Schwäbische Zeitung (Biberach)

Es wird wieder sondiert

CDU/CSU und SPD sprechen über 14 Themenblöc­ke

- Von Andreas Herholz

BERLIN (AFP) - CDU, CSU und SPD sind am Sonntag erstmals zu Sondierung­sgespräche­n über eine Regierungs­bildung zusammenge­kommen. Zum Auftakt trafen sich die Parteivors­itzenden Angela Merkel (CDU), Horst Seehofer (CSU) und Martin Schulz (SPD) sowie Unionsfrak­tionschef Volker Kauder, CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt und die SPD-Fraktionsv­orsitzende Andrea Nahles im Willy-BrandtHaus in Berlin. Dann tagte die große Runde mit den 39 Unterhändl­ern – 13 Vertretern pro Partei. Anschließe­nd wird in Arbeitsgru­ppen über die 14 festgelegt­en Themenblöc­ke verhandelt. SPD-Politiker sprachen sich dafür aus, dass Außenminis­ter Sigmar Gabriel Chef der Diplomatie bleibe. Nach dem überrasche­nden Abbruch der Jamaika-Verhandlun­gen mit Union und Grünen durch die FDP hat Deutschlan­d nur noch eine geschäftsf­ührende Regierung unter Kanzlerin Merkel.

BERLIN - Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) zeigt sich am Sonntagmor­gen optimistis­ch. „Ich glaube, es kann gelingen“, sagt sie vor den Kameras. Doch natürlich sei ihr klar, „dass in den nächsten Tagen auch ein Riesenstüc­k Arbeit vor uns liegt“, verdeutlic­ht die Kanzlerin. Sie rechnet mit schwierige­n Verhandlun­gen. Man werde sehr zügig und arbeitsint­ensiv arbeiten, macht die Kanzlerin klar, dass es keine weitere Hängeparti­e mehr geben soll.

Am Sonntag kommen Union und SPD zu Sondierung­sgespräche­n im Willy-Brandt-Haus zusammen: SPDChef Martin Schulz empfängt seine Gäste am gläsernen Eingang der Parteizent­rale in Berlin Kreuzberg. Start frei für den zweiten Versuch, eine neue Regierung zu bilden, 105 Tage nach der Bundestags­wahl. „Wir ziehen keine roten Linien, aber wir wollen möglichst viel rote Politik in Deutschlan­d umsetzen“, stellt Gastgeber Schulz zu Beginn klar und lächelt milde. In diesem Geist werde man miteinande­r reden. Schnell solle es jetzt gehen, bis Freitag klar werden, ob es für Koalitions­verhandlun­gen reicht oder nicht.

Am Sonntag kommt zunächst die Sechser-Runde der Partei- und Fraktionsc­hefs zusammen und trifft sich zur Vorbereitu­ng. Zwei Stunden später fällt der offizielle Startschus­s, nehmen die 39 Unterhändl­er das erste Mal am Verhandlun­gstisch im großen Hans-Jochen-Vogel-Saal der Parteizent­rale Platz. Die Wahl des Tagungsort­es zu Beginn und auch zum Abschluss ist ein Entgegenko­mmen der Union an die SPD. Verhandlun­gen auf Augenhöhe, so das Signal vor allem auch an die SPD-Basis, die am Ende ihr Einverstän­dnis für eine Große Koalition geben muss.

Tage dürften gezählt sein

Für die Kanzlerin, aber auch für SPDChef Schulz und den CSU-Vorsitzend­en Horst Seehofer geht es um alles. Gelingt die Regierungs­bildung auch im zweiten Anlauf nicht, dürften die Tage der Parteispit­zen gezählt sein. „Wenn das schiefgeht, ist meine politische Karriere zu Ende“, soll SPDSchulz bei einem Vorbereitu­ngstreffen von Union und SPD erklärt haben. Und CSU-Chef Seehofer habe erwidert: „Nicht nur Deine.“

Es ist die womöglich letzte Chance, nach dem Aus der Verhandlun­gen für eine Jamaika-Koalition aus Union, Grünen und FDP eine neue stabile Regierung zu bilden und Neuwahlen zu vermeiden. FDP-Chef Christian Lindner hatte einen erneuten Versuch für ein Jamaika-Bündnis ausgeschlo­ssen. Die Kanzlerin will keine Minderheit­sregierung führen.

CSU-Chef Seehofer erwartet indes „spannende fünf Tage“. „Wir müssen uns verständig­en“, appelliert er, „die Dinge zu einem guten Ende zu bringen“. Doch werde die CSU ihr Profil „nicht verwischen“. Das Erfolgsrez­ept für die nächsten Tage: „Weniger reden und mehr arbeiten“, empfiehlt Bayerns Ministerpr­äsident.

SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil zieht am Sonntagabe­nd ein positives Fazit der ersten Runde. Die Unterhändl­er hätten „ernsthafte, konzentrie­rte, aber auch offene Gespräche“geführt, sagt Klingbeil im Namen aller drei Parteien. Zum inhaltlich­en Fortschrit­t sagt er nichts.

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FOTO: DPA CSU-Chef Horst Seehofer erwartet „fünf spannende Tage“, wie er zu Beginn der Sondierung­sgespräche im Willy-Brandt-Haus sagte.

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