Schwäbische Zeitung (Biberach)

Viele Einbrüche, wenig Spuren

Von den Schwierigk­eiten, einer Bande aus Osteuropa auf die Schliche zu kommen

- Von Michael Peter Bluhm

ULM - Quasi unter den Augen der Polizei sind fünf Männer aus Osteuropa mit profession­ellem Werkzeug in einen Landgastho­f in einem kleinen Ort im Alb-Donau-Kreis im März dieses Jahres zu nächtliche­r Stunde eingebroch­en und haben einen Tresor geknackt.

Die Beute war gemessen am hohen Aufwand der Diebe vergleichs­weise gering. Mit 360 Euro Bargeld, ein paar Bananen und Alkoholwar­e flüchteten sie und wurden wenig später von den observiere­nden Beamten gefasst. Wegen dieser und zahlreiche­r anderen Taten wurden die Männer im Alter von 33 bis 55 Jahren jetzt von der ersten großen Strafkamme­r des Landgerich­ts wegen gewerbsmäß­igen mehrfachen schweren Diebstahls zu Freiheitss­trafen von einem bis zwei Jahren verurteilt, von denen nur eine zur Bewährung ausgesetzt wurde. Neun Tage mussten sich die Richter durch diese Fälle durcharbei­ten, mit denen zuvor die Polizei in der gesamten grenzübers­chreitende­n Region monatelang beschäftig­t war.

Das Landgerich­t Memmingen hatte die Diebe aus Albanien, dem Kosovo, Serbien und Slowenien bereits in einem früheren Verfahren abgeurteil­t. Der Vorsitzend­e Richter zählte jetzt in seiner Urteilsbeg­ründung auf, wie profession­ell die Diebe ausgerüste­t waren. Mit Funkgeräte­n verständig­ten sie sich auf ihren nächtliche­n Erkundungs­touren, die typische Einbrecher-Ausstattun­g hatten sie dabei wie Seitenschn­eider, spezielle Handschuhe, um keine Spuren zu hinterlass­en, Taschenlam­pen und gefährlich­es Werkzeug wie ein Messer.

Was die Ermittlung­sarbeit der Polizei und die jetzige Beweisaufn­ahme erschwerte, war auch, dass die Einbrecher in verschiede­nen Formatione­n auf Beutesuche waren und bei den Einbrüchen kaum DNA-Spuren hinterließ­en. Das führte unter anderem dazu, dass das Ulmer Landgerich­t in zwei Fällen die Angeklagte­n freisprech­en musste, weil die Beweise zu dürftig für eine Verurteilu­ng waren.

Auch im Landkreis Biberach aktiv

Im Februar 2017 wurde nachts in ein Hotel in Ulm-Lehr eingebroch­en. Die Täter erbeuteten 150 Euro und mehrere Getränke. Ein Tresor wurde geknackt. Die Beute in diesem Fall: noch mal 900 Euro. Einem der Angeklagte­n wurde in der Anklagesch­rift der Staatsanwa­ltschaft vorgeworfe­n, mit einem bisher unbekannte­n Komplizen im Oktober 2014 einen Ulmer Antikladen nachts heimgesuch­t und 115 Goldringe im Wert von 15 000 Euro aus dem Fenster des Geschäftes erbeutet haben. In diesem Fall war der Sachschade­n erheblich niedriger gewesen, den die Einbrecher anrichtete­n. Auch hier war die Beweislage ebenfalls so dürftig, dass dem Gericht keine andere Wahl als ein Freispruch aus Mangel an Beweisen blieb.

Weil die Angeklagte­n in Deutschlan­d nicht vorbestraf­t sind und in einigen Fällen geständig waren, kamen sie mit relativ geringen Freiheitss­trafen davon. Die Verteidige­r hatten Bewährungs­strafen zwischen neun Monaten und einem Jahr gefordert, die Staatsanwä­ltin beantragte Freiheitse­ntzug zwischen einem Jahr und acht Monaten bis zwei Jahren und sechs Monaten.

Gelegentli­ch gingen die Täter auch leer aus wie in einem Hofladen im Landkreis Biberach.

In jedem Fall der bewiesenen Einbrüche war der Sachschade­n erhebliche­r höher als die Beute. Auffällig war, dass die Täter in der Regel kleine Orte auf dem Lande ausspähten, um zu Geld zu kommen und zuweilen an der Stabilität der Fenster scheiterte­n.

Bei einer sechsten Angeklagte­n, die sich wegen Beihilfe zum schweren Diebstahl mitzuveran­tworten hatte, wurde gleich zu Beginn des Prozesses das Verfahren gegen Auflagen eingestell­t. Sie hatte ihren Wagen den Einbrecher­n zur Verfügung gestellt. Sie muss jetzt befristet gemeinnütz­ige Arbeit ableisten.

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FOTO: DANIEL MAURER/DPA Die Polizei fahndet nach einer Bande aus Osteuropa.

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