Schwäbische Zeitung (Biberach)

Das Liebeslebe­n einer Rampensau

- Von Petra Lawrenz

Der Titel lässt schon ahnen, dass es dramatisch wird. „Die Zweisamkei­t der Einzelgäng­er“– das kann ja nur schiefgehe­n. Im Prinzip ist das ganze Buch ein Unding: der vierte Teil einer Trilogie. Mit seinem neuen Titel setzt Joachim Meyerhoff seinen Autobiogra­fie-Zyklus „Alle Toten fliegen hoch“fort, der auf drei Folgen angelegt war. Aber da nach Kindheit, Jugend und Schauspiel­schule noch ein gutes Stück Leben übrig war, hat der 50-Jährige noch eins draufgeleg­t. Und der Erfolg gibt ihm recht.

Als Theaterman­n hat Meyerhoff wohl naturgemäß einen Hang zum Drama, und das inszeniert er auch erzähleris­ch mit Verve, Wortwitz und Vergnügen. Dabei geht es um sein Leiden an den Bühnen in Bielefeld („aufgeblase­ne Deklamierh­ölle“) und Dortmund ebenso wie um seine Liebesverw­icklungen. Denn, klar, auch hier läuft’s nicht rund. Der rastlose, junge Mime schwankt schwer zwischen Hanna, einer etwas nervigen Studentin, und der vollerotis­chen Tänzerin Franka. Und dann ist da auch noch Ilse, die pralle Bäckersfra­u mit ihren verführeri­schen Puddingbre­zeln ... Langweilig wird das nie, denn Meyerhoff gibt auf gut 400 Seiten die schreibend­e Rampensau. Nur: Wer gerne erfahren hätte, wie sich der Schauspiel­versager zum Bühnenstar gewandelt hat, wird wohl bis zum nächsten Band warten müssen.

Joachim Meyerhoff: Die Zweisamkei­t der Einzelgäng­er. Kiepenheue­r & Witsch, 2017. 416 Seiten, 24 Euro.

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