten, kennen sich aus dem Musikverein Haslach. Die Idee, überhaupt an der internationalen Rallye teilzunehmen, stammte von dem 73jährigen Willi Günther, der schon bei einigen Rallyes mitgefahren war. Mit ihm im Auto saß René Lenck.
Erste Panne nach zwei Tagen
„Bereits am zweiten Tag hatten wir in Rumänien die erste Panne“, berichtet Bianca Lenck. „Wir hatten jedoch überhaupt keine Probleme, eine Werkstatt zu finden und haben uns dort gleich mit ein paar Menschen angefreundet, die unglaublich hilfsbereit waren“, erzählt sie. Mit nur einem Tag Verzögerung konnte die Crew nach der ersten Panne weiterfahren. Um den Zeitverlust wieder wettzumachen, entschied die Gruppe sich zu einer ersten Planänderung. Anstatt durch die Türkei zu fahren, nahmen sie die kürzere Route über Moldawien – wo sie dann erneut eine Panne hatten.
Danach gefragt, fällt es der Rallyefahrerin schwer, den einen besonders schönen Moment auf dieser Reise zu nennen. „Es gab jeden Tag neue Highlights. Wir haben überall eine sehr große Gastfreundschaft erlebt, die wir in Deutschland so nicht kennen“, sagt sie. Die Menschen seien mit großer Neugierde und Freude auf sie zugegangen, hätten ihr Zuhause für die vier Reisenden geöffnet und sie unterstützt. „Als wir in Kasachstan auf dem Weg zum Aralsee waren, haben wir uns mit Einheimischen angefreundet, die uns in ihr Heim eingeladen und für uns gekocht haben. Das hat uns alle sehr berührt.“
Obwohl die meisten Menschen kein Englisch sprachen, sei eine Kommunikation immer irgendwie möglich gewesen. „Wir hatten ein Karte mit unserer Reiseroute vorne im Auto hängen, das sorgte immer für Gesprächsstoff“, erklärt René Lenck. Mit Gesten und einzelnen Wörtern sei es fast immer gelungen, sich irgendwie zu unterhalten. „Manchmal gab es auch einen Lastwagenfahrer oder jemand anderen, der dann doch etwas Englisch konnte“, erinnert er sich.
Schwierig wurde die Reise erst, als die beiden Teams den PamirHighway erreichten. „Es gab so gut wie keine Straßen in diesem Gebiet, wir mussten über freies Feld und Bianca Lenck durch Flüsse fahren“, so Bianca Lenck. Kurz nach der Grenzüberquerung in Kirgistan ging es in steilen Serpentinen den Berg hinauf. Das Wetter war schlecht und je höher die Autos fuhren, umso dünner wurde die Luft. „Auf etwa 4000 Meter erkannten wir, dass das Auto der Frauen immer schlechter fuhr und die ganze Strecke über den Pass wahrscheinlich nicht schaffen würde“, erinnert sich ihr Mann. Um kein Risiko einzugehen, entschied sich die Crew umzudrehen. Stattdessen gelangten sie über einen anderen, ungefährlicheren Pass zu ihrem Ziel, der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe.
Spende für Caritas-Projekt
Dort angekommen, übergaben die vier ihre beiden Autos an das lokale Caritas-Team. Der Verkaufserlös und die gesammelten Spenden gehen an ein Caritas-Projekt, das behinderte Kinder in Tadschikistan unterstützt. „Wir haben erfahren, dass in Tadschikistan behinderte Kinder von ihren Familien versteckt werden, weil sie als Sünde gelten. Das Caritas-Projekt soll diesen Kindern ein besseres Leben ermöglichen“, erklärt Bianca Lenck.
Zurück in Haslach sind die Reisenden überwältigt von der großen Anteilnahme im gesamten Dorf. „Da unser Auto einen GPS-Sender hatte, haben viele Freunde und Bekannte unsere Reise genau verfolgt. Seit wir wieder hier sind, werden wir permanent auf die Rallye angesprochen und das freut uns sehr.“Aus diesem Grund haben die beiden Teams sich auch entschlossen, ihre Erlebnisse mit ihren Fans zu teilen. Anfang 2018 soll es einen Foto-Vortrag geben. Der Termin wird in der Schwäbischen Zeitung bekannt gegeben.
„Wenn man sieht, wie die Menschen dort leben, rückt das vieles in unserem Leben in eine andere Perspektive“