Schwäbische Zeitung (Biberach)
EnBW plant ihren zweitgrößten Solarpark
Auf einer Fläche von insgesamt 16 Hektar könnte bei Gutenzell bald Strom erzeugt werden
GUTENZELL-HÜRBEL - Wenn alles nach Plan läuft, könnte in GutenzellHürbel schon bald der zweitgrößte Solarpark der EnBW in Baden-Württemberg stehen. Damit würde nicht nur regenerativer Strom in der Kommune produziert, sondern auch die Gemeindekasse aufgebessert werden. Das Stichwort heißt: Gewerbesteuereinnahmen. Ein erster Schritt ist getan, der Gemeinderat fasste am Montagabend mehrheitlich den Beschluss, vorhabenbezogene Bebauungspläne aufzustellen.
„Generell gibt es bei solchen Projekten eine Reihe von Fallstricken“, mahnt der Sprecher der EnBW, Ulrich Stark, im telefonischen Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“am Dienstag. So muss der Solarpark ein Genehmigungsverfahren durchlaufen. Ausgleichsmaßnahmen müssten geschaffen werden und ein Gutachter prüft, inwiefern das Projekt auf Tiere und Natur einen Einfluss hat. Sollte es beim Artenschutz keine entscheidenden Bedenken geben, geht das Ganze in eine Ausschreibung. Denn für den Bau einer Freiflächen-Photovoltaikanlage braucht es einen von der Bundesnetzagentur erteilten Zuschlag. So sieht es das Erneuerbaren-EnergienGesetz (EEG) vor.
Wenn all das funktioniert, könnte Gutenzell-Hürbel einen Solarpark bekommen, der sich auf zwei Standorte verteilt. Konkret geht es dabei um eine über neun Hektar große Fläche nördlich der Kreisstraße 7506 sowie ein knapp sieben Hektar umfassendes Areal südlich von Gutenzell (nahe Dissenhausen). Laut Bürgermeisterin Monika Wieland sind die Flächen von der Kreisstraße aus nicht einsehbar: „Autofahrer werden also nicht geblendet.“
Insgesamt handelt es sich dabei um eine Fläche mit der Größe von 16 Fußballfeldern. Laut Stark gehören die Areale zwei Landwirten, die die Flächen an die EnBW verpachten wollen. Der Park sei auch für den Energieversorger ein bedeutendes Projekt, so der Sprecher. „Bisher betreiben wir 44 Megawatt in zwölf Parks, weitere fünf mit 35 Megawatt sind in Bau.“Der Solarpark in Gutenzell wäre einer der beiden größten der EnBW und fast doppelt so groß wie jener in Zwiefaltendorf. Eine Freiflächen-Photovoltaikanlage plant das Unternehmen derzeit auch bei Ingoldingen. In den Solarparks bei Gutenzell-Hürbel könnten pro Jahr elf Millionen Kilowattstunden
Der EnBW-Sprecher Ulrich Stark über den potenziellen Solarpark
durch Sonneneinstrahlung erzeugt werden. Eine Kilowattstunde wird in etwa bei einem Waschgang verbraucht. „Rechnerisch reicht die Ausbeute für gut 3000 Haushalte“, erläutert Stark. Der Vorteil bei dem Standort sei, dass man relativ nahe am Umspannwerk in Ochsenhausen liege. Das sei gut für die Einspeisung ins Stromnetz, so der Sprecher.
Dass die EnBW Gutenzell-Hürbel überhaupt in Betracht ziehen kann, liegt an Gesetzesänderungen. So durften bis vor einem Jahr nur auf Konversionsflächen (ehemalige Bundeswehrareale), an Autobahnen oder Bahntrassen PV-Anlagen aufgestellt werden. Jetzt ist dies auch auf sogenannten „benachteiligten“landwirtschaftlichen Flächen möglich, erläutert Stark. „Das ist aber auf 100 Megawatt pro Jahr gedeckelt.“Wann die PV-Anlagen errichtet werden, ist derzeit nur schwer zu sagen. Denn erst einmal muss das Projekt wie beschrieben mehrere Hürden nehmen. „Wir sind aber zuversichtlich“, so Stark. Errichtet werden soll der Solarpark so, dass eine Beweidung der Flächen möglich ist. Heißt: Schafe statt Rasenmäher.
Abgesehen von regenerativem Strom hat das Projekt weiteren Nutzen. „Die Gemeinde profitiert durch Einnahmen bei der Gewerbesteuer“, stellt Stark in Aussicht. Und die Bürger könnten sich an dem Park beteiligen. Generell bietet die EnBW dazu drei Möglichkeiten an: die institutionelle Beteiligung wie kommunale Verbände, Bürgerenergiegenossenschaften oder jeder Bürger einzeln.
„Die Gemeinde profitiert durch Einnahmen bei der Gewerbesteuer.“