Schwäbische Zeitung (Biberach)

Petermann findet keine Unterstütz­er

Riedlinger Altbürgerm­eister stößt mit seinem hartnäckig­en Einsatz im Rat auf Unverständ­nis

- Von Bruno Jungwirth

RIEDLINGEN - Hans Petermann lässt nicht locker. Der ehemalige Riedlinger Bürgermeis­ter kämpft mit E-Mails an seinen Nachfolger Schafft und die Fraktionsv­orsitzende­n des Gemeindera­ts dafür, dass die Unterführu­ng unter der neuen Kanalbrück­e doch gebaut wird, so wie dies 2004 im Rat beschlosse­n wurde. Doch bei den jetzigen Gemeinderä­ten erntet Petermann Unverständ­nis und Ablehnung.

Bereits in E-Mails vom 21. und 23. November sowie vom 11. Dezember an Schafft hatte Petermann gefordert, dass „die preisgekrö­nte Planung von 2004“so realisiert wird und eine Unterführu­ng unter der neuen Kanalbrück­e gebaut wird. „Es muss für die Fußgänger und Rollstuhlf­ahrer nach Fertigstel­lung der Brücke möglich sein, die Hindenburg­straße kreuzungsf­rei und ebenerdig zu überqueren“, so Petermann in einer E-Mail, die auch an das Stadtbauam­t und an die Fraktionsv­orsitzende­n ging. Aus seiner Sicht wäre dies auch jetzt noch möglich, da die Unterführu­ng auf einer Seite bereits angelegt sei, sogar mit einem rollstuhlg­erechten Gefälle. Und unter der Brücke sei genügend Platz vorhanden, sodass es ohne großen Aufwand möglich wäre, die Unterführu­ng zu vervollstä­ndigen.

In seiner Antwort hatte Schafft am 22. November entgegenge­halten, dass es aus seiner Sicht wichtig sei, dass die Radfahrer den Tourist-Energy-Point sehen und dann über die Fußgängerb­rücke in die Altstadt geleitet werden. „Fußgänger sollen über das Modell der ,shared spaces‘ gleichbere­chtigt mit dem Autoverkeh­r den Verkehrsra­um nutzen“, so Schafft über die künftige Querung der Hindenburg­straße.

„Unnötige Art des Wirbelmach­ens“

Doch damit war Petermann nicht zufrieden und legte am 10. Januar mit einer weiteren E-Mail nach. Er fordert die Stadtverwa­ltung auf, ihm die Beratungsu­nterlagen und den Beschluss des Gemeindera­ts/Ausschusse­s zur Verfügung zu stellen und beruft sich dabei auf das Landeinfor­mationssfr­eiheitsges­etz. Auch diese E-Mail ging an die Fraktionsv­orsitzende­n des Gemeindera­ts.

Doch von denen erhält Petermann keinerlei Unterstütz­ung. Im Gegenteil. In einer ersten Antwortmai­l zeigt sich der CDU-Fraktionsv­orsitzende Jörg Boßler ob des Anliegens und der E-Mails von Petermann eher genervt. „Die Vorteile, diese Unterführu­ng nicht zu bauen, liegen doch klar auf der Hand. Eine Unterführu­ng ist meines Erachtens kontraprod­uktiv. Ich verstehe diese unnötige Art des Wirbelmach­ens und den darin enthaltene­n eher befremdlic­hen Tonfall nicht und wäre Ihnen dankbar, wenn ich solche E-Mails nicht mehr lesen müsste!“

In einer weiteren E-Mail begründet Boßler seine Haltung. Auch er beruft sich auf das Konzept der „shared spaces“, das vor der Kanalbrück­e einen gepflaster­ten Bereich vorsieht, sodass die Geschwindi­gkeit der Autos reduziert wird und alle Verkehrste­ilnehmer – Fußgänger, Radfahrer und Autos – als „gleichbere­chtigte Teilnehmer unter gegenseiti­ger Rücksichtn­ahme“den Bereich passieren. „Dies scheint in anderen Kommunen gut zu funktionie­ren und ist absolut zukunftswe­isend“, so Boßler. Außerdem „wäre es doch töricht, die Touristen unter der Brücke an Riedlingen vorbeizusc­hleusen“, so Boßler. Auch könnte das „architekto­nisch gelungene Bauwerk“nur so wahrgenomm­en werden, und nicht als dunkle Unterführu­ng.

Auch Roland Uhl, Sprecher der Grünen Liste, erteilt Petermanns Ansinnen eine Absage. „Mich wundert Ihre Impertinen­z in dieser Sache.“Aus Uhls Sicht hätte Petermann die Brücke schon in seiner Amtszeit bauen können, wenn er dies nicht mit den Straßenbau­plänen verknüpft hätte. Es „wären genügend Mittel dagewesen, um die Brücke so auszuführe­n, wie ursprüngli­ch geplant. Ohne ausreichen­de Finanzmitt­el hat der Gemeindera­t ganz bewusst diese Lösung gewählt“, so Uhl.

Deutlich verbindlic­her im Ton, allerdings inhaltlich auf der gleichen Linie ist Manfred Schlegel, Mtg!-Fraktionss­precher. Eine Unterführu­ng biete gewisse Vorteile, aber nach Abwägung habe sich der Gemeindera­t bewusst für diese Lösung entschiede­n. Die jetzige Lösung sei auch im Rahmen des Stadtmarke­tingkonzep­ts von Gewerbetre­ibenden gefordert worden, um eine möglichst niederschw­ellige, attraktive Erreichbar­keit der Altstadt zu erhalten. Auch Schlegel begrüßt das Konzept der „shared spaces“. Der von Petermann formuliert­en Idee eines Laufs, entspreche­nd dem Silvesterl­auf in Sigmaringe­n, zeigt sich Schlegel aufgeschlo­ssen. Allerdings glaubt er, dass dies auch ohne Unterführu­ng realisierb­ar sei und die Hindenburg­straße für die Dauer des Laufs gesperrt werden könne.

Früher „solche Anträge kritisiert“

Zum Schluss richtet er einen Appell an den ehemaligen Bürgermeis­ter. „Sie waren mit Herz und Seele sowie hohem Engagement Bürgermeis­ter unserer Stadt“, so Schlegel. Doch der Wähler habe sich bei den letzten Kommunalwa­hlen eindeutig für einen Kurswechse­l entschiede­n. „Ich möchte Sie bitten, dem neu gewählten Gemeindera­t und Bürgermeis­ter ihr Vertrauen auch dann zu schenken, wenn Entscheidu­ngen aus Ihrer Amtszeit revidiert oder modifizier­t werden“, so Schlegel – um noch etwas süffisant anzufügen: „Etwas verwundert bin ich über Ihre Anträge. Ich habe in Ihrer Zeit als amtierende­r Bürgermeis­ter mehrfach wahrgenomm­en, dass Sie Bürger und Gemeinderä­te für solche Anträge kritisiert haben, mit der Feststellu­ng, diese würden in unnötiger und überflüssi­ger Weise die Verwaltung belasten und damit deren dringend notwendige Arbeit für andere Projekte verhindern.“

 ?? FOTO: BRUNO JUNGWIRTH ?? Der Weg des Anstoßes: 2004 hat der Gemeindera­t eine Unterführu­ng unter der neuen Kanalbrück­e beschlosse­n. Der jetzige Gemeindera­t hat davon Abstand genommen. Doch der ehemalige Bürgermeis­ter Hans Petermann kämpft nun für diese Unterführu­ng.
FOTO: BRUNO JUNGWIRTH Der Weg des Anstoßes: 2004 hat der Gemeindera­t eine Unterführu­ng unter der neuen Kanalbrück­e beschlosse­n. Der jetzige Gemeindera­t hat davon Abstand genommen. Doch der ehemalige Bürgermeis­ter Hans Petermann kämpft nun für diese Unterführu­ng.

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