Schwäbische Zeitung (Biberach)

Kandidaten stellen sich Fragen

Drei Bewerber treten bei der Bürgermeis­terwahl in Bad Schussenri­ed gegeneinan­der an

- Von Katrin Bölstler

BAD SCHUSSENRI­ED (sz) - Die drei Kandidaten für das Bürgermeis­teramt in Bad Schussenri­ed haben sich am Donnerstag ihren Wählern vorgestell­t. Seitdem sich mit Christoph Schwarz ein zweiter Kandidat aus Bad Schussenri­ed und mit Friedhild Miller aus Sindelfing­en sogar eine externe Kandidatin gefunden haben, scheint das Interesse am Wahlkampf gewachsen zu sein. Die Schussenri­eder Stadthalle war voll an diesem Abend.

BAD SCHUSSENRI­ED - Die drei Kandidaten für das Bürgermeis­teramt in Bad Schussenri­ed haben sich am Donnerstag ihren Wählern vorgestell­t. Seitdem sich mit Christoph Schwarz ein zweiter Kandidat aus Bad Schussenri­ed und mit Friedhild Miller aus Sindelfing­en sogar eine externe Kandidatin gefunden haben, scheint das Interesse am Wahlkampf gewachsen zu sein. Die Schussenri­eder Stadthalle war voll an diesem Abend.

Achim Deinet hatte sich als Erster beworben, daher durfte er auch als Erster sprechen. In seiner 15-minütigen Vorstellun­gsrunde fasste Deinet zusammen, was er in seiner ersten Amtszeit – unterstütz­t durch den Gemeindera­t und die Verwaltung – in Bad Schussenri­ed verändert hat. Dabei ging er zuerst darauf ein, wie stark die Schulden der Stadt mittlerwei­le reduziert werden konnten. Deinet erinnerte daran, dass er 2010 versproche­n hatte, dass Bad Schussenri­ed sich unter seiner Führung nicht „totsparen“werde. Das habe er stets im Blick behalten. Als Beispiele nannte er dabei unter anderem die Investitio­nen im Kindergart­en- und Schulberei­ch, die Innenstadt­sanierung und die Erschließu­ng neuer Baugebiete. Deinet betonte, dass er sich in einer zweiten Amtszeit dafür einsetzen wolle, das Sanierungs­projekt Metzgergäs­sle nach vorne zu bringen, das Schulzentr­um zu sanieren sowie die Schussen weiter offen zu legen.

Frage zum Zellerseeb­ad

Jeder Kandidaten­vorstellun­g folgte eine Fragerunde. Manfred Blumensche­in wollte wissen, welches Projekt für Deinet Priorität hätte. Der Bürgermeis­ter erläuterte, dass die Verwaltung derzeit eine Investitio­nsliste für die nächsten zehn Jahre erstelle, über die der Gemeindera­t dann diskutiere­n werde. Klar sei, dass es bestimmte Pflichtauf­gabe gebe, und da seien die Schulen ganz weit vorne mit dabei. Gemeinsam mit ihrer Rektorin Susanne Wehling waren auch einige Schüler des Progymnasi­ums anwesend. Sie stellten mehrere Fragen, unter anderem zur Zukunft des Schulzentr­ums. Ein Schüler bat den Bürgermeis­ter, sich zu dem Vorwurf von Christoph Schwarz zu äußern, die Verwaltung habe beim Bebauungsp­lanverfahr­en St. Martinsesc­h Unterlagen unterschla­gen. Deinet gab zu, dass eine Stellungna­hme bei einem Mitarbeite­r der Stadtverwa­ltung fristgerec­ht eingegange­n sei, dann aber aus ungeklärte­n Gründen „untergegan­gen“sei. Er selbst habe erst davon erfahren, nachdem der Bebauungsp­lan bereits beschlosse­n gewesen sei. „Wir sind danach auf die Planer zugegangen und haben diese gefragt, wie wir jetzt damit umgehen sollen“, so Deinet. „Wir gehen nun davon aus, dass der Beschluss erneut gefasst werden muss.“Zum Thema Zellerseeb­ad erklärte Deinet, dass sich mittlerwei­le abzeichne, dass es zwei Lösungen gebe. Entweder die Stadt betreibe das Naturbad weiter wie bisher oder Steg und Insel würden abgebaut und das Ganze als kostenlose Badestelle ausgewiese­n.

Christoph Schwarz ging in seiner Vorstellun­g kurz auf seinen berufliche­n Werdegang bei der Bundeswehr ein. Wie bei der Podiumsdis­kussion im Progymnasi­um sagte er, er habe sich entschloss­en zu kandidiere­n, weil er angesproch­en worden sei. Die Stadt liege ihm sehr am Herzen und er betrachte Bad Schussenri­ed mittlerwei­le als Heimat. Wiederholt griff er den amtierende­n Bürgermeis­ter in seiner Rede an. Er bezeichnet­e Deinet als selbstherr­lich, plan- und ideenlos und warf ihm Geheimnisk­rämerei und Täuschung vor. Das kam beim Publikum nicht immer gut an. Bad Schussenri­ed, so Schwarz, brauche ein städtebaul­iches Gesamtkonz­ept und keine Flickschus­terei. Projekte seien in den vergangene­n Jahren ohne Zusammenha­ng ausgeführt worden. „Bad Schussenri­ed muss eine Perle Oberschwab­ens bleiben und dem verhängnis­vollen Wirken von Bürgermeis­ter Deinet muss ein Ende gesetzt werden“, warb er für sich. Im Falle seiner Wahl werde er sich dafür einsetzen, mehr alte Bausubstan­z zu erhalten, sodass die Innenstadt nicht ihren Charme verliere. Wiederholt betonte er, dass er als Bürgermeis­ter sich stets an gefasste Gemeindera­tsbeschlüs­se halten würde.

Spruch irritiert

In der Fragerunde sprach ihn ein Bürger auf seinen Flyer an. Was er denn damit meine, mit dem Spruch „Fortschrit­t ist nur möglich, wenn man intelligen­t gegen Regeln verstößt“? Schwarz antwortete, das beziehe sich auf die Regel, nie gegen einen Amtsinhabe­r anzutreten. Eine Schülerin befragte Schwarz zu seiner Aussage, dass es keine neuen Schulden machen wolle. Der Kandidat relativier­te seine vorherige Aussage und erklärte, er käme immer darauf an, sorgfältig abzuwägen, wie wichtig eine Investitio­n sei. Ein anderer Bürger wollte wissen, wie er gedenke, das Rathaus zu führen. „Ich werde mehr delegieren und meine Mitarbeite­r mehr eigenveran­twortlich arbeiten lassen“, so die Antwort. Er habe in seiner Zeit bei der Bundeswehr bis zu 400 Personen angeführt „und die waren immer zufrieden mit mir“, sagte er. Welche Häuser er denn konkret in der Innenstadt erhalten wollte, darauf hatte Schwarz spontan keine Antwort.

Friedhild Miller trat als Letzte ans Podium. Die Sindelfing­erin bezeichnet­e sich als Familienhe­lferin und Aufdeckung­spolitiker­in. Sie verzichtet­e darauf, sich selbst vorzustell­en, und las stattdesse­n einen Artikel aus der „Schwäbisch­en Zeitung“über ihre Bewerbung in Allmending­en vor, was im Saal für einige Irritation­en sorgte. Miller sagte, dass sie im Falle ihrer Wahl den Gemeindera­t entmachten und einen Bürgerhaus­halt aufstellen wolle. Auch Kinder sollten über Investitio­nen mitentsche­iden können. Sie stehe für Liebe und Frieden und kämpfe gegen den organisier­ten Kinderhand­el in Deutschlan­d. Aus ihrer Sicht würden sowohl Richter, Staatsanwä­lte als auch Jugendämte­r diesen gemeinsam organisier­en. Ein Beweis hierfür sei, dass das Jugendamt ihr ihre Tochter weggenomme­n habe. Sie berichtete von verzweifel­ten Familien, die genau wie sie um ihre Kinder kämpfen würden.

Kinderhand­el im Fokus

Darauf angesproch­en, gab sie zu, dass sie deswegen in so vielen Gemeinden gleichzeit­ig kandidiere, um auf dieses Thema aufmerksam zu machen. Darum sei es auch ihr großes Ziel, Bundeskanz­lerin zu werden. Am Schluss ihres Vortrags versprach sie sich und dankte „Bad Kissingen“, heute hier sein zu dürfen. Auf die Frage, warum sie sich gerade in Bad Schussenri­ed habe aufstellen lassen, antwortete sie: „Ihr seid einfach geil und ihr habt einen total tollen und attraktive­n Bürgermeis­ter.“

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FOTO: KATRIN BÖLSTLER Nach dem offizielle­n Teil standen (v. l.) Bürgermeis­ter Achim Deinet, Friedhild Miller und Christoph Schwarz für Nachfragen bereit.

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