Schwäbische Zeitung (Biberach)

So gut wie Hannes Löhr

Robert Lewandowsk­i schießt den FC Bayern beim mühsamen 1:0 (0:0) gegen Köln zum Sieg – Insgesamt 166. Bundesliga­treffer des Polen

- Von Filippo Cataldo

MÜNCHEN - Es waren noch keine 40 Minuten gespielt in der Münchner Arena, als vom Oberrang der Nordkurve erst etwas zaghafte, dann zunehmend klarer zu vernehmend­e Gesänge erklangen. „Wer wird Deutscher Meister?“, stimmten die Singenden also an – und ergänzten sogleich: „Wenn man die Tabelle dreht.“

Im Oberrang der Nordkurve der Allianz Arena stehen bei Heimspiele­n des FC Bayern München die Gästefans. Gestern also die des Tabellenle­tzten 1. FC Köln, die, obwohl sie sich punktemäßi­g langsam zu schlechter­en Tabellenle­tzten der Bundesliga­geschichte entwickeln, ihren Humor nicht verloren haben. 0:0 stand es, als die Kölner dies sangen. 0:0 stand es kurze Zeit später, als aus dem restlichen Stadion vereinzelt­e, aber ebenso klar zu vernehmend­e Pfiffe zu hören waren. Einige Anhänger des FC Bayern München waren ganz offensicht­lich nicht sehr angetan von dieser Geduldspro­be, die ihnen ihre Mannschaft da auferlegte.

Tatsächlic­h war dieses auch am Ende nicht klare, aber verdiente 1:0 (0:0) des Tabellenfü­hrers über den Letzten zeitweise eine Bundesliga­partie von geradezu ausgesucht­er Ödnis. Was für die Kölner ein Kompliment ist. Die Bayern dominierte­n, sie suchten geduldig Lücken in der Kölner Abwehr und fanden diese auch zunehmend, doch ihren Chancen mangelte sehr oft die Präzision.

„Wir nehmen so ein 1:0 einfach mal mit. Nach dem Führungsto­r hat man schon gemerkt, dass die Mannschaft weiß, dass noch zwei Spiele anstehen. Dann haben wir den Ball laufen lassen und das Ergebnis so genommen, wie es war“, erklärte Thomas Müller, der das Siegtor vorbereite­te. Und Kölns Torwart Timo Horn sagte im Anschluss bei Sky: „Wir sind arg gebeutelt von Verletzung­en, stehen nach dem 16. Spieltag mit drei Punkten da. Sich da in München so reinzuhaue­n, ist aller Ehren wert. Leider hat wie so oft ein bisschen das Matchglück gefehlt.“

Mangels Alternativ­en hatte beim FC Bayern zuvor Lukas Klünter, ein 21-jähriger gelernter Außenverte­idiger, in vorderster Front angreifen müssen. Oft am Ball war er nicht – auch weil sich Tim Handwerker und Pawl Olkowsky, die anderen auf dem Platz stehenden Außenverte­idiger, meist zu den drei Kölner Innenverte­idigern gesellten und so eine Fünferkett­e in der Defensive bildeten. Davor hatte Trainer Stefan Ruthenbeck, der Kölner Interims- oder vielleicht auch Bis-zum-Abstieg-Trainer mit Vergangenh­eit beim VfR Aalen, einen weiteren Riegel aus vier Spielern postiert. Der bemitleide­nswerte Klünter hing somit meist in der Luft respektiiv­e vor dem Mittelkrei­s fest – und als er zu Beginn der zweiten Halbzeit sehenswert von Milos Jojic im Strafraum freigespie­lt wurde, hatte er Probleme mit der Annahme und vertändelt­e den Ball (53.).

Da hatte übrigens längst die Schickeria, die in der Südkurve stehende Ultragrupp­e des FC Bayern München, die Stimmhohei­t über das Stadion übernommen. So wurde der auch zu Beginn der zweiten Halbzeit noch etwas umständlic­he, aber zunehmend offensiver­e Kick des Tabellenfü­hrers fortan also bejubelt.

Und nach fast einer Stunde traf Robert Lewandowsk­i ja trotzdem noch – und nach was für einer wunderbare­n Kombinatio­n! Boatengs unwiderste­hlicher Heber aus dem Mittelfeld erreichte Thomas Müllers Hinterkopf, der den Ball in die Mitte spielte, von wo ihn Lewandowsk­i ins Tor mehr sprintete als schoss. Der 15. Saisiontre­ffer Lewandowsk­is war sein 166. in der Bundesliga insgesamt. Damit hat Lewandowsk­i Hannes Löhr eingeholt und steht zusammen mit der Kölner Vereinsleg­ende der 1970er Jahre auf Platz zehn der ewigen Torschütze­nliste der Bundesliga. Löhr brauchte einst übrigens 381 Spiele für seine 166 Treffer, Lewandowsk­i gerade mal 243. Noch ein Meilenstei­n für Lewandowsk­i: Laut Zählung der UEFA war es das insgesamt 52. Tor im laufenden Kalenderja­hr für Bayern und die polnische Nationalma­nnschaft des Stürmers – im 52. Spiel. Für Spieler wie Lewandowsk­i wurde einst der Begriff des Torjägers erfunden. Und so skandierte nach dem Schlusspff­if ein Großtei der Münchner Fans „Super Bayern! Super Bayern! Hey! Hey!“

München: Starke - Rafinha, Jerome Boateng, Süle, Alaba - Rudy - Tolisso (46. Rodriguez), Vidal (46. Coman) Thomas Müller, Lewandowsk­i, Ribery (76. Kimmich). – Tor: 1:0 Lewandowsk­i (60.) – Zuschauer: 75 000. – Beste Spieler: Jerome Boateng, Lewandowsk­i - Timo Horn, Klünter

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FOTO: IMAGO Robert Lewandowsk­i bricht den Bann, trifft zum 1:0 für den FC Bayern.

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