Schwäbische Zeitung (Biberach)
Ganz ohne Lampenfieber geht’s nicht
Schüler des Gymnasiums Ochsenhausen bereiten sich mit Konzert auf Abitur vor
OCHSENHAUSEN (sz) - Der Countdown läuft: Wenige Tage vor ihrem fachpraktischen Abitur in Musik haben sechs Schüler des Gymnasiums Ochsenhausen ihre Pflicht- und Wahlstücke Eltern, Lehrern und Freunden vorgestellt. „Ihr könnt heute Abend völlig entspannt sein“, beruhigte Kursleiterin Verena Stei ihre Schützlinge gleich zu Beginn des Konzerts, handelte es sich doch bei der Veranstaltung im vollbesetzten Musiksaal um eine Art Generalprobe. Aber ganz ohne Lampenfieber ging es nicht, wenngleich die jungen Talente ihr Können souverän zu Gehör brachten.
Dies bewies gleich zu Beginn Marina Damaschke, die ihre Oboe auch in den schwierigen Passagen im Griff hatte. Begleitet von Franz Raml interpretierte sie sowohl Barockes von Händel als auch Impressionistisches, wie die Schule in einer Pressmitteilung schreibt. Inspiriert von Wagner sowie Debussy malt der britische Komponist Frederick Delius in seinen zwei „Interludes“atmosphärische Bilder, die die Oboistin versonnen bis expressiv wiedergab.
Klassik dominiert den Abend
Ausdrucksstark in der Dynamik und sicher in der Technik ließ sich Sönke Scholl am Klavier hören. Er überzeugte mit acht „Variations sérieuses“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. Die Variationen entfalten über dem choralartigen Thema einen wahren Facettenreichtum an Stimmungen, die der Schüler seinem Instrument entlockte. Klaviermusik einer ganz anderen Stilrichtung präsentierte Jeremia Hinsberger mit „Biflat“, einem Jazz-Stück von Philipp Moehrke, und „Nuevo Comenzar“von Oskar Hernandez. Letzteres war mit seinen lateinamerikanischen Rhythmen ein Farbtupfer in einem von anspruchsvollen klassischen Werken dominierten Abend.
Clara Guntermann und Clara Scholz entführten die Zuhörer in die Welt der Streichinstrumente. Mit der für Solovioline komponierten „Phantasie“von Georg Philipp Telemann setzte Clara Scholz besondere Schwerpunkte: Das Stück ermöglichte mit seiner akzentreichen Stimmenführung, Virtuosität und Technik zu demonstrieren, was der Ochsenhauserin mit Bravour gelang. Der folgende Mozart und Alfred Schnittke mit seiner konservativ komponierten Suite verstärkten den gewonnenen Eindruck eines solide erarbeiteten Programms. Hierzu trug auch die harmonische Klavierbegleitung durch Cornelia Klemenz bei.
Sicheres Spiel, saubere Akzentuierung und ein großes Einfühlungsvermögen darf man Clara Guntermann attestieren. Ihre Interpretation von Mendelssohns „Lied ohne Worte“und Tschaikowskys „Pezzo capriccioso“beeindruckten in ihrer Vielgestaltigkeit und zeigten den Facettenreichtum des Cellos. Begleitet wurde die Schülerin von Lucia Eitenbichler.
Beethovensonate erklingt
Das Ende des Abends war erneut dem Klavier gewidmet. Ann-Kathrin Frey stellte mit ihrer Auswahl unter Beweis, dass dieses Instrument auch als Begleitinstrument durchaus selbstständig sein kann: Während ihre Schwester Marie den Violinpart im ersten Satz einer Beethovensonate übernahm, war die Aufmerksamkeit in der Tat auf beide gerichtet. Abschluss war Franz Liszts „Sonetto“über ein Petrarca-Gedicht. Auch hier war es das Nebeneinander von Lyrischem und Expressivem, was die Zuhörer in den Bann zog.
Umrahmt wurde das Konzert von einer musikalischen Gemeinschaftsleistung der Schüler beider Jahrgangsstufen, die den Neigungskurs bei Verena Stei besuchen. Sie begrüßten das Publikum in SwingleSinger-Manier mit Charpentiers „Te Deum“und entließen es mit „You’ve got a friend“von Carole King. Dieser Poptitel wirkte wie ein sanfter und entspannter Gegenpol zum anspruchsvollen Konzertprogramm.