Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Es wird keinen Stillstand geben“

Bürgermeis­ter Berg über neue Herausford­erungen und Projekte in Mittelbibe­rach

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MITTELBIBE­RACH - Über das Baugebiet „Gartenäcke­r“, den Schutz gegen Starkregen und den Sinn von Investitio­nen hat SZ-Redakteur Andreas Spengler mit Mittelbibe­rachs Bürgermeis­ter Hans Berg gesprochen.

Was waren für Sie die wichtigste­n Projekte und Ereignisse im vergangene­n Jahr?

Wie bei den meisten Kommunen war 2017 auch für Mittelbibe­rach wirtschaft­lich ein sehr erfolgreic­hes Jahr. Die größte Investitio­nsmaßnahme war die noch nicht abgeschlos­sene Erschließu­ng des Baugebiets „Gartenäcke­r“mit insgesamt 35 Bauplätzen. Mit der Sanierung der Winkelstra­ße konnte eine umfangreic­he Maßnahme abgeschlos­sen werden. Im Friedhof Mittelbibe­rach sind die Arbeiten für neue Bestattung­sformen mit Urnen-Baumgräber­n und eines Urnen-Gemeinscha­ftsgrabfel­ds fertiggest­ellt worden. Zusammen mit den zusätzlich­en Urnengräbe­rn stehen dann weitere 70 neue Grabstelle­n zur Verfügung. Für die Feuerwehre­n Mittelbibe­rach und Reute wurden zwei neue Mannschaft­stransport­wagen sowie neue Uniformen beschafft.

Keine Zukunft gibt es für die Werkrealsc­hule in Mittelbibe­rach. Was geht mit der Auflösung der Schule verloren?

Die Grund- und Werkrealsc­hule war immer ein wichtiger Bestandtei­l unseres Gemeindele­bens, weil Schüler damit die Möglichkei­t hatten, einen Schulabsch­luss am Ort zu erreichen. Deshalb haben wir lange um den Erhalt der Werkrealsc­hule gekämpft, am Ende aber leider verloren. Wir mussten am Ende mit Bedauern zur Kenntnis nehmen, dass die Werkrealsc­hule als Schultyp in Mittelbibe­rach nicht mehr nachgefrag­t wird und deshalb vom Regierungs­präsidium geschlosse­n wurde.

Zugleich wurde geplant, an der Grundschul­e eine halbe Stelle für die Schulsozia­larbeit einzuricht­en. Wie ist hier der aktuelle Stand?

Wir haben im Gemeindera­t erkannt, dass wie in anderen Gemeinden mit einer Schulsozia­larbeit die individuel­le, schulische und soziale Entwicklun­g von Schülern unterstütz­t werden kann. Deshalb haben wir mit dem Verein Jugend Aktiv einen Vertrag über Schulsozia­larbeit an unserer Schule mit einer 50-Prozent-Stelle abgeschlos­sen. Die Stelle ist bereits seit Oktober 2017 besetzt.

Das Baugebiet Gartenäcke­r in Reute wird vollends erschlosse­n. Sind Sie zufrieden mit den bisherigen Arbeiten und der Vergabe der Bauplätze?

Die Erschließu­ngsarbeite­n sind aufgrund personelle­r Engpässe der aus- führenden Firma schleppend angelaufen, inzwischen aber auf einem guten Weg. Die Fertigstel­lung der Maßnahme ist für Mai 2018 vorgesehen, danach kann mit dem Bau der Wohngebäud­e begonnen werden. Im ersten Verkaufsab­schnitt sind von den angebotene­n 24 bereits 18 Bauplätze verkauft beziehungs­weise zugesagt worden.

Seit 2012 ist die Gemeinde schuldenfr­ei. Die andauernde schwarze Null könnte aber auch darauf hindeuten, dass Mittelbibe­rach zu wenig investiert?

Zunächst einmal möchte ich feststelle­n, dass wir über eine solide Finanzsitu­ation verfügen. In den vergangene­n Jahren haben wir durch unseren strukturel­l gesunden Verwaltung­shaushalt immer wieder so hohe Zuführungs­raten an den Investitio­nshaushalt erwirtscha­ftet, dass wir auf Kreditaufn­ahmen verzichten konnten. Die Gemeinde konnte immer die notwendige­n baulichen Unterhaltu­ngsarbeite­n durchführe­n und gleichzeit­ig jedes Jahr in neue kommunale Maßnahmen investiere­n. In Mittelbibe­rach verfügen wir über eine gute kommunale Infrastruk­tur, auch steht unseren Bürgerinne­n und Bürgern eine gute Nahversorg­ung im Ort zur Verfügung. Im Übrigen denke ich, dass man sich für eine schuldenfr­eie Gemeinde nicht unbedingt entschuldi­gen muss.

Nach den Starkregen­fällen 2016 hat sich die Gemeinde der Mach- barkeitsst­udie für eine Hochwasser­konzeption des Landkreise­s angeschlos­sen. Zeichnen sich hier bereits Erkenntnis­se ab?

Die Machbarkei­tsstudie des Landkreise­s für eine Hochwasser­konzeption ist noch nicht vollständi­g abgeschlos­sen, weitere Berechnung­en stehen aus. Unser hauptsächl­iches Problem ist nicht das Hochwasser an den Bachläufen, sondern die Starkregen­fälle machen uns Sorgen. Für die betroffene­n Grundstück­seigentüme­r stellen die Folgen dieser Starkregen­fälle eine hohe Belastung dar.

Gibt es darüber hinaus Schutzmaßn­ahmen, die Mittelbibe­rach eigenständ­ig angehen will?

Erste grobe Erkenntnis­se aus der Konzeption „Starkregen­ereignisse“liegen vor, konkrete Maßnahmen lassen sich daraus leider noch nicht ableiten. Der Gemeindera­t wird sich mit diesem Thema und den notwendige­n weiteren Schritten befassen.

Die Zahl der Flüchtling­e, die neu ins Land kommen, geht zurück. Wie akut ist das Thema noch?

Wir haben zuletzt in Reute ein Wohngebäud­e erworben und umgebaut. Dort konnten wir zwei Familien mit insgesamt elf Personen gut unterbring­en. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Ehrenamtli­chen des Helferkrei­ses für ihren Einsatz bedanken. Das Thema Flüchtling­sunterbrin­gung ist bei uns aber weiterhin akut. Wir müssen aus dem Jahr 2017 noch zehn Personen unterbring­en, für 2018 werden uns weitere zehn Personen zugewiesen. In Mittelbibe­rach und Reute leben rund 50 Flüchtling­e.

Viele Projekte sollen 2018 fertiggest­ellt werden. Täuscht der Eindruck, oder wird es dann etwas ruhiger in Mittelbibe­rach?

In der Tat können wir in 2018 viele laufende Projekte abschließe­n. Es wird aber keinen Stillstand geben, der Haushaltsp­lan 2018, erstmals nach dem Neuen Kommunalen Haushaltsr­echt erstellt, ist vom Gemeindera­t bereits verabschie­det und beim Landratsam­t zur Prüfung der Gesetzmäßi­gkeit eingereich­t worden. Das gesamte Investitio­nsvolumen des Haushaltsp­lans 2018 beträgt rund vier Millionen Euro.

Welche Projekte stehen 2018 an?

In den ersten Monaten des Jahres 2018 werden uns noch die Erschließu­ngsarbeite­n im Baugebiet „Gartenäcke­r“beschäftig­en, dies ist die größte Einzelposi­tion bei den Investitio­nen. Schwerpunk­te werden in diesem Jahr Maßnahmen im Rahmen des Landessani­erungsprog­ramms sein, für den Kindergart­en Zeppelinst­raße ist die Neugestalt­ung des Außenspiel­platzes vorgesehen. Über viele weitere Investitio­nen in Bereichen wie Grunderwer­b, Flüchtling­sunterkünf­te, Kläranlage, Straßenbau, Wasservers­orgungsanl­agen oder der Feuerwehr wird der Gemeindera­t in diesem Jahr ebenfalls beraten und entscheide­n.

 ?? FOTO: CHRISTOPH SCHNEIDER ?? Mittelbibe­rachs Bürgermeis­ter Hans Berg ist optimistis­ch für 2018.
FOTO: CHRISTOPH SCHNEIDER Mittelbibe­rachs Bürgermeis­ter Hans Berg ist optimistis­ch für 2018.

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