Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Wir haben einen Schritt vorwärts gemacht“
Kirchbergs Bürgermeister spricht über „Haus am Markt“, Baugebiet und Gießenbrücke
KIRCHBERG (tr) - Alle 20 kommunalen Bauplätze im „Häldele“verkauft, das „Haus am Markt“feierlich eröffnet und die Sanierung der Gießenbrücke in Sinningen kommt voran – Kirchbergs Bürgermeister Jochen Stuber zieht im Jahresinterview eine positive Bilanz. Allerdings lief nicht alles glatt, so zum Beispiel die überraschende Kündigung der Hausärztin Liliana Boisdur.
Herr Stuber, wie ordnen Sie das Jahr 2017 ein?
Wir haben mit unserer Gemeinde in 2017 in Summe einen Schritt vorwärts gemacht, wobei auch immer wieder Rückschläge zu verzeichnen sind.
Einen besonderen Tag feierte Kirchberg im März, als das neue Geschäftszentrum in der Marktstraße eröffnet wurde. Welche Bedeutung hat dieses Projekt für Ihre Gemeinde?
Nach einem Jahr „Haus am Markt“kann ich sagen, dass das jahrelange Engagement und auch die damit einhergehenden Kosten dieser Innenentwicklung sich wirklich gelohnt haben. Unser Ortskern und unsere Dorfgemeinschaft haben durch die sehr gut angenommenen Angebote Bäckerei/Café Grieser, Kreissparkassen-Filiale und Arztpraxis Bühler/Boisdur eine spürbar positive Belebung erfahren. Das war immens wichtig. Leider habe ich gerade erfahren, dass Dr. Liliana Boisdur die Arztpraxis von Dr. Peter Bühler zum 1. April 2018 verlassen wird. Das ist natürlich eine ganz bittere Pille. Hier hätten wir uns aufgrund des enormen Kraftakts im Vorfeld doch mehr Kontinuität gewünscht.
Wie geht es jetzt weiter?
Die Gemeinde wird Dr. Peter Bühler wieder tatkräftig bei der Arztsuche unterstützen. Wissen wir doch alle, wie schwer es in der heutigen Zeit ist, einen Arzt für die kleinen Dörfer im ländlichen Raum zu finden. Dennoch sind wir hoffnungsvoll, haben wir doch eine neue, moderne und barrierefreie Arztpraxis zu bieten. Ferner gibt es neben der Anstellung als Arzt, bei einer Vier-Tage-Woche mit reichlich Fortbildungs- und Urlaubsangebot, auch die Möglichkeit zum Einstieg als Partner oder auch die Möglichkeit zur Übernahme.
Welche weiteren Themen haben Kirchberg im Jahr 2017 bewegt?
Seit Jahresanfang sind auch in Sinningen deutlich verbesserte DSL-Internetanbindungen über die Firma Netcom-BW verfügbar, sodass hier der Großteil der Haushalte bis zu 50 Mbit/s erhält. Wir haben die Erschließung des Wohnbaugebiets „Häldele“in Kirchberg abgeschlossen und zwischenzeitlich alle 20 kommunalen Bauplätze verkauft. 50:50 an Einheimische und Auswärtige – sodass eine gesunde Durchmischung stattfinden kann. Im Kirchberger Friedhof wurden der Hauptplatz und die Mittelwege grundlegend saniert und barrierefrei gemacht. Große Teile der Straßenbeleuchtung in Kirchberg wurden
auf LED-Technik umgestellt. Im Wasser-Hochbehälter wurde die Druckerhöhungsanlage saniert.
Vor wenigen Wochen haben Sie bekannt gegeben, dass Sie bei der Kirchberger Bürgermeisterwahl im kommenden Jahr kandidieren. Haben Sie lange überlegen müssen, ob Sie erneut kandidieren?
Vom Prinzip her nicht – war es doch bei mir auch vor acht Jahren das Angebot einer längerfristigen Perspek-
tive. Aber man muss kurz innehalten, in sich und in die Familie hineinhören und sich neue Ziele stecken.
Wie weit sind die Überlegungen zum Neubau eines Feuerwehrhauses vorangeschritten?
Hier sind wir noch in den Anfängen. Dass wir neu bauen müssen, war das Ergebnis der Fortschreibung des Feuerwehrbedarfsplans. Wenn sich nicht noch andere Grundstücke anbieten, werden wir das Ganze auf dem Gelände der ehemaligen Raiffeisenbank im Raiffeisenweg darstellen, welches sich in Gemeindebesitz befindet. Hier gilt es dann auch gegebenenfalls den Bauhof in den Neubau zu integrieren. Die Feuerwehr hat diesbezüglich ein Projektteam gebildet und besichtigt ReferenzObjekte. Die Umsetzung ist für das Jahr 2021 vorgesehen, wobei auch noch die Finanzierung und Förderkulisse abgestimmt werden müssen.
Wann ist die neue Gießenbrücke in Sinningen fertig?
Die bereits betonierte Brücke wurde aktuell winterfest gemacht und bleibt weiterhin gesperrt. Die Fertigstellung hängt maßgeblich vom Wetter beziehungsweise Winter ab, benötigt die Firma Hämmerle für die Beschichtung der Brücke doch etwas wärmere Temperaturen. Wir wären sehr froh, wenn die Maßnahme bis Pfingsten abgeschlossen sein könnte, beginnt dann doch eventuell der Badeverkehr zum Sinninger See.
Was tut sich beim Hochwasserschutz Iller im kommenden Jahr?
Die Planungen zum Hochwasserschutz Iller in Sinningen wurden vom Land Baden-Württemberg finalisiert. In der letzten Sitzung im Jahr 2017 hat der Gemeinderat dem Genehmigungsentwurf zugestimmt. Ab Oktober 2018 wird dann die Umsetzung erfolgen. Vorhabensträger ist das Land Baden-Württemberg, der Kostenanteil für die Gemeinde Kirchberg beträgt 30 Prozent, das heißt rund 110 000 Euro.
Welche weiteren Themen werden die Gemeinde Kirchberg 2018 schwerpunktmäßig beschäftigen?
Unser Großprojekt ist der Gehweganbau in der Gutenzeller Straße im Zuge der Belagssanierung durch den Landkreis. Hierbei wird die Gemeinde auch die nötigen Sanierungen der Wasserleitungen und Abwasserkanäle vornehmen. Auch wird die Straßenbeleuchtung neu erstellt und DSL-Leerrohre mitverlegt. Weiter beschäftigen wird uns das Thema Flüchtlinge, müssen wir doch bis zum 31. Dezember 2018 weitere elf Flüchtlinge unterbringen. Die Umnutzung der ab August leerstehenden Räume der Werkrealschule für die Kindertagesstätte beschäftigt seit Längerem ein Projektteam. In 2018 werden wir die Machbarkeit abschließend prüfen, um gegebenenfalls weitere Schritte veranlassen zu können. Vielleicht machen wir auch was für die Natur und legen östlich der Krautgärten eine Streuobstwiese mit zehn Bäumen an. Hierzu finden wir sicher wieder örtliche Baumpaten.