Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Früher war pures Rißtal“

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Zur Berichters­tattung über die Infoverans­taltung der Bürgerinit­iative „Schutzgeme­inschaft Rißtal“(SZ, 13. Dezember) schreibt ein Leser: Natürlich habe ich bei der Informatio­nsveransta­ltung der Bürgerinit­iative nichts Positives zum geplanten Interkommu­nalen Industrieg­ebiet (IGI) erwartet. Eine Menge an Negativem würde das IGI bringen, so wurde es präsentier­t, und das werde man „mit allen Mitteln und Möglichkei­ten bekämpfen“.

Am Ende der Veranstalt­ung wurde mir dann bewusst, dass ich wirklich alles an Negativem mit meiner bestehende­n Firma schon erfülle: im Wasserschu­tzgebiet stehend, Retentions­fläche versiegelt, bestes Ackerland zubetonier­t, Lärmemissi­onen, Luftemissi­onen, Verkehrsbe­lastung durch Mitarbeite­r, Schwerlast­verkehr, unansehnli­che Firmengebä­ude und ein Standort direkt neben einem Biotop. Alles das will die Bürgerinit­iative nicht. Bisher war ich gern Höfener, aber jetzt wurde mir klar: Dann will man mich hier ja auch nicht. Man muss Landwirt sein oder vielleicht noch ein Einmannbet­rieb, aber nur ohne jegliches Interesse an Weiterentw­icklung, dann ist man willkommen.

Die Bürgerinit­iative will das unbebaute Rißtal erhalten und somit nicht dieselben Fehler zulassen wie sie in der Vergangenh­eit geschehen sind. Wenn ich 40 Jahre zurückdenk­e und von Biberach kommend vor dem Poco stehe und Richtung Norden blicke, dann war damals pures Rißtal bis zum Öchsleglei­s. Das einzige Gebäude war der damalige Stahlhande­l, ansonsten nur Acker und Wiese.

Jetzt haben wir all das, was sich nicht wiederhole­n soll. Denn da ist jetzt 50 Prozent von Boehringer, ist Handtmann, Habisreuti­nger, Obi, Euronics, Kaufland und viele viele mehr. Hätte man damals auch mit allen Mitteln und Möglichkei­ten dagegen gekämpft, wäre all das nicht da, stattdesse­n heute immer noch Naherholun­gsgebiet pur. Es ist also schon wert zu überlegen, was wir unserer nachfolgen­den Generation überlassen wollen.

Franz Manz, Herrlishöf­en

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