Schwäbische Zeitung (Biberach)
Jury verbeugt sich vor Regina Ziegler
Die Berliner Filmproduzentin bekommt den Carl-Laemmle-Produzentenpreis 2018
LAUPHEIM - Der Carl-Laemmle-Produzentenpreis 2018 geht an Regina Ziegler. Das hat die Jury am Freitag in München bekannt gegeben. Die mit 40 000 Euro dotierte Auszeichnung, initiiert vom Interessenverband der deutschen Film- und Fernsehproduzenten und der Stadt Laupheim, wird am 16. März im Kulturhaus verliehen. Eine Frau setzt sich durch „Dalli dalli“heißt die Spiel- und Rateshow, mit der Hans Rosenthal in den 70er- und 80er-Jahren ein Millionenpublikum an den Fernsehschirmen begeistert. „Wofür geben Sie Geld aus?“, fragt er eines Samstagabends seine Kandidaten. Möglichst viele verschiedene Antworten sollen sie in wenigen Sekunden liefern, doch Regina Ziegler sagt gebetsmühlenartig: „Hypotheken abzahlen, Hypotheken abzahlen, Hypotheken abzahlen...“Woraufhin der Quizmaster stöhnt, Filme zu drehen, das müsse wohl ziemlich teuer sein.
Mit 60 D-Mark in der Tasche habe sie 1973 in Berlin ihre Produktionsfirma gegründet, erzählt die 73-Jährige beim Pressegespräch am Freitag. „Ich hatte weder Geld noch Beziehungen, habe einfach mal angefangen.“Ein paar Jahre als Produktionsassistentin beim Sender Freies Berlin sind ihr fachlicher Proviant. Regelmäßig muss sie damals gut Wetter machen bei den Banken, damit es weitergeht. „Das würde heute nicht mehr funktionieren“, ist sie überzeugt. „Heute müssen Sie kreditwürdig sein. Das war ich in den ersten Jahren eigentlich nicht.“Mit geliehenem Geld produziert sie ihren ersten Film, „Ich dachte, ich wäre tot“. Regie führt Wolf Gremm, ihr späterer Ehemann. Dafür gibt es auf Anhieb den Bundesfilmpreis.
45 Jahre ist das her. Mit Mut und Willenskraft hat Regina Ziegler sich durchgesetzt in einer von Männern dominierten Branche und auch international Erfolge gefeiert. Heute
steht ihr Name für rund 500 Kinound Fernsehfilme aller Genres. „Kamikaze 89“mit Rainer Werner Fassbinder iund „Korczak“mit Andrzej Wajda sind darunter, „Der bewegte Mann“, „Der Mann mit dem Fagott“, die „Kommissarin Heller“, diverse „Tatort“-Folgen und die TV-Serie „Weissensee“, die die Geschichte zweier Ostberliner Familien vor und nach der Wende erzählt. An hochkarätigen Auszeichnungen war kein Mangel, das New Yorker Museum of Modern Art widmete ihr eine Retrospektive.
Und nun der Carl-Laemmle-Produzentenpreis, der den besonderen Beitrag dieses Berufsstands im kreativen und wirtschaftlichen Prozess des Filmschaffens herausstellen soll, benannt nach dem in Laupheim geborenen Hollywood-Pionier. „Wie kaum jemand anders in Deutschland“habe Regina Ziegler diesen Lebenswerkpreis verdient, sagt Christoph
Palmer, Geschäftsführer der Produzentenallianz. Ihre Firma, die sie zusammen mit ihrer Tochter Tanja leitet, gehöre zu den führenden unabhängigen Filmschmieden im Land. Der Jury-Vorsitzende Martin Moszkowicz, Vorstandschef der Constantin Film AG, verbeugt sich „vor einer unglaublichen Leistung“.
Neue Projekte
Ans Aufhören denkt die 73-Jährige noch lange nicht. Neue Projekte stehen an, ein Musical-Film „Ich war noch niemals in New York“mit den Liedern von Udo Jürgens; „Stumme Schreie“, ein Film, der Kindesmissbrauch thematisiert. Im Frühjahr läuft im „Ersten“die vierte Staffel von „Weissensee“.
Der Carl-Laemmle-Preis bedeute ihr viel, betont Regina Ziegler – bei all den Spuren, die der UniversalGründer hinterlassen, all den Maßstäben, die er gesetzt habe. „Persönlichkeiten
wie er zeigen uns, was möglich ist.“„It can be done“, lautete Laemmles Motto, und welch hinreißende Parallele stellt Zieglers Leitsatz dar: „Geht nicht gibt’s nicht“.
Es sei angerichtet für die Gala im Kulturhaus, sagt Laupheims Oberbürgermeister Rainer Kapellen und berichtet, was sich im Laemmle-Jubiläumsjahr zugetragen und entwickelt hat. Daran wolle man anknüpfen. „Ich hoffe, dass der Preis sich verstetigen kann“, sagt Kapellen. Alle Partner und Sponsoren vor Ort seien an Bord geblieben.
Was macht Regina Ziegler mit der Trophäe, die sie bei der Gala überreicht bekommt? „Das Laemmle darf mit heim. Ich schick’ euch ein Foto.“
Ein Video von der Pressekonferenz in München unter schwäbische.de/laemmlepreis2018