Schwäbische Zeitung (Biberach)
Keine Nahwärme für das neue Baugebiet
Auch das neue Feuerwehrhaus in Ochsenhausen bekommt keinen Nahwärme-Anschluss
OCHSENHAUSEN - Das neue Baugebiet „Siechberg III“in Ochsenhausen wird nicht an die Nahwärme Ochsenhausen (NWO) angeschlossen. Diese Entscheidung traf der Gemeinderat am Dienstagabend. Die Gemeinderäte wollen den Grundstückseigentümern die freie Wahl bei der Wärmeversorgung überlassen, was bei einem Votum für die NWO nur bedingt der Fall gewesen wäre. Im gleichen Zug entschied sich das Gremium damit auch gegen die Nahwärme für das neue Feuerwehrhaus, da für die NWO nur die gemeinsame Versorgung von Neubaugebiet und Feuerwehrhaus in Frage gekommen wäre.
Um diese komplexe Thematik aufzuarbeiten, hatte die Stadtverwaltung das Ingenieurbüro Fischer aus Biberach beauftragt, verschiedene Möglichkeiten für die Wärmeversorgung der beiden Gebiete zu untersuchen. Für die 81 Bauplätze im geplanten Neubaugebiet „Siechberg III“wurden fünf Varianten miteinander verglichen: Nahwärmeanschluss NWO, Holzpelletkessel mit PelletSacksilo, Gas-Brennwertkessel mit thermischer Solaranlage, Luft/Wasser-Wärmepumpe und Kompressions-Sole/Wasser-Wärmepumpe mit Erdsonde.
Klaus Dangel vom Ingenieurbüro präsentierte die Ergebnisse, die die Nahwärme favorisierten. Die anderen Varianten seien sowohl bei der Anschaffung als auch bei den Jahreskosten teurer.
Die Nahwärme Ochsenhausen hatte im Vorfeld bereits signalisiert, dass sie Interesse an der Versorgung des neuen Baugebiets und des Feuerwehrhauses habe – aber nur, wenn eine entsprechende Anzahl (etwa 80 Prozent) der Häuser im Neubaugebiet tatsächlich angeschlossen werde. NWO-Geschäftsführer Klaus Schwarz erklärte dies später damit, dass rund 2,5 Kilometer Leitungsnetz verlegt werden müssten. Man spreche von einer Investitionssumme zwischen 1,3 und 1,5 Millionen Euro, für die NWO sei das Projekt sicher keine „Cashcow“.
Um der NWO diese Planungssicherheit zu geben, wurden zwei Varianten ausgearbeitet. Die erste sieht vor, dass jeder Grundstückseigentümer beim Kauf eines Bauplatzes 12 000 Euro extra bezahlt. Dafür bekommt er die komplette Wärmeversorgung einschließlich Zuleitung und Installation der Übergabestation. Sprich: Der Bauplatzkäufer wäre gezwungen, den Nahwärmeanschluss zu nehmen, kann aber die Wärmeversorgung selbst wählen. Variante zwei beinhaltet die Verlegung des Nahwärmenetzes bis in die Straßen des Neubaugebiets. Jeder Bauherr könnte dann selbst entscheiden, ob er einen Anschluss will, müsste aber beim Bauplatzkauf unabhängig davon, ob er die Nahwärme bevorzugt, zusätzlich circa 11,50 Euro pro Quadratmeter bezahlen. Der tatsächliche Anschluss der Nahwärme würde weitere 4000 Euro kosten.
Beide Varianten stießen im Gemeinderat auf wenig Gegenliebe. „Wir können den Grundstückseigentümern doch nicht sagen, was sie anschließen sollen“, sagte Hubert Schafitel (CDU), der außerdem der Meinung war, dass die anderen Möglichkeiten der Wärmeversorgung in der vorgestellten Untersuchung zu schlecht abschnitten. Auch Thomas Wölfle (Freie Wähler) kritisierte den „Anschluss- und Benutzungszwang“. Nachdem sich weitere Gemeinderäte ähnlich geäußert hatten, verwies Johannes Sauter (Freie Wähler) darauf, dass Ochsenhausen ausgezeichnete European-Energy-Award-Gemeinde ist. „Das scheint aber keinen zu interessieren, hier könnten wir wirklich mal etwas machen.“Er spreche sich klar für die Nahwärme aus, sagte Sauter. „Es wird keiner übers Ohr gehauen und es ist eine saubere und günstige Lösung.“
Johannes Remmele (CDU) gab zu bedenken, dass noch niemand wisse, was der Quadratmeter Bauland im neuen Baugebiet kostet. Dabei wolle man doch zuerst wissen, wie teuer der Bauplatz ist, und dann, welche Anschlussmöglichkeiten es zu welchem Preise gibt. Er sei es leid, dieses Thema wegen des Feuerwehrhauses zum jetzigen Zeitpunkt zu diskutieren, echauffierte sich Remmele. „Wir leben in einem freien Land. Da will ich mir doch nicht sagen lassen, was ich anschließen soll. Das geht nicht.“ Stadtbaumeister Rolf Wiedmann erklärte ergänzend, dass er für die Ausschreibung beim Feuerwehrhaus jetzt wissen müsse, ob die Nahwärme genutzt wird, da die Infrastruktur Platz brauche. Das Votum gegen die Nahwärme war in der Folge keine Überraschung mehr. Bei zwei Gegenstimmen und drei Enthaltungen entschied sich die große Mehrheit der Gemeinderäte für eine Individuallösung eines jeden Bauherren.
Keine Pellets-Lösung
Die Nahwärme für das Baugebiet „Siechberg III“war damit ebenso vom Tisch wie für das neue Feuerwehrhaus. Die Verwaltung favorisierte für das Feuerwehrhaus stattdessen einen Holzpellets-Kessel. Unter anderem, weil der Wärmebedarf zu 15 Prozent durch Erneuerbare Energien gedeckt werden muss. Solar könne beim Erreichen dieser 15 Prozent bislang nicht berücksichtigt werden, ergänzte Klaus Dangel, auch wenn sich dies in absehbarer Zeit ändern könne. Der Gemeinderat entschied sich auch hier anders als von der Verwaltung vorgeschlagen. Die Pellets-Lösung fand keine Zustimmung, was beispielsweise mit einem höheren Wartungsaufwand begründet wurde. Bei vier Enthaltungen stimmten die Gemeinderäte für einen Gas-Brennwertkessel mit Wasser-Wärmepumpe. Außerdem soll eine Vorrichtung für eine PV-Anlage angebracht werde, um hier später gegebenenfalls nachrüsten zu können.