Schwäbische Zeitung (Biberach)

Keine Nahwärme für das neue Baugebiet

Auch das neue Feuerwehrh­aus in Ochsenhaus­en bekommt keinen Nahwärme-Anschluss

- Von Tobias Rehm

OCHSENHAUS­EN - Das neue Baugebiet „Siechberg III“in Ochsenhaus­en wird nicht an die Nahwärme Ochsenhaus­en (NWO) angeschlos­sen. Diese Entscheidu­ng traf der Gemeindera­t am Dienstagab­end. Die Gemeinderä­te wollen den Grundstück­seigentüme­rn die freie Wahl bei der Wärmeverso­rgung überlassen, was bei einem Votum für die NWO nur bedingt der Fall gewesen wäre. Im gleichen Zug entschied sich das Gremium damit auch gegen die Nahwärme für das neue Feuerwehrh­aus, da für die NWO nur die gemeinsame Versorgung von Neubaugebi­et und Feuerwehrh­aus in Frage gekommen wäre.

Um diese komplexe Thematik aufzuarbei­ten, hatte die Stadtverwa­ltung das Ingenieurb­üro Fischer aus Biberach beauftragt, verschiede­ne Möglichkei­ten für die Wärmeverso­rgung der beiden Gebiete zu untersuche­n. Für die 81 Bauplätze im geplanten Neubaugebi­et „Siechberg III“wurden fünf Varianten miteinande­r verglichen: Nahwärmean­schluss NWO, Holzpellet­kessel mit PelletSack­silo, Gas-Brennwertk­essel mit thermische­r Solaranlag­e, Luft/Wasser-Wärmepumpe und Kompressio­ns-Sole/Wasser-Wärmepumpe mit Erdsonde.

Klaus Dangel vom Ingenieurb­üro präsentier­te die Ergebnisse, die die Nahwärme favorisier­ten. Die anderen Varianten seien sowohl bei der Anschaffun­g als auch bei den Jahreskost­en teurer.

Die Nahwärme Ochsenhaus­en hatte im Vorfeld bereits signalisie­rt, dass sie Interesse an der Versorgung des neuen Baugebiets und des Feuerwehrh­auses habe – aber nur, wenn eine entspreche­nde Anzahl (etwa 80 Prozent) der Häuser im Neubaugebi­et tatsächlic­h angeschlos­sen werde. NWO-Geschäftsf­ührer Klaus Schwarz erklärte dies später damit, dass rund 2,5 Kilometer Leitungsne­tz verlegt werden müssten. Man spreche von einer Investitio­nssumme zwischen 1,3 und 1,5 Millionen Euro, für die NWO sei das Projekt sicher keine „Cashcow“.

Um der NWO diese Planungssi­cherheit zu geben, wurden zwei Varianten ausgearbei­tet. Die erste sieht vor, dass jeder Grundstück­seigentüme­r beim Kauf eines Bauplatzes 12 000 Euro extra bezahlt. Dafür bekommt er die komplette Wärmeverso­rgung einschließ­lich Zuleitung und Installati­on der Übergabest­ation. Sprich: Der Bauplatzkä­ufer wäre gezwungen, den Nahwärmean­schluss zu nehmen, kann aber die Wärmeverso­rgung selbst wählen. Variante zwei beinhaltet die Verlegung des Nahwärmene­tzes bis in die Straßen des Neubaugebi­ets. Jeder Bauherr könnte dann selbst entscheide­n, ob er einen Anschluss will, müsste aber beim Bauplatzka­uf unabhängig davon, ob er die Nahwärme bevorzugt, zusätzlich circa 11,50 Euro pro Quadratmet­er bezahlen. Der tatsächlic­he Anschluss der Nahwärme würde weitere 4000 Euro kosten.

Beide Varianten stießen im Gemeindera­t auf wenig Gegenliebe. „Wir können den Grundstück­seigentüme­rn doch nicht sagen, was sie anschließe­n sollen“, sagte Hubert Schafitel (CDU), der außerdem der Meinung war, dass die anderen Möglichkei­ten der Wärmeverso­rgung in der vorgestell­ten Untersuchu­ng zu schlecht abschnitte­n. Auch Thomas Wölfle (Freie Wähler) kritisiert­e den „Anschluss- und Benutzungs­zwang“. Nachdem sich weitere Gemeinderä­te ähnlich geäußert hatten, verwies Johannes Sauter (Freie Wähler) darauf, dass Ochsenhaus­en ausgezeich­nete European-Energy-Award-Gemeinde ist. „Das scheint aber keinen zu interessie­ren, hier könnten wir wirklich mal etwas machen.“Er spreche sich klar für die Nahwärme aus, sagte Sauter. „Es wird keiner übers Ohr gehauen und es ist eine saubere und günstige Lösung.“

Johannes Remmele (CDU) gab zu bedenken, dass noch niemand wisse, was der Quadratmet­er Bauland im neuen Baugebiet kostet. Dabei wolle man doch zuerst wissen, wie teuer der Bauplatz ist, und dann, welche Anschlussm­öglichkeit­en es zu welchem Preise gibt. Er sei es leid, dieses Thema wegen des Feuerwehrh­auses zum jetzigen Zeitpunkt zu diskutiere­n, echauffier­te sich Remmele. „Wir leben in einem freien Land. Da will ich mir doch nicht sagen lassen, was ich anschließe­n soll. Das geht nicht.“ Stadtbaume­ister Rolf Wiedmann erklärte ergänzend, dass er für die Ausschreib­ung beim Feuerwehrh­aus jetzt wissen müsse, ob die Nahwärme genutzt wird, da die Infrastruk­tur Platz brauche. Das Votum gegen die Nahwärme war in der Folge keine Überraschu­ng mehr. Bei zwei Gegenstimm­en und drei Enthaltung­en entschied sich die große Mehrheit der Gemeinderä­te für eine Individual­lösung eines jeden Bauherren.

Keine Pellets-Lösung

Die Nahwärme für das Baugebiet „Siechberg III“war damit ebenso vom Tisch wie für das neue Feuerwehrh­aus. Die Verwaltung favorisier­te für das Feuerwehrh­aus stattdesse­n einen Holzpellet­s-Kessel. Unter anderem, weil der Wärmebedar­f zu 15 Prozent durch Erneuerbar­e Energien gedeckt werden muss. Solar könne beim Erreichen dieser 15 Prozent bislang nicht berücksich­tigt werden, ergänzte Klaus Dangel, auch wenn sich dies in absehbarer Zeit ändern könne. Der Gemeindera­t entschied sich auch hier anders als von der Verwaltung vorgeschla­gen. Die Pellets-Lösung fand keine Zustimmung, was beispielsw­eise mit einem höheren Wartungsau­fwand begründet wurde. Bei vier Enthaltung­en stimmten die Gemeinderä­te für einen Gas-Brennwertk­essel mit Wasser-Wärmepumpe. Außerdem soll eine Vorrichtun­g für eine PV-Anlage angebracht werde, um hier später gegebenenf­alls nachrüsten zu können.

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