Schwäbische Zeitung (Biberach)
Schickstes WC der Welt
Den Jahreswechsel habe ich mit meinem besten Freund in Paris verbracht. Alles war perfekt: die Stadt, das Wetter, das Essen und natürlich der Eiffelturm. Nur die Franzosen müssen noch an ihrer Freundlichkeit arbeiten. Die Silvesternacht verbrachten wir wie typische Touristen auf der Champs-Éllysée und warteten auf das Feuerwerk über dem Triumphbogen. Gemeinsam mit rund 600 000 anderen Menschen pilgerten wir die Einkaufsmeile entlang und suchten schließlich, zwei Stunden vor Jahreswechsel, verzweifelt eine Toilette. Doch Fehlanzeige. Keine öffentlichen Toiletten weit und breit. Und in die vielen Restaurants gab es kein Hineinkommen, weil die Menschen draußen vor der Tür schon Schlange standen, um einen der frei werdenden Tisch zu ergattern. Vor lauter Verzweiflung beschlossen wir ins nächste Hotel zu gehen. Ganz freundlich fragte ich auf Englisch, ob wir ausnahmsweise mal die Toilette benutzen könnten. Der Nachtportier war völlig außer sich, wie wir denn auf die Idee kämen in so ein schickes Hotel zu gehen und nach einer Toilette zu fragen. Und irgendwann war ich so sauer, weil er so empört war, dass folgende Worte aus mir herausplatzten: „Ich dachte, vielleicht gibt es in Paris ja noch einen netten Franzosen.“Ich wollte auf dem Absatz kehrtmachen und hinausstürmen. Plötzlich war der mürrische Nachtportier ganz nett und zeigte uns den Weg zum WC. Und so war ich auf der schicksten Toilette meines Lebens. (tab)