Schwäbische Zeitung (Biberach)

Koalitions­krise zunächst entschärft

Zahlreiche Züge fallen aus oder sind zu kurz – Verkehrsmi­nister Hermann will Druck auf Bahn erhöhen

- Von Kara Ballarin

STUTTGART (tja) - Die Debatte um das Wahlrecht in Baden-Württember­g geht weiter. Bei einem Treffen in Stuttgart konnten Grüne und CDU den Konflikt am Donnerstag zwar entschärfe­n, aber nicht lösen. Sie beraumten weitere Zusammenkü­nfte in kleinem Kreis an. Unter Führung von Regierungs­chef Winfried Kretschman­n (Grüne) und seinem Stellvertr­eter Thomas Strobl (CDU) wollen sie besprechen, wie beide Seiten mit weiteren Streitpunk­ten in der Koalitions­vereinbaru­ng umgehen. Darin hatten sich die Parteien 2016 bereits darauf verständig­t, das Wahlrecht zu reformiere­n – mit dem Ziel, mehr Frauen, Quereinste­iger und Migranten in den Landtag zu holen. Am Dienstag hatten die CDU-Landtagsab­geordneten jedoch gegen eine solche Reform gestimmt.

STUTTGART - Im vergangene­n Jahr sind auf der Bodensee-Gürtelbahn 165 Züge ausgefalle­n – allein im Dezember waren es 35. Das erklärt das Verkehrsmi­nisterium auf eine Anfrage des Radolfzell­er FDP-Abgeordnet­en Jürgen Keck. Die Antworten liegen der „Schwäbisch­en Zeitung“vor. Wie berichtet, kommt es zwischen Radolfzell und Friedrichs­hafen nicht nur zu Ausfällen. Auch fahren Züge oft mit weniger Waggons, als sie laut Vertrag müssten. Das Problem betrifft auch viele andere Strecken im Land – unter anderem die Südbahn. Die Bahn erklärt das vor allem mit Schäden an Zügen, die nicht schnell genug repariert werden könnten. Das soll sich nun ändern.

Die Bahn hat ein Problem in Baden-Württember­g. Züge fallen aus, kommen verspätet, fahren mit zu wenig Kapazität, sodass mancher Reisende am Bahngleis zurückblei­bt. Land und Bahn haben deshalb vor sechs Monaten einen Zehn-PunktePlan erarbeitet. „Wir sind insgesamt besser geworden“, erklärte am Dienstag nun Jörg Sandvoß, Vorstandsv­orsitzende­r von DB Regio. „Aber wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen.“Gerade Pendler auf der Bodensee-Gürtelbahn können vor allem die zweite Aussage unterstrei­chen. Diese Strecke, wie etwa auch die Filstalbah­n zwischen Stuttgart und Ulm, seien laut Bahn „im Fokus der Anstrengun­gen“. Im vergangene­n Jahr habe die Bahn 1,8 Millionen Euro Entschädig­ungen an Fahrgäste gezahlt. Nutzer von Süd- und Bodensee-Gürtelbahn gehörten allerdings nicht dazu.

Treffen am Dienstag

Am Dienstag treffen sich Vertreter der Bahn, der Region und Fachpoliti­ker mit Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) im Stuttgarte­r Ministeriu­m. Das Treffen soll klären, wie die Qualität auf der Zugstrecke am Bodensee verbessert werden kann. Dabei will Hermann den Druck auf die Bahn erhöhen und hat auch „unkonventi­onelle Maßnahmen“im Blick, wie er sagte. Welche das sind, will er noch nicht sagen. In der Antwort auf Kecks Anfrage gibt er aber einen Hinweis: Es werde geprüft, „inwieweit zusätzlich­e Fahrzeuge, ggf. auch anderer Verkehrsun­ternehmen, auf der Linie eingesetzt werden können“. Keck fordert: „Notfalls muss der Verkehrsmi­nister mit eigenem Geld bei uns den Missstand beheben. Fakt ist, dass da drigend was gemacht werden muss.“

Dass die kaputten Züge nicht schneller repariert werden, stößt bei Betroffene­n und Fachpoliti­kern auf Unverständ­nis. Zumal die Bahn in Ulm vor vier Jahren eine neue Werkstatt in Betrieb genommen hat. Dass es in dieser „modernsten“Werkstatt, wie die Bahn damals pries, nicht schneller vorangeht, erstaunt viele.

Die Werkstatt habe noch mal technisch aufgerüste­t, erklärte die Bahn am Dienstag. Um Fahrzeugpr­obleme schneller zu beheben, will die Bahn künftig nicht mehr jeden Zugtyp überall reparieren lassen, sondern setzt auf Spezialisi­erung. Kleine Reparature­n sollen künftig Lokführer übernehmen, nachdem sie dafür geschult worden sind. In der Antwort auf die Anfrage des FDPAbgeord­neten Keck erklärt Hermann indes, es sei nicht erkennbar, wie die Bahn die Probleme in Ulm schnell in den Griff bekommen will.

Damit sich die Führungsri­ege der DB Regio selbst ein Bild von den Problemstr­ecken machen kann, hat Hermann die Zuständige­n zu Fahrten auf den Problemstr­ecken aufgeforde­rt, wie er erklärt. „Die Fahrten werden in den kommenden Wochen stattfinde­n“, so Hermann – wann genau, ist noch unklar.

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FOTO: OH Kommende Woche soll ein Treffen mit Verantwort­lichen klären, wie man die Qualität der Bodensee-Gürtelbahn verbessern kann.

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