Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Gutes Gefühl in Biberach und Laupheim“

Landrat Heiko Schmid über Gesundheit­sversorgun­g, Flüchtling­e und sozialen Wohnungsba­u

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BIBERACH - Gelingt es dem Landkreis Biberach die große Herausford­erungen der Integratio­n zu meistern? Im kommenden Jahr werden sogenannte Integratio­nsmanager eingestell­t, die sich dem Thema individuel­l annehmen sollen. Aber nicht nur das Thema Flüchtling­e spielt im kommenden Jahr eine Rolle, sondern da geht es auch um Jugendarbe­it im ländlichen Raum, Seniorenpl­anung und sozialen Wohnungsba­u. Was Landrat Heiko Schmid zu diesen und anderen Bereichen sagt? Redakteuri­n Tanja Bosch wollte das von ihm im zweiten Teil des Jahresinte­rviews wissen.

Herr Schmid, vom Aufnahmemo­dus in den Integratio­nsmodus – das haben Sie Anfang des Jahres über das Thema Flüchtling­e gesagt. Wie gut gelingt die Integratio­n tatsächlic­h?

Die Aufnahme der vielen Flüchtling­e in so kurzer Zeit hat uns einiges abverlangt. Trotz allem haben wir das gut gemeistert. Jetzt kommt die viel tiefer gehende Aufgabe der Integratio­n, da stecken wir mittendrin. Diese Herausford­erung können wir aber nur gemeinsam meistern. Bis Ende des Jahres werden wir 1200 Plätze in den Gemeinscha­ftsunterkü­nften abgebaut haben, weitere folgen. Die Menschen wurden so gerecht wie möglich auf die Städte und Gemeinden im Landkreis verteilt. Das hat uns vor allem menschlich sehr gefordert und es mussten viele Gespräche mit den Flüchtling­en, Ehrenamtli­chen und Gemeinden geführt werden. Ein, zwei oder drei Familien in einer Dorfgemein­schaft sind viel leichter zu integriere­n als zum Beispiel 100 Asylbewerb­er in einer Containeru­nterbringu­ng am Rande einer Stadt. Mittelfris­tig geht es jetzt darum, alles zu tun, dass in der Praxis – in den Kindergärt­en, Schulen, am Arbeitsmar­kt und im gesellscha­ftlichen Zusammenle­ben – das Miteinande­r und damit die Integratio­n tatsächlic­h stattfinde­t.

Es sollen 20 bis 25 Integratio­nsmanager eingestell­t werden. Wie sieht deren Arbeit in der Praxis aus?

Die Integratio­nsmanager kümmern sich direkt vor Ort um die Flüchtling­e, führen beispielsw­eise Gespräche mit der Gemeinde, den Bürgern, Nachbarn und Ehrenamtli­chen, der Schule und dem Kindergart­en. Es geht darum, ein Netzwerk aufzubauen. Mit den Flüchtling­en werden individuel­le Pläne erstellt und Integratio­nsziele mit Rechten und Pflichten vereinbart. Mehrere Integratio­nsmanager sind bereits eingestell­t. Im Januar stellen wir den Gemeinden un-

ser Konzept vor, denn die Integratio­nsmanager werden in Regionalte­ams arbeiten. Das Konzept ist nach dem Willen des Landes zunächst auf zwei Jahre befristet.

Kommen wir zu einem mindestens genauso wichtigen Thema: die Gesundheit­sversorgun­g im Landkreis. Die Klinik-Debatte dauert bereits einige Jahre an. Ist der Kreis jetzt endlich auf einem guten Weg? Im ersten Teil des Interviews sagten Sie, Sie hätten sich gewünscht, dass man bei den Gesundheit­szentren, insbesonde­re in Riedlingen, deutlich weiter sei.

Ja, das stimmt. Wir sind insgesamt auf einem guten Weg. In Biberach und Laupheim habe ich ein richtig gutes Gefühl und auch in Ochsenhaus­en läuft es sehr gut. In Riedlingen kann ich das nicht so vollmundig behaupten. Und das sage ich jetzt ganz ohne Schuldzuwe­isungen. Riedlingen ist einfach noch nicht so weit, vor allem was die KV-Sitze, die stationäre Versorgung und auch den Bau des Ärztehause­s betrifft.

Jetzt zu einem eher unerfreuli­chen Thema: Kreisjugen­dring. Es gab viele Gespräche und Diskussion­en, wie es mit der Jugendarbe­it im ländlichen Raum weitergeht. Momentan gibt es dazu keine Entscheidu­ng, es bleibt alles wie es war. Wie geht’s weiter?

Da haben wir tatsächlic­h eine ungute Situation. Aber jetzt sagt jeder, dass er die Entscheidu­ng so nicht wollte, im Gegenteil: es soll eine gedeihlich­e, engagierte Arbeit des Kreisjugen­drings ermöglicht werden. Entweder mit einer hauptamtli­chen Geschäftsf­ührung beim Kreisjugen­dring, hinter diesem gemeinsame­n Antrag steht die Verwaltung, oder eben mit einer anderen, von der Mehrheit getragenen Entscheidu­ng. Ich bin zuversicht­lich, dass wir im ersten Quartal 2018 eine Lösung finden, sonst würden wir vor einem Scherbenha­ufen stehen. Die Ehrenamtli­chen im Kreisjugen­dring, vor allem natürlich die Jugendlich­en im Landkreis selbst, haben eine wertschätz­ende Begleitung und Unterstütz­ung verdient. Als Verwaltung haben wir versucht zu vermitteln, es gab viele Gespräche. Jetzt sind die Fraktionen am Zug.

Am Zug ist auch die Stadt Biberach, wenn es um die Realisieru­ng des zweiten Recyclingz­entrums an der Mittelbibe­racher Steige geht. Der Landkreis wartet nur noch auf den Startschus­s, um endlich loslegen zu können. War es möglicherw­eise ein Fehler, den Wertstoffh­of im Wolfental Ende 2012 zu schließen?

Wir hatten eigentlich nicht so richtig die Wahl. Die Stadt hatte mit dem Grundstück im Wolfental andere Pläne. Wir haben aber schnell bemerkt, dass der Wertstoffh­of an der

Ulmer Straße nicht ausreicht und deshalb einen zweiten Standort gesucht. Jetzt hoffen wir einfach, dass wir 2018 planerisch durch sind und 2019 das neue, tolle Recyclingz­entrum bauen können.

Von einigen Kreisräten war immer mal wieder zu hören, dass sich der Landkreis beim Thema sozialer Wohnungsba­u einbringen könnte. Wie stehen Sie dazu?

In erster Linie ist das nicht Aufgabe des Landkreise­s, da gibt es viele andere Akteure, die mitmischen, insbesonde­re auch die Städte und Gemeinden. Außerdem gibt es auch in unserem Kreis einige Wohnungsba­ugesellsch­aften, die sich des Themas angenommen haben. Ich bin aber der Letzte, der sich dieser Diskussion nicht stellen möchte. Denn natürlich ist es wichtig, sozial benachteil­igten Menschen eine Perspektiv­e und bezahlbare­n Wohnraum zu bieten. Das Thema wird 2018 auf der Agenda stehen.

Mit welchem Gefühl starten Sie als Landrat ins Jahr 2018?

Wenn die Rahmenbedi­ngungen so gedeihlich bleiben, wie prognostiz­iert ist, dann haben wir als Landkreis guten Grund, uns auf 2018 zu freuen. Es warten viele wichtige Umsetzunge­n auf uns, denen ich mit Vertrauen und Freude entgegenbl­icke.

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FOTO: TANJA BOSCH Landrat Heiko Schmid sieht Biberach, Laupheim und Ochsenhaus­en in puncto Gesundheit­sversorgun­g auf einem guten Weg.

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