Schwäbische Zeitung (Biberach)
Vorhang auf für das Projekt „Demenztheater“
Kerstin Baum und Max Wiest spielen in „Dave und der verlorene Blues“– Premiere ist am 17. März auf Schloss Ehrenfels
BAD BUCHAU (grü/sz) - Das Projekt „Demenztheater“steht. Die Schauspielerin, Autorin und Regisseurin Yasemin Kont und Michael Wissussek wollen das Tabuthema Demenz auf die Bühne holen, mitten ins Rampenlicht. Zwei Schauspieler für diese anspruchsvolle Aufgabe sind schon gefunden: Kerstin Baum aus Kanzach und Max Wiest aus Bad Buchau werden die Rollen im Zwei-Personen-Stück „Dave und der verlorene Blues“übernehmen.
Ein Theaterstück über Demenz: So lautete der Auftrag des Landratsamts Günzburg an Yasemin Kont, die an der Akademie für Darstellende Künste in Ulm studiert hat. Um diese ungewöhnliche Idee künstlerisch umzusetzen, recherchierte Kont im Café Vergissmeinnicht, einer Begegnungsstätte für Demenzkranke in ihrer Heimat Günzburg. Ihre Eindrücke, vor allem aber ihre Freundschaft mit der an Demenz erkrankten Selma, hat die Schauspielerin in ihre Arbeit einfließen lassen. Entstanden ist so das Zwei-Personen-Stück „Dave und der verlorene Blues“. Es handelt von Dave, dem früheren Star und auch dem Idol der Familie, der an Demenz leidet. Erinnerungen bleiben, doch der Alltag gestaltet sich zunehmend schwerer für seine Tochter Paula. Liebevoll bietet sie ihrem Vater ihre Hilfe, bis sie am Ende selbst fast zerbricht.
Geschichte aus dem Leben
„Eine tragisch schöne und teils chaotische Story um zwei Menschen, die sich tragen und halten und fast gemeinsam untergehen“, findet Michael Wissussek. Die Zuschauer könnten so „emotional und realitätsnah die Anderwelten von an Demenz erkrankten Menschen miterleben“. Der Buchauer hat vor knapp drei Jahren den Verein „Übermorgen-Maler“gegründet, der sich die Inklusion an Demenz erkrankter Menschen zur Aufgabe gemacht hat. Dank finanzieller Unterstützung des Vereins und des Kreisseniorenrats möchte Wissussek eine Neuinszenierung von „Dave und der verlorene Blues“auch in der Region auf die Bühne bringen. Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg: Mit Kerstin Baum aus Kanzach und Max Wiest aus Bad Buchau seien zwei vielversprechende Schauspieler aus der Region gefunden, um die anspruchsvollen Rollen auszufüllen, so Wissussek. Beide spielen in der Theatergruppe Kanzach, insbesondere der reichlich bühnenerfahrene Wiest verfügt in der Raumschaft über einen gewissen Bekanntheitsgrad. „Ich kann mir Max einfach sehr gut in der Rolle vorstellen“, sagt Wissussek. „Ich finde es toll, dass er bereit ist, diese Herausforderung anzunehmen. Hut ab, dass die beiden das machen.“Und noch eine wichtige Mitstreiterin haben Wissussek und Kont für ihr Projekt gewonnen. Baronin von Ritter, die sich ebenfalls für Demenzkranke engagiert, stellt die Räumlichkeiten von Schloss Ehrenfels bei Hayingen für die Aufführungen zur Verfügung. Zusammen mit Autorin Kont und Wissussek sowie weiteren Experten aus dem Netzwerk Demenz wollen sie nach der Vorstellung die Fragen der Zuschauer beantworten. Antworten werde aber auch das Stück selbst geben, meint Wissussek. Viele müssen erkennen, dass die Demenz für den Betroffenen Normalität bedeutet und sich die Angehörigen Methoden und ein Wissen um das ,Verstehen um das Vergessen’ aneignen müssen – um mit dem Betroffenen ein positives Miteinander zu leben“, sagt Wissussek.