Schwäbische Zeitung (Biberach)
Mehr als 3500 Obdachlosen in ganz Deutschland die Haare geschnitten
Friseurmeister Claus Niedermaier möchte im kommenden Jahr die „Barber Angels Brotherhood“europaweit etablieren
BIBERACH - „Mit Schere und Föhn Würde geben“, „Engel in Rockerkutten“oder „Ein Haarschnitt, der Leben verändert“– zahlreiche Medien haben in diesem Jahr über die Initiative „Barber Angels Brotherhood“(„Bruderschaft der Friseur-Engel“) des Biberacher Friseurmeisters Claus Niedermaier berichtet. Er und mehr als 90 weitere Friseure schneiden Obdachlosen in ganz Deutschland kostenlos die Haare. 2018 soll das Projekt Europa erobern.
„Als ich 2016 das Konzept entwickelt habe, war mir klar, dass unsere Arbeit hohes Interesse bei den Medien wecken wird“, sagt Niedermaier. Das ist auch so gewollt, schließlich möchte er mit den Einsätzen auf die Situation bedürftiger Menschen aufmerksam machen: „Wir wollen die Aktion herausschreien.“Welchen positiven Effekt der Medien-Hype – öffentlich-rechtliche und private TVSender sowie überregionale Tageszeitungen verfassten Beiträge über die Initiative – hatte, macht er an einem Beispiel deutlich. So unterstütze seit vier Monaten eine große Optiker-Kette die „Barber Angels Brotherhood“, indem diese Sonnen-, Leseund Sehbrillen kostenlos an Obdachlose verteile. „Bedürftige können sich Brillen schlichtweg nicht leisten“, erläutert Niedermaier. Abgesehen davon hat ihn in diesem Jahr eine Geschichte besonders emotional berührt. So sei eine ältere Dame, die vor zwei Jahren an Heiligabend von ihrem Sohn vor die Tür gesetzt wurde und seitdem unter einer Brücke lebte, zu einer der HaarschneideAktionen gekommen. Wie der Friseurmeister weiter schildert, brachte ein TV-Sender einen Beitrag über die Frau. Eine Familie, die nach einem Au-Pair suchte, machte die Obdachlose daraufhin ausfindig. „Jetzt lebt die ältere Dame in der Familie und verdient ihr eigenes Geld“, sagt Niedermaier.
Dies sei einer der Gründe, warum er die Arbeit der Initiative so vorantreibe und weshalb er gerne auf Wochenenden daheim verzichtet habe: „Wir haben in diesem Jahr über 3500 Menschen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.“Fast das ganze Jahr über reiste er samstags nach Geschäftsschluss von Biberach aus zu den Einsätzen in Städten wie München, Berlin oder Hamburg. Am Montagabend kehrte er wieder zurück, um dann seine Kunden in Biberach zu frisieren. „Es war ein anstrengendes Jahr mit einem klaren Ziel: das Projekt flächendeckend voranzutreiben“, sagt er. Seit zwei Monaten sei die „Barber Angels Brotherhood“ein eingetragener Verein, um Spendenquittungen ausstellen zu können.
Künftig wird es auch BundeslandVerantwortliche geben, die sich um die Organisation der Einsätze vor Ort kümmern. Damit möchte sich Niedermaier ein Stück weit selbst entlasten, um den nächsten Schritt zu gehen. So gibt es ab Januar 2018 auch eine „Barber Angels Brotherhood Österreich“. Und damit nicht genug: Auch in Biberachs Partnerstädte möchte er den Gedanken des kostenlosen Haareschneidens tragen: „Biberach soll die Keimzelle sein. Und eines Tages soll es weltweit eine Zelle der ,Barber Angels Brotherhood’ geben.“
Weitere Informationen zu den „Barber Angels Brotherhood“gibt es unter