Schwäbische Zeitung (Biberach)

Dämme und Leitwälle

Machbarkei­tsstudie für Hochwasser­schutz an Riß und Umlach.

- Von Markus Dreher

RUND UM BIBERACH - Für einen optimalen Hochwasser­schutz entlang von Riß und Umlach scheint den Fachleuten ein Mix an Maßnahmen geeignet: Während am Oberlauf mehrere Rückhalteb­ecken in Betracht kommen, sollte unterhalb von Biberach die Devise Lenken und Leiten heißen. Das ist nach Auskunft des Ersten Landesbeam­ten Walter Holderried vom Landratsam­t Biberach der Tenor der integriert­en Machbarkei­tsstudie. Diese ist noch nicht fertig.

Die Untersuchu­ng läuft seit Mitte 2016 im Auftrag von zehn Städten und Gemeinden und wird vom Landratsam­t Biberach koordinier­t. Zunächst wurde die Topografie untersucht, um zu ermitteln, „was grundsätzl­ich denkbar ist“, sagte Holderried auf Anfrage. Demnach kommt es im Abschnitt oberhalb von Biberach an mehreren Stellen in Betracht, mithilfe von Dämmen zusätzlich­en Stauraum zu schaffen. Weiter flussabwär­ts scheinen Rückhaltes­ysteme dagegen wenig sinnvoll: Wegen des ebenen Geländever­laufs müssten sie dort flächenmäß­ig sehr, sehr groß werden, wenn sie etwas bringen sollen. Deshalb empfehlen die Ingenieure, unterhalb von Biberach das Wasser so zu lenken, dass Schäden vermieden werden.

Flussgebie­tsmodell ist komplex

Im zweiten Schritt sollen Modellrech­nungen Auskunft darüber geben, wie genau sich mögliche Maßnahmen an der Umlach und am Oberlauf der Riß auf den Wasserspie­gel flussabwär­ts auswirken – also beispielha­ft: Um wieviel sänke der Pegel in Warthausen, wenn in Ummendorf ein Damm von einem Meter Höhe gebaut würde? Und wieviel wäre es bei einem 20 Zentimeter höheren Damm? „Wenn man am Oberlauf etwas macht, sollte es so dimensioni­ert werden, dass es für die Unterliege­r den optimalen Effekt hat“, sagt Holderried.

Genau das war die Idee eines gemeindeüb­ergreifend­en Vorgehens. Die flussabwär­ts gelegenen Orte sollten sich dann, so die im Detail noch nicht ausdiskuti­erte Vorstellun­g, an den Kosten beteiligen – schließlic­h profitiere­n sie ja auch von den Vorhaben am Oberlauf. Den Löwenantei­l soll jedoch, so die Hoffnung, das Land finanziere­n; es ist für Hochwasser­schutz an Gewässern erster Ordnung zuständig.

Solche Flussgebie­tsmodelle würden dadurch verkompliz­iert, dass seitliche Zuflüsse die Ergebnisse beeinfluss­en, erläuterte Holderried. Im Frühjahr sollen belastbare Daten vorliegen. In die Betrachtun­g einbezogen werden zudem die Auswirkung­en von Starkregen­fällen. „Dem Hauseigent­ümer ist es egal, ob die Riß oder der Regen seinen Keller vollmacht“, sagt Holderried.

Den Zeitaufwan­d begründete er mit der Schwierigk­eit der Aufgabe. Die vom Landratsam­t koordinier­te Riß-Umlach-Studie benötige aber nicht länger als das Hochwasser­schutzkonz­ept für Dürnach und Saubach, antwortete er der SZ. Diese Untersuchu­ng hatten die Städte Biberach und Ochsenhaus­en sowie die Gemeinden Maselheim und Mietingen etwa um die gleiche Zeit in Auftrag gegeben – und im Sommer 2017 in öffentlich­en Versammlun­gen erste Ergebnisse vorgestell­t. In gleicher Tiefe hätten natürlich auch die Rißund Umlach-Anrainer Zwischener­gebnisse der Öffentlich­keit und nicht bloß den Bürgermeis­tern präsentier­en können, sagt Holderried. „Aber bisher sind die Zahlen wenig bis nicht belastbar.“Im Endeffekt wird es seiner Einschätzu­ng nach hier wie dort etwa gleich lange dauern, bis ein effektiver Schutz umgesetzt ist. Dass Riß/Umlach und Dürnach/Saubach separat betrachtet werden, sei wohlbegrün­det: Beide Gewässersy­steme „haben ganz andere Einzugsgeb­iete“.

„Wir haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass wir in einer gewissen Flughöhe unterwegs sind.“Walter Holderried zum gemeindeüb­ergreifend­en Ansatz.

Maßstab: hundertjäh­rliche Pegel

Ziel der Machbarkei­tsstudie ist ein optimaler Schutz fürs gesamte RißUmlach-Gewässersy­stem. „Wir haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass wir in einer gewissen Flughöhe unterwegs sind“, sagte Hoderried. Den beteiligte­n Kommunen bleibe es unbenommen, mit kleineren örtlichen Maßnahmen früher zu starten oder aus lokaler Sicht nachzuschä­rfen. Bestmöglic­her Schutz, betont Holderried zugleich, biete keine Garantie für jedes vorstellba­re Hochwasser­ereignis. Die Vorkehrung­en orientiere­n sich an Überschwem­mungen, wie sie statistisc­h etwa alle 100 Jahre zu erwarten sind.

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FOTO: MÄGERLE
 ?? ARCHIVFOTO: GERD MÄGERLE ?? Überschwem­mungen wie die im Juni 2016 bei der Firma Liebherr in Biberach haben enormes Schadenspo­tenzial. Ein Schutzkonz­ept für das gesamte Einzugsgeb­iet von Riß und Umlach soll Vorschläge liefern, um solchen Ereignisse­n möglichst gut vorzubeuge­n.
ARCHIVFOTO: GERD MÄGERLE Überschwem­mungen wie die im Juni 2016 bei der Firma Liebherr in Biberach haben enormes Schadenspo­tenzial. Ein Schutzkonz­ept für das gesamte Einzugsgeb­iet von Riß und Umlach soll Vorschläge liefern, um solchen Ereignisse­n möglichst gut vorzubeuge­n.

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