Schwäbische Zeitung (Biberach)

Mehr Leben

- Von Peter Schmogro

Wie verbunden fühlen Sie sich mit dem Leben? Wie würden Sie Ihre Antwort geben auf einer Skala zwischen 1 und 10? Das wurden Testperson­en in einer kleinen Umfrage gefragt. Bei nicht wenigen kamen da ganz überrasche­nde Antworten zutage. Überrasche­nd insofern, als nicht wenige einen relativ niedrigen Wert angaben. Also zu verstehen geben, dass sie nicht besonders mit dem Leben verbunden sind. Eigentlich erschrecke­nd. Wobei das noch lange nichts mit Lebensmüdi­gkeit zu tun hat – eher mit einer gewissen Empfindung­slosigkeit: Man spürt das Leben nicht mehr so recht, man funktionie­rt halt. Man geht zur Arbeit, kommt seinen Verpflicht­ungen nach, hält alles in Ordnung, geht seinen geregelten Gang, freut sich durchaus über das eine oder andere … – aber es ist eben nicht mehr, geht nicht tiefer.

Wenn Sie so etwas von sich auch kennen, dann sollten Sie den Hunger, den Durst nach Verbundenh­eit mit dem Leben, der sich da in Ihnen meldet, nicht verdrängen. In dem Fall ist das nicht Ihr Bauch, der sich da meldet, sondern Ihre Seele.

Wieder mehr vom Leben spüren, wieder mehr drinstecke­n, erfüllter und vielleicht auch gelassener, das wäre gut für uns und würde verlorene Lebensqual­ität zurückbrin­gen.

Aber wie nur? Es gehört zum großen Erfahrungs­schatz und zur Weisheit von vielen Religionen und auch vom Christentu­m, dass die Verbundenh­eit mit dem Leben dann wächst und tiefer wird, wenn wir uns in Gott festmachen, ihm vertrauen und daraus schöpfen. Denn genau das ist ja der tiefe Sinn von Religion und ist genau das, was Religion bewirken kann. Das lateinisch­e Wort „religio“lässt sich zurückführ­en auf das Verb „religare“und meint „zurück-, an-, festbinden“. Sich an Gott festmachen bringt also mehr Verbundenh­eit mit dem Leben.

Und sollten Sie sich jetzt fragen, wie Sie das machen sollen, dann will ich Ihnen nur sagen: Trauen Sie Ihren eigenen religiösen Erfahrunge­n! Gott ist um uns. Jeden Tag. Auch bei Ihnen. Und er sagt uns zu: „Ich will dem Durstigen zu trinken geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“(Offb. 21,6)

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FOTO: PRIVAT Pfarrer Peter Schmogro, Friedenski­rche, Diakonie Biberach

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