Schwäbische Zeitung (Biberach)
20 Jahre Deifel-Weiber
Narrenzunft Erolzheim feiert runden Geburtstag mit dem traditionellen Umzug am Sonntag
EROLZHEIM (sz) - Die Erolzheimer Narrenzunft Deifel-Weiber ist seit 20 Jahren bei der Fasnet dabei, was am kommenden Wochenende gefeiert wird. Dem Fasnetsopening in der Reithalle am Samstagabend folgt am Sonntag der große Narrensprung. Gegründet im März 1997, nahm die Zunft 1998 erstmals an einem Umzug teil. Das Deifel-Weib soll mit dem Teufel im Bunde gewesen sein.
EROLZHEIM - Der Narrensprung in Donzdorf 1998 ist für die Erolzheimer Narrenzunft ein ganz besonderer gewesen. Schließlich war es für die „Deifel-Weiber“der Premierenumzug, nachdem die Narrenzunft im Jahr zuvor – am 8. März 1997 – gegründet worden war. Seit 20 Jahren ist die Erolzheimer Narrenzunft somit an der Fasnet dabei, was am kommenden Wochenende gebührend gefeiert wird. Dem Fasnetsopening in der Reithalle am Samstagabend folgt am Sonntag der große Narrensprung.
Gut 50 Erolzheimer Narren waren seinerzeit bei der Premiere in Donzdorf dabei. Zwischen Gründungsversammlung und dem tatsächlichen Startschuss hatte es aber noch einiges zu klären gegeben. In Anlehnung an die Erolzheimer Chronik wurde das „Deifel-Weib“aus der Taufe gehoben. „Die Identität mit unserem Ort, der Geschichte und der Vergangenheit sind uns wichtig“, sagt Jürgen Hirsch, von Anfang an bei der Narrenzunft dabei und seit 2002 Zunftmeister. Das „Deifel-Weib“ist eine ältere Frau, die mit dem Teufel im Bunde gewesen sein soll, was sich auch in der Maske widerspiegelt: Ihr sind zwei Hörner aufgesetzt, auch der schwarze Hut mit der weißen Feder stellt die Verbundenheit mit dem Teufel dar. Das Häs besteht aus dunklem Rock, dunkler Bluse, grauer Unterhose, rot gezacktem Kragen und Schürze. Der nach der Gründung angedachte Spruch („Erolzheimer Weib hot da Deifel im Leib“) wurde hingegen noch vor dem ersten Umzug durch den heute gängigen „’s Deifel-Weib – feschdet heit“ersetzt, weil es nach der Veröffentlichung im Amtsblatt Kritik gab.
Vor der Gründung der Narrenzunft hatte es in Erolzheim wenig Berührungspunkte mit der Fasnet gegeben, abgesehen vom Spielmannsund Fanfarenzug des Musikvereins. Nach und nach etablierten sich Veranstaltungen wie der Rathaussturm, auch die Narrenzunft selbst entwickelte sich weiter, rief eine Tanzgruppe und eine Kindertanzgruppe ins Leben, baute eine eigene Zunftstube. Was all die Jahre über konstant blieb, war die Anzahl der Mitglieder. 70 aktive Maskenträger gibt es aktuell bei den „Deifel-Weibern“. „Wir wollen auch nicht mehr“, erklärt Jürgen Hirsch.
Denn wenn mehr als 50 Maskenträger zu einem Umzug gehen, bräuchte die Zunft einen zweiten Bus – was Hirsch vor allem wegen einer möglichen Gruppenbildung nicht möchte. „Sonst läuft man Gefahr, dass das Familiäre verloren geht.“Und dieser Aspekt sei schließlich ein wesentlicher, der die Erolzheimer Narrenzunft auszeichne. Wichtig ist dem Zunftmeister außerdem, dass Häs- und Maskenordnung eingehalten werden. „Ich lege viel Wert darauf, dass wir uns richtig präsentieren.“Zudem betont Jürgen Hirsch, dass seine Narrenzunft „kein Saisonverein“sei. Auch außerhalb der Fasnet lebe der Verein und biete Veranstaltungen an, beispielsweise einen Hüttenaufenthalt oder ein Sommerfest.
Premiere in Erolzheim 2002
Den ersten Umzug in Erolzheim richteten die „Deifel-Weiber“im Januar 2002 aus – ein Sprung der Narrenvereinigung ADR (Alb-DonauRegion), an dem 116 Gruppen teilnahmen. Bis heute ist die Erolzheimer Narrenzunft aber kein Mitglied in einer der großen Fasnetsvereinigungen. Seit 2002 findet der Erolzheimer Umzug immer im Zwei-Jahres-Rhythmus statt, am Sonntag somit zum neunten Mal. „Ein Umzug hat für eine Zunft einen wahnsinnigen Repräsentationswert“, sagt Jürgen Hirsch. „Für uns ist das aber auch immer ein echter Kraftakt.“Zumal die Rahmenbedingungen in den vergangenen Jahren manches erschweren. „Vom ganzen Ablauf her war es früher deutlich einfacher, heute gibt es viel mehr Vorschriften“, sagt der stellvertretende Zunftmeister Alexander Hirsch.
Hirsch spricht damit ein Thema an, das immer mehr Narrenzünfte beschäftigt. Erst am vergangenen Wochenende beklagte die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) bei ihrer Hauptversammlung die Auflagenfülle bei Veranstaltungen. Vor allem die Sicherheitskonzepte bescheren den Verantwortlichen immer mehr Arbeit und kosten letztlich auch mehr Geld. Jürgen Hirsch weiß zwar, dass die Narrenzünfte sich dies aufgrund mancher Vorkommnisse in der Vergangenheit teilweise selbst zuzuschreiben haben, trotzdem hat er die Befürchtung, dass es künftig immer weniger Zünfte gibt, die bereit sind, Großveranstaltungen auszurichten. „Auch wenn die Sicherheit natürlich oberstes Gebot ist.“
Doch aktuell liegt der Fokus ohnehin auf diesem Wochenende. Den Auftakt macht am Samstag traditionell der Brauchtumsabend. 80 Gruppen mit rund 3200 Hästrägern kommen dann am Sonntag zum Narrensprung, darunter mit Emmendingen und Niedereschach zwei Narrenzünfte aus dem Schwarzwald. „Das sind Freundschaften, die über die Jahre entstanden sind“, sagt Jürgen Hirsch. Und diese müssten schließlich gepflegt werden. Die Gedanken, ob und mit welchem Aufwand in zwei Jahren dann der zehnte Erolzheimer Umzug ausgerichet wird, rücken dann für eine Weile in den Hintergrund.
Das Fasnetsopening findet am Samstagabend ab 20 Uhr in der Reithalle statt. Der Narrensprung beginnt am Sonntag um 13.30 Uhr.