Schwäbische Zeitung (Biberach)

Nicht ganz Dagobert

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Man kennt das ja von Geizhals Dagobert Duck: wie er mit Kopfsprüng­en in seinem Geldspeich­er ein Bad in den Münzen nimmt. Wie er untertauch­t und im eigenen Reichtum schnorchel­t. Nicht wenige junge Leser des „Lustigen Taschenbuc­hs“träumen von dem Moment an, da sie den alten Erpel zum ersten Mal im Geld schwimmen sehen, selbst davon, eines Tages einen Kopfsprung in die glitzernde­n Talerchen zu machen.

Den gleichen Lebenstrau­m hegte offenbar auch ein Lkw-Fahrer aus Niedersach­sen. Der gute Mann hat auf seinen unzähligen Touren über 30 Jahre hinweg jede Ein- und Zweipfenni­gmünze gesammelt, die ihm in die Finger kam. Diese obskure Sammelleid­enschaft häufte schließlic­h einen Münzenberg von 2,5 Tonnen an, den der Mann feinsäuber­lich auf Gefrierbeu­tel aufteilte und hortete.

Als der Lastwagenf­ahrer schließlic­h verstarb, erbte sein Sohn das Monetengeb­irge. Er verlud es in einen Kleintrans­porter und fuhr damit bei seiner Bank vor. Es zu zählen, gestaltete sich allerdings als schwierig, weil die Pfennige im Zustand des Verrostens zusammenkl­ebten. Ma- schinelles Zählen schied also aus, sodass ein unerschroc­kener Bankangest­ellter ein halbes Jahr lang die Münzen einzeln von Hand zählte. Am Ende waren es 1,2 Millionen Stück. Der Sohn war schon voller Hoffnung auf ein finanziell sorgenfrei­es Leben. Aber, ach – Ernüchteru­ng. Das tonnenschw­ere Vermögen hat lediglich einen Wert von 8000 Euro. Das ist zum Reichsein doch ein bisschen zu wenig. Aber fürs Schnorchel­n hätte es fast gereicht. (nyf)

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FOTO: DPA Bademeiste­r Dagobert Duck in seinem Element.

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