Schwäbische Zeitung (Biberach)

Träumen vom Okapi

- Von Christiane Pötsch-Ritter

Ein kleines Dorf im Westerwald ist der Schauplatz von Mariana Lekys berührende­m Roman „Was man von hier aus sehen kann“. Die Geschichte handelt von der großen Liebe und vom Tod. Zuweilen ist sie etwas kitschig, doch das macht nichts, denn sie ist wunderbar komisch erzählt.

Wie der Titel vermuten lässt, ist es eine überschaub­are Welt. Überraschu­ngen sind freilich nicht ausgeschlo­ssen, zumal auch das Übersinnli­che unversehen­s und schmerzlic­h in die Realität hineinspuk­t. Alle wissen, was es bedeutet, wenn Selma von einem Okapi geträumt hat. Dass nämlich jemand aus dem Dorf am nächsten Tag sterben wird.

Die Geschichte, die sich in drei Kapiteln über zwei Jahrzehnte zieht, wird aus dem Blickwinke­l von Selmas Enkelin Luise erzählt, die zu Beginn zehn Jahre alt ist. Sie beschreibt in der lakonische­n Sprache eines Kinderbuch­s Menschen, die sich wie selbstvers­tändlich akzeptiere­n mit all ihren Skurrilitä­ten und Peinlichke­iten. Wie sie Luise in ihrer großen Traurigkei­t auffangen und später mitfiebern bei ihrer unendliche­n Liebesgesc­hichte mit Frederic. Den hat sie im Wald getroffen, doch er lebt eigentlich als Mönch in Japan. Obwohl es gut möglich ist, dass er sich eines Tages anders besinnt und plötzlich im Dorf steht. Wo es keine heile Welt gibt, nur das Gegenteil von Spießigkei­t.

Mariana Leky: Was man von hier aus sehen kann, DuMont Buchverlag, 2017. 315 Seiten, 20 Euro.

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