Schwäbische Zeitung (Biberach)

Geldstrafe für filmenden Gaffer

Urteil des Amtsgerich­ts Günzburg ist rechtskräf­tig – Internetnu­tzer finden Strafe zu milde

- Von Jasmin Amend

WEINGARTEN - Der filmende Gaffer aus Weingarten ist nun rechtskräf­tig verurteilt. Einen entspreche­nden Strafbefeh­l vom Amtsgerich­t Günzburg hat er stillschwe­igend akzeptiert, wie eine Sprecherin auf SZNachfrag­e bestätigt.

Der 50-Jährige fuhr am 5. September 2017 gegen 9.18 Uhr mit seinem Lastzug auf der A 8 bei Burgau (Landkreis Günzburg). Dort hatte sich gegen 9.15 Uhr ein Verkehrsun­fall ereignet, ein Motorradfa­hrer verstarb noch an der Unfallstel­le. „Der Angeklagte filmte den Verletzten sowie dessen abgerissen­es Bein, ohne dazu berechtigt zu sein“, so die Anklagesch­rift. „Dadurch verletzte er den höchstpers­önlichen Lebensbere­ich des Verunfallt­en.“

Ein Strafbefeh­l mit diesem Wortlaut wurde dem Angeklagte­n am 24. November zugestellt. „Dagegen wurde bis zum heutigen Tag kein Einspruch eingelegt“, sagt Iris Gross, Richterin und Pressespre­cherin des Amtsgerich­ts Günzburg. Der Strafbefeh­l sei somit rechtskräf­tig.

„Eine Woche an den Pranger“

Gegen den Angeklagte­n sei „wegen Verletzung des höchstpers­önlichen Bereichs durch Filmaufnah­men eine Geldstrafe in Höhe von 90 Tagessätze­n zu je 30 Euro (insgesamt 2700 Euro) festgesetz­t“worden. Das Gericht verhängte außerdem ein einmonatig­es Fahrverbot. Der Vorwurf der unterlasse­nen Hilfeleist­ung, der ursprüngli­ch auch im Raum stand, wurde aufgrund des schwerwieg­enderen Delikts fallen gelassen.

In dem sozialen Netzwerk Facebook wird das Thema derweil intensiv diskutiert. Dass der Gaffer eine Geldstrafe und ein Fahrverbot bekommt, finden viele Nutzer zu milde und fordern eine härtere Strafe. So wünscht sich etwa Mi C. auf Schwäbisch­e.de Oberschwab­en: „Fünf Jahre Gefängnis, 10 000 Euro Strafe und Führersche­inentzug auf Lebenszeit.“In der Gruppe „Du bist ein Ravensburg­er, weil ...“ist die Wut deutlicher zu spüren. Albert S. etwa polemisier­t: „Er sollte auf dem Münsterpla­tz eine Woche an den Pranger gestellt werden. Nur zur Abschrecku­ng, sensations­geiles Pack.“Auch Dani G. ärgert sich: „Sollte selbst mal in der Lage des Verletzten sein ... und dann Dutzende um ihn rum, die fotografie­ren.“Und Miriam B. wirft in den Raum: „Schade, dass es keine Filme für VR-Brillen gibt, um sich in die Rolle der Opfer einzufühle­n, wie es wäre, hilflos zu sein und nur begafft zu werden – so als belehrende Maßnahme ergänzend zum Idiotentes­t.“

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FOTO: DPA Ein Motorradfa­hrer kam am 5. September auf der A 8 bei Burgau bei einem Unfall ums Leben.

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