Schwäbische Zeitung (Biberach)

Im Reich der antiquaris­chen Bücher

Wilhelm Hohmann betreibt seit drei Jahren in Schemmerho­fen ein Antiquaria­t

- Von Maike Woydt

SCHEMMERHO­FEN - Sie gilt als eine der größten Messen für alte Handschrif­ten und ausgefalle­ne Bücher zu den verschiede­nsten Themen, Grafiken, Zeichnunge­n, Fotografie­n – die Antiquaria­tsmesse in Stuttgart. Unter den 64 Aussteller­n ist auch Wilhelm Hohmann, der in Schemmerho­fen ein Antiquaria­t betreibt.

Im Keller seines Wohnhauses in Schemmerho­fen hat Wilhelm Hohmann auf rund 150 Quadratmet­ern Bücherrega­le stehen. Darin stehen Bücher zu den unterschie­dlichsten Themen. Doch eines verbindet sie: Sie haben alle mit Wirtschaft zu tun. Neben Firmengesc­hichten und Wirtschaft­sbelletris­tik hat Hohmann auch Bücher zu Wirtschaft­swissensch­aften allgemein und Wirtschaft­sgeschicht­e im Regal stehen.

Sein Interesse an antiquaris­chen Büchern rund um das Thema Wirtschaft kommt nicht von ungefähr. Hohmann hat einst eine Lehre zum Bankkaufma­nn gemacht und anschließe­nd Wirtschaft­swissensch­aften studiert. Bereits während des Studiums interessie­rte er sich zunehmend für Wirtschaft­sgeschicht­e. Auch die Sammelleid­enschaft für Bücher kam während des Studiums auf. „Ich war schon immer bücheraffi­n“, sagt Hohmann. Nachdem er sein Diplom erlangt hatte, entschied er sich 1990, ein eigenes Antiquaria­t in Stuttgart zu eröffnen. Damals habe er auch einen eigenen Laden gehabt.

Das fehle ihm heute manchmal schon, so Hohmann. Er vermisse besonders den Kundenkont­akt. „Die Sammler wissen oft mehr als man selbst“, sagt der Antiquar. In seinem Antiquaria­t in Schemmerho­fen kamen bisher nur wenige Kunden vorbei. Viele Bücher verkaufe er heute über das Internet. Es gebe eine Plattform, auf der nur eingetrage­ne Antiquaria­te verkaufen dürften. Auf seiner eigenen Internetse­ite finden sich aber auch Kataloge, die er zu bestimmten Themen immer wieder zusammenst­ellt. Einen hatte er zum Beispiel

nach dem Tod des Wirtschaft­swissensch­aftlers Günter Wöhe über dessen Sammlung zusammenge­stellt.

Seinen Arbeitsall­tag könne er sich größtentei­ls selbst einteilen: „Morgens gehe ich immer auf den Markt.“Damit meint er das Internet. Dort finde er heute viele der Bücher, die er anschließe­nd weiterverk­auft. Tagsüber fahre er Rad, besuche potenziell­e Verkäufer und verschicke seine Bücher. Abends geht für ihn die Arbeit dann in seinem Antiquaria­t weiter. Er sortiert die Bücher in das Magazin ein, die er aufgekauft hat, arbeitet seine Bestellung­en ab und stellt neue Bücher zum Verkauf ins Internet.

Ein ganz besonderes Buch, das es auch auf der Messe in Stuttgart zu sehen gibt, habe Friedrich Wilhelm

Raiffeisen geschriebe­n: „Die Darlehensk­assen-Vereine als Mittel zur Abhilfe der Not der ländlichen Bevölkerun­g sowie auch der städtische­n Handwerker und Arbeiter“. Es handle sich um eine erste Ausgabe, die bereits im Jahr 1866 erschienen war. Raiffeisen hatte diese im März persönlich seinem „Freund Dübner“gewidmet. Das mache auch den Reiz dieses Buchs aus, denn diese Widmung gebe es kein zweites Mal auf der Welt. Ein Kollege hatte ihm dieses Buch angeboten. „Wenn man so etwas in die Hand bekommt ist man ehrfürchti­g“, sagt Wilhelm Hohmann. 13 500 Euro müsste ein Sammler dafür auf den Tisch legen.

Grundsätzl­ich habe sich der Markt über die rund 25 Jahre, in denen er als Antiquar tätig ist, deutlich gewandelt. Früher habe es unter den Antiquaren noch richtige Berühmthei­ten gegeben. Auch die Sammelleid­enschaften hätten sich geändert: „Heute wird mehr das Besondere gesammelt“, sagt Wilhelm

Hohmann. Sein Kundenstam­m sei ganz gemischt – komme aus Deutschlan­d, Amerika und sogar Japan.

Ein Thema, auf das er immer wieder angesproch­en werde, sei das Geld. „Man wird nicht reich dabei, aber verhungert auch nicht“, erklärt Hohmann. Durch das feste Einkommen seiner Frau hatten sie aber immer Planungssi­cherheit, auch wenn es in seinem Geschäft mal nicht so laufe. Die Schwierigk­eit beim Verkauf antiquaris­cher Büchern sei es, dass der Wert nur schwer zu messen sei: „Ein Buch ist gar nichts wert, wenn es keiner kauft“, sagt der Antiquar.

„Man wird nicht reich dabei, aber verhungert auch nicht.“Antiquar Wilhelm Hohmann über seinen Beruf

Interessie­rte an der Antiquaria­tsmesse in Stuttgart können sich auf diesen Artikel hin bei Wilhelm Hohmann unter Telefon 07356/ 6629810 melden und kostenlose Eintrittsk­arten für die Messe erhalten. Das gilt nur, solange der Vorrat reicht.

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FOTO: MAIKE WOYDT Wilhelm Hohmann betreibt in Schemmerho­fen ein Antiquaria­t. Dort verkauft er antiquaris­che Bücher, die in irgendeine­r Form das Thema Wirtschaft umfassen.

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