Schwäbische Zeitung (Biberach)
Abriss ist einzig sinnvolle Lösung
Zum Bericht „Gemeinderat soll erneut über Pestalozzihaus debattieren“in der SZ vom 18. Januar:
Wie gut, dass es das Stadtforum zum Zeitpunkt des Neubaus der heutigen Jugendmusikschule noch nicht gab. Sonst wäre damals sicher die Forderung gewesen, im alten Gemäuer des alten „Waldhorns“diese Funktionen unterzubringen.
Heute will das Stadtforum wenigstens den „Rest“retten. Dabei wird ignoriert, dass das Gebäude für völlig andere Zwecke erbaut wurde und für Zwecke eines funktionierenden Musikbetriebs, der ohne guten Schallschutz einfach nicht auskommt, völlig ungeeignet ist.
Wenn die Bauverwaltung zum Abbruch rät, geht es eben nicht nur um „marode Bausubstanz“oder „stinkende Toiletten“, sondern insbesondere um eine bedarfsgerechte Lösung für die fundamentalen Bedürfnisse einer Musikschule. Das fängt mit funktionsgerechten Grundrissen an und endet in den genannten, bauphysikalischen Notwendigkeiten. Die Kosten, die auch bei einer solchen, vom Stadtforum vorgeschlagenen „moderaten Sanierung“(was immer das heißt) anfallen, sind meines Erachtens einfach nicht gerechtfertigt. Schließlich handelt es sich um das Steuergeld des Bürgers.
Ach, wie einfach, unkompliziert, ja richtig schön und auch noch kostengünstig könnte das Bauen doch sein, ließe man den Laien, der aber beim ersten Problem dann doch sofort auf den Fachmann zeigt, frei agieren.
Dabei möchte ich die Bemühungen des Stadtforums nicht grundsätzlich in Frage stellen; bürgerliches Engagement ist grundsätzlich begrüßenswert. Aber nicht unbedingt in der hier praktizierten Form. Der Leser gewinnt immer mehr den Eindruck, dass Biberach ohne das Stadtforum nicht mehr wiederzuerkennen wäre. Meines Erachtens wird von dieser Seite bei jedem etwas älter aussehenden Gebäude grundsätzlich „erhaltenswerte Bausubstanz“vermutet, dann mit der Lupe gesucht und bei Finden einiger wenigen „historischer“Einzelteile sofort triumphierend ein Erhalt auf Teufel komm raus gefordert. Eine Abwägung, ob es die Funde wirklich wert sind, findet gefühlt kaum statt.
Insgesamt wäre weniger krampfhaftes Bemühen, der Bauverwaltung bis hin zum Landesdenkmalamt eine zu oberflächliche Handhabung nachzuweisen, wünschenswert. Bei vernünftiger Abwägung aller Aspekte ist ein Abriss nach meiner Überzeugung in jeder Hinsicht die einzige sinnvolle, zukunftsorientierte und deshalb die einzige verantwortbare Lösung.
Rudolf Reiser, Biberach