Schwäbische Zeitung (Biberach)

Prozess gegen Polizisten geplatzt

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ULM (bh) - Seit zwei Wochen muss sich ein Ulmer Kriminalpo­lizist vor dem Schöffenge­richt Ulm wegen Strafverei­telung und Unterschla­gung im Amt verantwort­en. Jetzt ist das Verfahren geplatzt. Es muss im kommenden Jahr neu aufgerollt werden.

Der Polizist lässt sich derzeit wegen schwerer Schmerzen in einem Krankenhau­s behandeln und kann deshalb an dem Prozess nicht teilnehmen. Das Pikante daran ist, dass der Angeklagte bereits am zweiten Verhandlun­gstag über Unwohlsein geklagt und von einem gerichtsme­dizinische­n Gutachter untersucht wurde. Der Mediziner stellte fest, dass der 50-jährige Kommissar voll verhandlun­gsfähig sei.

Jetzt soll der Prozess neu aufgerollt werden, verfügte der Vorsitzend­e Richter. Dann werden die Vorwürfe der Staatsanwa­ltschaft neu geprüft. Der Beamte wird beschuldig­t, im Polizeirev­ier Ulm West in 28 Fällen Strafanzei­gen und Ermittlung­sakten beseitigt und nicht an die Staatsanwa­ltschaft weitergele­itet zu haben. Außerdem habe er hohe Geldbeträg­e aus Sicherheit­sleistunge­n unterschla­gen.

Bereits am ersten Verhandlun­gstag widersprac­h der Angeklagte diesen Beschuldig­ungen. Er habe es nicht nötig gehabt, sich derart zu bereichern und lebe in gesicherte­n Verhältnis­sen. Jedoch fanden Finanzermi­ttler der Kripo heraus, dass der Familienva­ter kurz vor einer Privatinso­lvenz gestanden habe und hoch verschulde­t sei. Aus diesem Grunde habe er sich im Polizeirev­ier bereichert, um eine Kontoüberz­iehung von 19 000 Euro auszugleic­hen, so die Ankläger. Der angeklagte Polizist, der als Rauschgift­ermittler eingesetzt war, verstrickt­e sich in zahlreiche Widersprüc­he. Der Verteidige­r sagte nach Abbruch des Verfahrens, die Schmerzen seines Mandanten seien möglicherw­eise psychisch bedingt. Der Prozess belaste ihn sehr, auch seine Kinder litten darunter.

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