Schwäbische Zeitung (Biberach)
Kandidaten stellen sich Fragen
Drei Bewerber treten bei der Bürgermeisterwahl in Bad Schussenried gegeneinander an
BAD SCHUSSENRIED (sz) - Die drei Kandidaten für das Bürgermeisteramt in Bad Schussenried haben sich am Donnerstag ihren Wählern vorgestellt. Seitdem sich mit Christoph Schwarz ein zweiter Kandidat aus Bad Schussenried und mit Friedhild Miller aus Sindelfingen sogar eine externe Kandidatin gefunden haben, scheint das Interesse am Wahlkampf gewachsen zu sein. Die Schussenrieder Stadthalle war voll an diesem Abend.
BAD SCHUSSENRIED - Die drei Kandidaten für das Bürgermeisteramt in Bad Schussenried haben sich am Donnerstag ihren Wählern vorgestellt. Seitdem sich mit Christoph Schwarz ein zweiter Kandidat aus Bad Schussenried und mit Friedhild Miller aus Sindelfingen sogar eine externe Kandidatin gefunden haben, scheint das Interesse am Wahlkampf gewachsen zu sein. Die Schussenrieder Stadthalle war voll an diesem Abend.
Achim Deinet hatte sich als Erster beworben, daher durfte er auch als Erster sprechen. In seiner 15-minütigen Vorstellungsrunde fasste Deinet zusammen, was er in seiner ersten Amtszeit – unterstützt durch den Gemeinderat und die Verwaltung – in Bad Schussenried verändert hat. Dabei ging er zuerst darauf ein, wie stark die Schulden der Stadt mittlerweile reduziert werden konnten. Deinet erinnerte daran, dass er 2010 versprochen hatte, dass Bad Schussenried sich unter seiner Führung nicht „totsparen“werde. Das habe er stets im Blick behalten. Als Beispiele nannte er dabei unter anderem die Investitionen im Kindergarten- und Schulbereich, die Innenstadtsanierung und die Erschließung neuer Baugebiete. Deinet betonte, dass er sich in einer zweiten Amtszeit dafür einsetzen wolle, das Sanierungsprojekt Metzgergässle nach vorne zu bringen, das Schulzentrum zu sanieren sowie die Schussen weiter offen zu legen.
Frage zum Zellerseebad
Jeder Kandidatenvorstellung folgte eine Fragerunde. Manfred Blumenschein wollte wissen, welches Projekt für Deinet Priorität hätte. Der Bürgermeister erläuterte, dass die Verwaltung derzeit eine Investitionsliste für die nächsten zehn Jahre erstelle, über die der Gemeinderat dann diskutieren werde. Klar sei, dass es bestimmte Pflichtaufgabe gebe, und da seien die Schulen ganz weit vorne mit dabei. Gemeinsam mit ihrer Rektorin Susanne Wehling waren auch einige Schüler des Progymnasiums anwesend. Sie stellten mehrere Fragen, unter anderem zur Zukunft des Schulzentrums. Ein Schüler bat den Bürgermeister, sich zu dem Vorwurf von Christoph Schwarz zu äußern, die Verwaltung habe beim Bebauungsplanverfahren St. Martinsesch Unterlagen unterschlagen. Deinet gab zu, dass eine Stellungnahme bei einem Mitarbeiter der Stadtverwaltung fristgerecht eingegangen sei, dann aber aus ungeklärten Gründen „untergegangen“sei. Er selbst habe erst davon erfahren, nachdem der Bebauungsplan bereits beschlossen gewesen sei. „Wir sind danach auf die Planer zugegangen und haben diese gefragt, wie wir jetzt damit umgehen sollen“, so Deinet. „Wir gehen nun davon aus, dass der Beschluss erneut gefasst werden muss.“Zum Thema Zellerseebad erklärte Deinet, dass sich mittlerweile abzeichne, dass es zwei Lösungen gebe. Entweder die Stadt betreibe das Naturbad weiter wie bisher oder Steg und Insel würden abgebaut und das Ganze als kostenlose Badestelle ausgewiesen.
Christoph Schwarz ging in seiner Vorstellung kurz auf seinen beruflichen Werdegang bei der Bundeswehr ein. Wie bei der Podiumsdiskussion im Progymnasium sagte er, er habe sich entschlossen zu kandidieren, weil er angesprochen worden sei. Die Stadt liege ihm sehr am Herzen und er betrachte Bad Schussenried mittlerweile als Heimat. Wiederholt griff er den amtierenden Bürgermeister in seiner Rede an. Er bezeichnete Deinet als selbstherrlich, plan- und ideenlos und warf ihm Geheimniskrämerei und Täuschung vor. Das kam beim Publikum nicht immer gut an. Bad Schussenried, so Schwarz, brauche ein städtebauliches Gesamtkonzept und keine Flickschusterei. Projekte seien in den vergangenen Jahren ohne Zusammenhang ausgeführt worden. „Bad Schussenried muss eine Perle Oberschwabens bleiben und dem verhängnisvollen Wirken von Bürgermeister Deinet muss ein Ende gesetzt werden“, warb er für sich. Im Falle seiner Wahl werde er sich dafür einsetzen, mehr alte Bausubstanz zu erhalten, sodass die Innenstadt nicht ihren Charme verliere. Wiederholt betonte er, dass er als Bürgermeister sich stets an gefasste Gemeinderatsbeschlüsse halten würde.
Spruch irritiert
In der Fragerunde sprach ihn ein Bürger auf seinen Flyer an. Was er denn damit meine, mit dem Spruch „Fortschritt ist nur möglich, wenn man intelligent gegen Regeln verstößt“? Schwarz antwortete, das beziehe sich auf die Regel, nie gegen einen Amtsinhaber anzutreten. Eine Schülerin befragte Schwarz zu seiner Aussage, dass es keine neuen Schulden machen wolle. Der Kandidat relativierte seine vorherige Aussage und erklärte, er käme immer darauf an, sorgfältig abzuwägen, wie wichtig eine Investition sei. Ein anderer Bürger wollte wissen, wie er gedenke, das Rathaus zu führen. „Ich werde mehr delegieren und meine Mitarbeiter mehr eigenverantwortlich arbeiten lassen“, so die Antwort. Er habe in seiner Zeit bei der Bundeswehr bis zu 400 Personen angeführt „und die waren immer zufrieden mit mir“, sagte er. Welche Häuser er denn konkret in der Innenstadt erhalten wollte, darauf hatte Schwarz spontan keine Antwort.
Friedhild Miller trat als Letzte ans Podium. Die Sindelfingerin bezeichnete sich als Familienhelferin und Aufdeckungspolitikerin. Sie verzichtete darauf, sich selbst vorzustellen, und las stattdessen einen Artikel aus der „Schwäbischen Zeitung“über ihre Bewerbung in Allmendingen vor, was im Saal für einige Irritationen sorgte. Miller sagte, dass sie im Falle ihrer Wahl den Gemeinderat entmachten und einen Bürgerhaushalt aufstellen wolle. Auch Kinder sollten über Investitionen mitentscheiden können. Sie stehe für Liebe und Frieden und kämpfe gegen den organisierten Kinderhandel in Deutschland. Aus ihrer Sicht würden sowohl Richter, Staatsanwälte als auch Jugendämter diesen gemeinsam organisieren. Ein Beweis hierfür sei, dass das Jugendamt ihr ihre Tochter weggenommen habe. Sie berichtete von verzweifelten Familien, die genau wie sie um ihre Kinder kämpfen würden.
Kinderhandel im Fokus
Darauf angesprochen, gab sie zu, dass sie deswegen in so vielen Gemeinden gleichzeitig kandidiere, um auf dieses Thema aufmerksam zu machen. Darum sei es auch ihr großes Ziel, Bundeskanzlerin zu werden. Am Schluss ihres Vortrags versprach sie sich und dankte „Bad Kissingen“, heute hier sein zu dürfen. Auf die Frage, warum sie sich gerade in Bad Schussenried habe aufstellen lassen, antwortete sie: „Ihr seid einfach geil und ihr habt einen total tollen und attraktiven Bürgermeister.“