Schwäbische Zeitung (Biberach)
Dämme und Leitwälle
Machbarkeitsstudie für Hochwasserschutz an Riß und Umlach.
RUND UM BIBERACH - Für einen optimalen Hochwasserschutz entlang von Riß und Umlach scheint den Fachleuten ein Mix an Maßnahmen geeignet: Während am Oberlauf mehrere Rückhaltebecken in Betracht kommen, sollte unterhalb von Biberach die Devise Lenken und Leiten heißen. Das ist nach Auskunft des Ersten Landesbeamten Walter Holderried vom Landratsamt Biberach der Tenor der integrierten Machbarkeitsstudie. Diese ist noch nicht fertig.
Die Untersuchung läuft seit Mitte 2016 im Auftrag von zehn Städten und Gemeinden und wird vom Landratsamt Biberach koordiniert. Zunächst wurde die Topografie untersucht, um zu ermitteln, „was grundsätzlich denkbar ist“, sagte Holderried auf Anfrage. Demnach kommt es im Abschnitt oberhalb von Biberach an mehreren Stellen in Betracht, mithilfe von Dämmen zusätzlichen Stauraum zu schaffen. Weiter flussabwärts scheinen Rückhaltesysteme dagegen wenig sinnvoll: Wegen des ebenen Geländeverlaufs müssten sie dort flächenmäßig sehr, sehr groß werden, wenn sie etwas bringen sollen. Deshalb empfehlen die Ingenieure, unterhalb von Biberach das Wasser so zu lenken, dass Schäden vermieden werden.
Flussgebietsmodell ist komplex
Im zweiten Schritt sollen Modellrechnungen Auskunft darüber geben, wie genau sich mögliche Maßnahmen an der Umlach und am Oberlauf der Riß auf den Wasserspiegel flussabwärts auswirken – also beispielhaft: Um wieviel sänke der Pegel in Warthausen, wenn in Ummendorf ein Damm von einem Meter Höhe gebaut würde? Und wieviel wäre es bei einem 20 Zentimeter höheren Damm? „Wenn man am Oberlauf etwas macht, sollte es so dimensioniert werden, dass es für die Unterlieger den optimalen Effekt hat“, sagt Holderried.
Genau das war die Idee eines gemeindeübergreifenden Vorgehens. Die flussabwärts gelegenen Orte sollten sich dann, so die im Detail noch nicht ausdiskutierte Vorstellung, an den Kosten beteiligen – schließlich profitieren sie ja auch von den Vorhaben am Oberlauf. Den Löwenanteil soll jedoch, so die Hoffnung, das Land finanzieren; es ist für Hochwasserschutz an Gewässern erster Ordnung zuständig.
Solche Flussgebietsmodelle würden dadurch verkompliziert, dass seitliche Zuflüsse die Ergebnisse beeinflussen, erläuterte Holderried. Im Frühjahr sollen belastbare Daten vorliegen. In die Betrachtung einbezogen werden zudem die Auswirkungen von Starkregenfällen. „Dem Hauseigentümer ist es egal, ob die Riß oder der Regen seinen Keller vollmacht“, sagt Holderried.
Den Zeitaufwand begründete er mit der Schwierigkeit der Aufgabe. Die vom Landratsamt koordinierte Riß-Umlach-Studie benötige aber nicht länger als das Hochwasserschutzkonzept für Dürnach und Saubach, antwortete er der SZ. Diese Untersuchung hatten die Städte Biberach und Ochsenhausen sowie die Gemeinden Maselheim und Mietingen etwa um die gleiche Zeit in Auftrag gegeben – und im Sommer 2017 in öffentlichen Versammlungen erste Ergebnisse vorgestellt. In gleicher Tiefe hätten natürlich auch die Rißund Umlach-Anrainer Zwischenergebnisse der Öffentlichkeit und nicht bloß den Bürgermeistern präsentieren können, sagt Holderried. „Aber bisher sind die Zahlen wenig bis nicht belastbar.“Im Endeffekt wird es seiner Einschätzung nach hier wie dort etwa gleich lange dauern, bis ein effektiver Schutz umgesetzt ist. Dass Riß/Umlach und Dürnach/Saubach separat betrachtet werden, sei wohlbegründet: Beide Gewässersysteme „haben ganz andere Einzugsgebiete“.
„Wir haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass wir in einer gewissen Flughöhe unterwegs sind.“Walter Holderried zum gemeindeübergreifenden Ansatz.
Maßstab: hundertjährliche Pegel
Ziel der Machbarkeitsstudie ist ein optimaler Schutz fürs gesamte RißUmlach-Gewässersystem. „Wir haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass wir in einer gewissen Flughöhe unterwegs sind“, sagte Hoderried. Den beteiligten Kommunen bleibe es unbenommen, mit kleineren örtlichen Maßnahmen früher zu starten oder aus lokaler Sicht nachzuschärfen. Bestmöglicher Schutz, betont Holderried zugleich, biete keine Garantie für jedes vorstellbare Hochwasserereignis. Die Vorkehrungen orientieren sich an Überschwemmungen, wie sie statistisch etwa alle 100 Jahre zu erwarten sind.