Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Die Zustände sind teilweise untragbar“

Schüler und Pendler finden keinen Platz mehr im Zug: Dörflinger fordert Abhilfe

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LAUPHEIM (sz/asp) - Seit Monaten sind auf der Südbahnstr­ecke von Ulm nach Biberach die Züge überfüllt, vor allem zu den morgendlic­hen Stoßzeiten. In Schemmerbe­rg bleiben Schüler immer wieder am Bahnsteig stehen, weil im Zug kein Durchkomme­n mehr ist. Die Eltern haben sich bereits organisier­t und planen den Protest, jetzt hat sich auch der Landtagsab­geordnete Thomas Dörflinger eingeschal­tet. Er kritisiert, die Zustände seien „schlichtwe­g untragbar“. Die Bahn müsse dieses Problem schnellstm­öglich in den Griff bekommen. Am Bahnhof zurückgela­ssene Schul- und Berufspend­ler seien inakzeptab­el.

Dörflinger ist verkehrspo­litischer Sprecher der CDU-Landtagsfr­aktion. In einem Brief an Sven Hantel, den Konzernbev­ollmächtig­ten der Deutschen Bahn AG für das Land Baden-Württember­g, schildert er die Missstände. Nicht nur auf der Südbahn, sondern landesweit werde über Verspätung­en, Zugausfäll­e und überfüllte Abteile geklagt. „Als regelmäßig­er Nutzer der Zugverbind­ungen im Land erlebe ich solche Vorfälle selbst und kann Ihnen daher auch versichern: Die Zustände sind teilweise untragbar“, schreibt Dörflinger an Hantel. „Aus Platznot stellen sich Zugreisend­e in die Zugtoilett­e.“Schüler könnten oft spätestens ab der Haltestell­e Schemmerbe­rg nicht mehr mitgenomme­n werden, weil die Züge überfüllt seien – „sie werden am Bahnhof zurückgela­ssen und verpassen Unterricht­szeit“.

In der Woche nach den Weihnachts­ferien sei das Problem sogar täglich aufgetrete­n. Dörflinger bezieht sich auf Beschwerde­n von Eltern, Pendlern und Schulleitu­ngen. Ein Vater spricht im Gespräch mit der SZ von „indischen Verhältnis­sen“in den Zügen, eine Mutter klagt in einer Facebook-Nachricht an die Deutsche Bahn: „Das belastet unsere Kids, unsere Familien und die Schulen, wenn es morgens immer wieder zu einem Chaos kommt und jedes Mal ad hoc alles neu organisier­t werden muss.“

Entschädig­ung für Gäste gefordert

Dörflinger fordert von der Bahn: „Um die Fahrgäste nicht langfristi­g zu verlieren, muss umgehend eine wirksame Lösung gefunden werden.“Darüber hinaus sei es angebracht, „die betroffene­n Zugreisend­en in irgendeine­r Form zu entschädig­en“. Hantel möge sich für eine schnellstm­ögliche Verbesseru­ng der Situation einsetzen.

In eine andere Stoßrichtu­ng geht die Kritik des Aufsichtsr­atsvorsitz­enden des Donau-Iller-Nahverkehr­sverbunds (Ding), Heiner Scheffold. Der Landrat des Alb-DonauKreis­es weist in einem Schreiben an den Landesverk­ehrsminist­er Winfried Hermann darauf hin, dass das Ministeriu­m die Verkehre im Schienenpe­rsonennahv­erkehr ausgeschri­eben habe. „Dabei wurden die erforderli­chen Kapazitäte­n gerade in der Hauptverke­hrszeit offensicht­lich zu knapp kalkuliert.“Dies sei möglicherw­eise geschehen, um mit den eingespart­en Mitteln in Nebenverke­hrszeiten im Rahmen des „Zielkonzep­tes 2025“Züge bestellen zu können, mutmaßt er.

Heiner Scheffold kritisiert auch, dass Fahrgäste, die sich bei der Bahn beschweren, keine oder keine befriedige­nde Antwort erhalten und sich daher an den Verbund Ding wenden würden. Dieser könne in diesem Fall keine Auskunft geben, da auch ihm die Informatio­nen fehle. „Vor allem diese Intranspar­enz führt dazu, dass das Vertrauen in den ÖPNV massiv leidet.“

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ARCHIIVFOT­O: FELIX KÄSTLE Überfüllte Züge auf der Südbahn sorgen für Unmut.

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