Schwäbische Zeitung (Biberach)
Kritik an Personalschlüssel und geringer Einbindung
Erfahrungsaustausch der Bewohnerbeiräte und Bewohnerfürsprecher stößt auf großes Interesse
BIBERACH (sz) - Der Kreisseniorenrat (KSR) Biberach hat die Beiratsund Bewohnerfürsprechermitglieder der Pflegeeinrichtungen zum vierten jährlichen Erfahrungsaustausch in den Konferenzraum des Landratsamts eingeladen. Der KSR verzeichnet dabei erfreut ein steigendes Interesse. So folgten in diesem Jahr 20 von zurzeit circa 95 Ehrenamtlichen der Einladung.
Der Vorsitzende des KSR Biberach, Harald Müller, begrüßte neben den Teilnehmern als Gäste aus dem Landratsamt auch die Vertretung der Heimaufsicht, Ursula Gaus und Stefanie Hofbaur-Schmid, sowie die Fachberaterin Altenhilfe Gertraud Koch, die diese Aufgabe in diesem Jahr übernommen hat.
Müller betonte in seinem Grußwort, dass der KSR nicht nur „Aushängeschild, sondern auch ein Mitgestaltungsfaktor der Altenarbeit im Landkreis ist. Daher wird er dafür Sorge tragen, dass der Kreisseniorenplan nicht in den Archiven der Rathäuser und Behörden verschwindet, sondern als Gestaltungselement aktuell bleibt.“Dem Kreisseniorenrat ist auch die Vernetzung mit anderen Bereichen der Altenhilfe und -beratung wichtig. Daher ist der KSR seit 2016 auch Mitglied der „Bundesinteressenvertretung für alte und pflegebetroffene Menschen“(Biva, Bonn). Die Biva kann kompetent und umfassend zu allen Fragen des Heimrechts und des Lebens im Alter kostenlos beraten. Ebenso wird der KSR über alle aktuellen Entwicklungen in diesen Bereichen unterrichtet. Mit der Aufforderung „Nehmen Sie unsere Hilfe an, sie sind damit nicht mehr allein auf weiter Flur“übergab er an den stellvertretenden Vorsitzenden Rudolf Hartmann, der im KSR für dieses Themenfeld verantwortlich ist. Im Mittelpunkt des nächsten Tagesordnungspunkts stand der Erfahrungsaustausch der Beiratsvertreter. In den Beiträgen der Teilnehmer wurden vor allem wieder der mangelhafte Personalschlüssel in den Pflegeheimen kritisiert sowie die oft mangelhafte Beteiligung der Bewohnerbeiräte bei wichtigen Baumaßnahmen und Pflegesatzverhandlungen durch die Einrichtungsleitungen beziehungsweise Träger.
Eine Nachtwache für 45 Bewohner
Das Problem des Personalschlüssels griffen Ursula Gaus und Stefanie Hofbaur-Schmid in ihrem Vortrag auf. Seit Januar 2017 wird die Personalausstattung nach Pflegegraden berechnet. Es wurde deutlich, dass aufgrund der neuen Landespersonalverordnung die Einteilung der Beschäftigten in Pflegefachkräfte (PFK), Fachkräfte (FK), Assistenzkräfte (HK) und angelernte Kräfte erfolgt. Kritisch sahen die Teilnehmer den Einsatz einer PFK im Tagdienst für 30 Bewohner und die Präsenz von nur einer Fachkraft als Nachtwache für maximal 45 Bewohner. Die genaue Personalausstattung wird mit den Pflegekassen vereinbart. Eine abschließende Beurteilung der Auswirkungen der neuen Landespersonalverordnung und der neuen Einstufung der Bewohner nach Pflegegraden ist abschließend noch nicht möglich. Allerdings sind nach Meinung der Teilnehmer grundlegende Verbesserungen der Präsenz der Pflegekräfte eher nicht zu erwarten.
In zwei weiteren Kurzvorträgen stellte Hartmann dann wesentliche Aspekte der Vorbereitung und Durchführung der jährlich durchzuführenden Bewohnerversammlungen und der Mitwirkung bei Pflegesatzverhandlungen vor. Er bemängelte vor allem die mangelhafte Beteiligung der Bewohnerbeiräte bei den Pflegesatzverhandlungen. Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass die aus den Pflegesatzverhandlungen resultierenden finanziellen Erhöhungen allein nur die Bewohner zu tragen haben. Grundsätzlich wäre es erforderlich, die Landesheimmitwirkungsverordnung zu ändern, um damit die Beteiligung der Bewohnerschaft zu stärken.
Auf vielfachen Wunsch der Teilnehmer wurde am Ende der Veranstaltung noch eine Weiterbildungsveranstaltung zum Thema Bewohnerbeiräte vereinbart, die am 20. Januar im Sportheim in Mietingen stattfinden soll. Anmeldungen sind per E-Mail an rudolf.hartmann@web.de möglich.