Schwäbische Zeitung (Biberach)

Erneut Afghanen abgeschobe­n

Unter den Männern waren Straftäter und Gefährder

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KABUL (dpa) - Deutschlan­d hat erneut abgelehnte afghanisch­e Asylbewerb­er in ihr Heimatland abgeschobe­n. Ein Abschiebef­lug mit 19 Männern an Bord landete am Mittwochmo­rgen kurz nach 7 Uhr Ortszeit (3.30 Uhr MEZ) in der Hauptstadt Kabul, bestätigte die Internatio­nale Organisati­on für Migration (IOM). Die Maschine war am Dienstagab­end in Düsseldorf gestartet. Abschiebun­gen nach Afghanista­n sind umstritten, weil sich dort der Konflikt zwischen Regierung und islamistis­chen Taliban sowie der Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) drastisch verschärft.

Länder wählen aus

Nach Angaben des Bundesinne­nministeri­ums (BMI) erfolgte die Abschiebun­g auf der Grundlage eines Zwischenbe­richts des Auswärtige­n Amts zur Sicherheit­slage vom Sommer 2017. Demnach waren unter den 19 Abgeschobe­nen ein Gefährder, 13 Straftäter und fünf Personen, die Angaben über ihre Identität hartnäckig verweigert hätten. Die Betroffene­n kamen aus Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, RheinlandP­falz, Baden-Württember­g, Bayern sowie Hamburg, Hessen und Thüringen.

Die konkrete Auswahl der Personen sei Aufgabe der Länder, sagte der Sprecher des BMI. Die Abläufe in Kabul seien inzwischen „weitestgeh­end eingeübt“. IOM-Mitarbeite­r und Hilfsorgan­isation hätten den Betroffene­n sofort Unterstütz­ung angeboten, auch psychosozi­ale Hilfe und Beratung über ihren weiteren Aufenthalt in Afghanista­n. Die von den Abgeschobe­nen verübten Straftaten seien unter anderem sexueller Missbrauch von Kindern, Vergewalti­gung, Missbrauch von Betäubungs­mitteln, Körperverl­etzung und Diebstahl.

Seit einem schweren Anschlag vor der deutschen Botschaft in Kabul im Mai 2017 lässt die Bundesregi­erung nur noch Straftäter, Gefährder sowie Mitwirkung­sverweiger­er abschieben. Die Abschiebun­g wurde von 57 Beamten der Bundespoli­zei, einem Arzt, einem Dolmetsche­r und einem Frontex-Mitarbeite­r begleitet. Der Flug vom Dienstag war die neunte Sammelabsc­hiebung seit Dezember 2016, mit nun insgesamt 174 Passagiere­n. Mehrere Hundert Menschen hatten am Abend am Flughafen Düsseldorf gegen die Abschiebun­g demonstrie­rt.

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FOTO: DPA Am Flughafen in Düsseldorf gab es Protest gegen die Abschiebun­g nach Afghanista­n.

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