Schwäbische Zeitung (Biberach)
Riedlingen kann aufatmen
Mit dem Rückbau des Hochwasserschutzes an der Donau wurde bereits begonnen
RIEDLINGEN - Das Hochwasser der Donau fließt langsam wieder ab. Die Stadt Riedlingen kann aufatmen – sie ist einem knapp zehnjährlichen Hochwasser entkommen. Der Höchststand war am Samstagnachmittag mit über 2,40 Metern erreicht. Mit über 80 ehrenamtlichen Helfern hatte die Stadt Riedlingen rechtzeitig Hochwasserschutzmaßnahmen ergriffen, um Überflutungen zu vermeiden. Straßen wurden dennoch teilweise überspült und im Ober- und Unterried mussten Keller leer gepumpt werden. Seit Samstagnachmittag ist der Wasserspiegel um 50 Zentimeter gefallen.
Es sei gut gewesen, dass bereits am Freitag mit dem Aufbau der Hochwasserschutzmaßnahmen begonnen wurde, sagt Riedlingens Bürgermeister Marcus Schafft im Rückblick. Hinter den beteiligten Helfern liegt ein anstrengendes Wochenende, denn das Wasser stieg nicht nur, wie angenommen, auf 2,20 Meter, es erreichte am Samstagnachmittag den Höchststand von über 2,40 Metern. Die Anwohner wurden durch das mobile Schlauchsystem geschützt, das vom Brühlweg her kommend an der Donau aufgebaut wurde. Auch die Mühlvorstadt wurde mittels dieser mit Wasser befüllten Schläuche vor dem Donauwasser abgeschirmt.
In insgesamt acht Besprechungen hat der Krisenstab, der sich aus Stadtverwaltung, Bauhof, Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, Landesbetrieb Gewässer und der Polizei zusammensetzt, beraten und entsprechende Maßnahmen getroffen. Auch die Dämme in den Ortsteilen und die Brücken der Stadt wurden stetig kontrolliert.
Hochwasserschutz funktionierte
Dass Riedlingen einigermaßen glimpflich davongekommen ist, ist dem funktionierenden Hochwasserschutz geschuldet. Die Donau tritt bereits vor der Stadt über die Ufer und breitet sich in der Fläche aus. Auch die höher gelegene neue Kanalbrücke trägt dazu bei. Weil sich an ihr kein Treibgut mehr verfängt, fließt das Wasser schneller ab. Mit dem Hochwasserscheitel am Samstagnachmittag lief dann der Hochwasserkanal über, flutete die Mißmahl’schen Anlagen und floss weiter in die Schwarzach. Dann gilt im Oberried Alarmstufe eins, wie Helga Remensperger sagt. Sie wohnt seit mehr als 45 Jahren im Oberried und ist hochwassererprobt. Am Freitag sei noch alles gut gewesen. Trotzdem habe man mittels Internet und App ständig nach dem Pegel in Hundersingen geschaut. Wenn der einen Stand von 2,10 Metern melde, könne man davon ausgehen, dass das Wasser in den Keller drücke. Ein zweites Anzeichen sei der Hochwasserkanal. Wenn der überlaufe und die Mißmahl’schen Anlagen flute, sei es höchste Zeit, in den Keller zu gehen, um die Pumpen anzuwerfen. Zuerst sehe es aus, als würde der geflieste Boden schwitzen, beschreibt Helga Remensperger. Die Fugen werden dunkel, dann rinnt das Wasser in den Keller. Den ganzen Samstag wurde gepumpt. Und auch am Sonntag stand das Wasser noch im Keller. „Das geht dann nicht so schnell wieder weg“, sagt die Bewohnerin des Oberrieds. Am Montagmorgen war der Spuk dann vorbei, die Keller sind wieder trocken. Bei einigen Häusern im Unterried hingen die Schläuche aus den Kellerfenstern. Auch in Richtung Vöhringer Hof standen die Gärten unter Wasser.
Der Bauhof hat mit den ersten Rückbauten des Hochwasserschutzes begonnen. Zuerst werden die Sperrwände wieder ausgebaut, dann soll das Wasser aus dem Schlauchsystem abgelassen werden. Eventuell müsse beim Abbau noch einmal die Feuerwehr behilflich sein, so Schafft. Das werde dann gegen Ende der Woche sein.
Bei der Nachbesprechung im Rathaus am Montagmorgen kamen einige unschöne Nebenaspekte zur Sprache. Hochwassertouristen missachteten Absperrungen. Der Bagger, der bei der Holzbrücke Treibgut aus der Donau entfernen sollte, war von einem Auto eingeparkt. Einige Sperrwände, die die Anwohner vor Wasser schützen sollen, waren entfernt worden.