Schwäbische Zeitung (Biberach)
Scheitelpunkt wird am Mittag erwartet
Hochwasseralarm ausgelöst – Riedlingen rüstet sich für fünfjährliches Hochwasser
RIEDLINGEN - Nun also doch: Riedlingen rüstet sich für ein weiteres Hochwasser. Die Stadt rechnet mit einem rund fünfjährlichen Hochwasser, vergleichbar dem von Anfang Januar. Im Laufe des morgigen Mittwochs wird um die Mittagszeit der Scheitelwert der Donau erwartet; bis dahin wird der Pegel wohl weiter steigen.
Nach einer Besprechung des Hochwasserkrisenteams am Dienstagvormittag wurde für die Einsatzkräfte von Feuerwehr, DRK, THW und der Stadt ein Hochwasseralarm ausgelöst. Laut Einschätzung der Hochwasservorhersagezentrale unter Einbeziehung des Regierungspräsidiums wird ein ähnlicher Wasserstand wie vor zwei Wochen erwartet. Daher kann davon ausgegangen werden, dass der Pegel erneut eine Höhe erreichen wird, bei dem entsprechende Schutzmaßnahmen in Riedlingen erforderlich werden.
Feuerwehr und THW haben in Zusammenarbeit mit dem Bauhof am Dienstagmorgen begonnen, die mobilen Schutzsysteme aufzubauen. „Seit 10 Uhr sind wir zusammen mit der Feuerwehr im Einsatz“, sagt THW-Gruppenführer Daniel Diesch. Zunächst mussten in der Versteigerungshalle die mobilen Schläuche aufgewickelt werden. Denn die waren vom letzten Hochwasser am 6. Januar noch am Trocknen.
Schläuche sind tonnenschwer
Das THW hat die mobilen Systeme in der Mühlvorstadt aufgebaut. Dort schlängelt sich der orange Schlauch zwischen Vorgarten und den Häuserfronten. Zunächst werden die Systeme mit Luft gefüllt, erzählt Diesch. Bis sie dann richtig liegen. Erst im zweiten Arbeitsgang werden die Systeme mit Wasser gefüllt. Denn wenn sie einmal liegen, liegen sie. In einem Schlauchabschnitt passen 7000 Liter, sagt Diesch. Zwei Schläuche nebeneinander heißt 14 Tonnen Gewicht.
Um 14 Uhr hatten die 13 Frauen und Männer des THW das Schlauchsystem so weit vorbereitet. Doch mit Wasser wurden sie noch nicht gefüllt, das hat der Krisenstab beschlossen. „Am Mittwochmorgen werden wir entscheiden“, sagt Bürgermeister Marcus Schafft. Dann sei noch ausreichend Zeit, denn der Scheitel wird erst gegen Mittag erwartet. Am Dienstagabend betrug der Pegel Hundersingen, an dem sich Riedlingen ausrichtet, knapp 2,10 Meter. Beim Hochwasser am 6. Januar lag der höchste Pegelstand bei 2,43 Metern. Das wird auch am heute Mittag erwartet.
Das Schlauchsystem in der Weilervorstadt wurde von der Feuerwehr bereits mit Wasser gefüllt, wie Gruppenführer Stefan Lorencic berichtet. Denn hier schwappt die Donau bereits früher über die Ufer. Beim Hochwasser vom 6. Januar reichte das Wasser an den orangenen Schutzgürtel heran. Mit 18 Feuerwehrleuten waren die Riedlinger an der Stelle im Einsatz. Feuerwehrleute aus Grüningen und Pflummern bauten noch die Dammbalkensysteme am Tuchplatz auf. Und am frühen Abend wurden auch die Garteneingänge zu den Häusern direkt an der Donau mit solchen Balken verschlossen.
Die Flächen hinter Riedlingen donauabwärts sind längst überflutet. Auch beim Reitsportverein steht das Wasser, der Verkehrsübungsplatz ist gänzlich überflutet. Auch der Bereich hin zur Stadthalle ist mit Dammbalken geschützt.
Bauhof im Dauereinsatz
Diese Stellen zu kontrollieren, die Wege zu sperren, ist Aufgabe des Bauhofs. Deren Mitarbeiter sind seit Freitag bereits wieder unterwegs in Sachen Hochwasserschutz. „Da hat das Wasser bereits wieder aus dem Schacht ’rausgedrückt“, sagt Bauhofleiter Roger Fischer. Also galt es, die Straßen zu sperren, die neuralgischen Punkte zu begutachten, eine Checkliste abzuarbeiten. Und das parallel zum Winterdienst, der ebenfalls geleistet werden muss. Dabei war die personell derzeit dezimierte Bauhoftruppe mit den Aufräumarbeiten vom vorigen Hochwasserschutz noch gar nicht durch, sagt Fischer. Sechs Mann haben rund 1,5 Wochen die Schlauchsysteme abgebaut und getrocknet. Und nun sind sie wieder im Einsatz.
Doch wenn das mobile System abgebaut werden müsse, brauche er Unterstützung, sagt Fischer. Denn allein könne der Bauhof das nicht mehr bewerkstelligen. „Wir können unsere kommunalen Aufgaben gar nicht mehr abarbeiten“, sagt er. Das sei auch der Grund, warum die Christbäume in Riedlingen noch stehen.