Schwäbische Zeitung (Biberach)
Mehr als 50 Senioren tauschen Führerschein gegen ÖPNV
Angebot einer Gratis-Jahreskarte für den Linienbusverkehr wird aus Sicht der Stadt gut angenommen
BIBERACH (sz/gem) - Seit Januar können Bürger der Stadt Biberach ab 65 Jahren ihren Führerschein freiwillig im Seniorenbüro im Rathaus abgeben. Im Gegenzug erhalten sie für ein Jahr kostenlos das Ticket 65plus für den ÖPNV. Diese Aktion sei bereits nach den ersten Januarwochen ein voller Erfolg, teilt die Stadtverwaltung mit.
Laut Auskunft der Stadt haben bislang mehr als 50 Senioren ihren Führerschein freiwillig abgegeben, die meisten waren im Alter zwischen Ende 70 und Ende 80 Jahren. Diese Altersspanne zeige auch, für wen diese Aktion interessant ist, heißt es in der Mitteilung der Verwaltung. „Uns geht es darum, Personen, die sich beim Autofahren nicht mehr sicher und wohlfühlen, den Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr zu erleichtern“so Christian Walz vom Seniorenbüro.
„Nicht wenige befreien sich von einem gewissen Druck, der etwa dann entsteht, wenn man gebeten wird, von A nach B zu fahren und will eigentlich nicht mehr, weil man sich unsicher fühlt. Ohne Führerschein fällt das weg“, so Walz. Andere seien gesundheitlich beeinträchtigt und würden deshalb nicht mehr fahren. Grundsätzlich falle es aber kaum jemandem leicht, sich von seinem Führerschein zu trennen. „Man gibt ein Stück Freiheit und Selbstständigkeit preis. Für viele ist es hilfreich, wenn sie den Führerschein – eben dann ungültig – wieder zurückbekommen. Als Erinnerung“, so Walz.
Das Ticket 65plus, das man im Gegenzug erhält, ist personalisiert. Man kann aber eine Partnerkarte bei den Stadtwerken Biberach beantragen. Ist der Partner oder die Partnerin ebenfalls 65 Jahre oder älter oder mindestens 60 Jahre alt und bezieht bereits regulär Rente, dann kostet die Partnerkarte ermäßigt 362,88 Euro. Regulär kostet das 65plus-Ticket 518,40 Euro.
Laut Walz gab es auch Anfragen von Senioren aus umliegenden Gemeinden. „Die Interessierten mussten wir an ihre Gemeinde und das Landratsamt verweisen“, so Walz. „Wobei wir natürlich angesichts unserer positiven Erfahrungen darauf hoffen, dass der Landkreis nachzieht.“
Kreistag diskutiert im Juli darüber
Einen Antrag auf eine entsprechende kreisweite Regelung hatte die SPDFraktion im Kreistag zu den jüngsten Haushaltsberatungen gestellt, sagt Bernd Schwarzendorfer, Sprecher des Landratsamts. „Der Kreistag wird darüber in seiner Juli-Sitzung beraten.“Bis dahin werde das Landratsamt eine Sitzungsvorlage erarbeiten, die Vorund Nachteile eines solchen Angebots aufzeige, „damit der Kreistag eine vernünftige und gute Entscheidung treffen kann“, so Schwarzendorfer.