Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Ich wollte nur Feuerwehrmann werden“
Der neue hauptamtliche Kommandant Florian Retsch über seinen Arbeitsalltag in Biberach
BIBERACH - Seit dreieinhalb Monaten ist er im Amt: Biberachs erster hauptamtlicher Feuerwehrkommandant Florian Retsch. Wasserrohrbruch in der Riedlinger Straße, Unfälle oder jüngst das Hochwasser beim Jordanbad – der Alltag des 41-Jährigen beinhaltet mehr als die reinen Blaulichteinsätze. Daniel Häfele hat mit ihm über seine Aufgaben, das neue Feuerwehrhaus und seinen Weg nach Biberach gesprochen.
Herr Retsch, Sie sind seit Oktober 2017 Chef der Biberacher Wehr. Wie gut haben Sie sich eingelebt?
Ich habe mich sehr gut in Biberach eingelebt. Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung und die Feuerwehrkameraden sowie -kameradinnen haben mich herzlich aufgenommen. Das hat mir den Einstieg natürlich enorm erleichtert, genauso wie die gute Arbeit der Wehr. Die Biberacher Feuerwehr mit ihren Abteilungen in Stafflangen, Ringschnait und Mettenberg wirkt auf mich sehr einsatzerfahren. Der Prozess des Kennenlernens wird aber wohl nie ganz abgeschlossen sein, schließlich funktioniert jede Feuerwehr anders.
Sie waren elfeinhalb Jahre lang Chef der Feuerwehr in Oberkirch (Ortenaukreis). Weshalb haben Sie sich um den Posten in Biberach beworben?
Als ich die Stellenanzeige mit den Anforderungen gelesen habe, war für mir klar: Biberach reizt mich, vor allem der Aspekt mit dem neuen Feuerwehrhaus. Der Neubau ist einmalig in Bezug auf seine Größe und Ausstattung, was daran liegt, dass Stadt und Landkreis das Projekt gemeinsam stemmen. Zudem stamme ich aus dem Ostalbkreis, weshalb ich jetzt meiner Familie wieder näher bin. Die Entscheidung, nach Biberach zu gehen, habe ich gemeinsam mit meiner Frau und meiner Tochter getroffen.
Der Umzug der Feuerwehr wird Sie derzeit sehr fordern, oder?
Eine meiner täglichen Arbeiten derzeit ist tatsächlich die Organisation des Einzugs der Feuerwehr vom alten ins neue Gebäude. In dieser Woche haben wir beispielsweise einmal ausprobiert, ob und wie die Fahrzeuge in den neuen Hallen geparkt werden können. Wie aufwendig so ein Umzug ist, zeigt auch die Tatsache, dass wir drei Arbeitsgruppen dafür gebildet haben. Trotz der vielen Arbeit ist bei den über 200 Mitgliedern die Vorfreude auf das neue Domizil groß. Im Juni werden wir einziehen und nach den Sommerferien, voraussichtlich im September, wird es ein großes Einweihungsfest geben.
Welche Aufgaben haben Sie darüber hinaus?
Ich kümmere mich zusammengefasst um das operative Geschäft der Feuerwehr und bin Schnittstelle zu anderen Ämtern innerhalb und außerhalb der Verwaltung. Ausbildungen koordinieren, Stellungnahmen beim Verkehrsrecht schreiben oder
Konzepte des Krisenmanagements und des Bevölkerungsschutzes weiterentwickeln – das sind einige wenige Beispiele meiner Arbeit. Natürlich bin ich auch ständig im Austausch mit dem Kreisbrandmeister Peter Frei, der Polizei, dem DRK, dem THW oder der Werksfeuerwehr von Boehringer Ingelheim. Wichtig ist für mich auch, bei Hauptversammlungen und Abteilungssitzungen dabei zu sein.
Und dann sind Sie auch bei Einsätzen vor Ort ...
Richtig. Die Biberacher Wehr ist mit über 500 Einsätzen im Jahr, inklusive den Brandsicherheitswachen, vergleichsweise oft gefragt. Das hohe Einsatzaufkommen liegt unter anderem an der dichten Bebauung der Altstadt und an unserer überörtlichen Funktion als Stützpunktwehr. Wir unterstützen die Wehren umliegender Gemeinden bei Einsätzen, unser Einsatzgebiet reicht dabei von Schemmerhofen bis Eberhardzell und umfasst zirka 67 000 Einwohner. Zudem ist Biberach eine prosperierende Stadt, das birgt natürlich dann auch ein größeres Gefahrenpotenzial.
Sind Sie dann quasi rund um die Uhr im Dienst?
(lacht) Nein, ich bin nicht Tag und Nacht im Dienst. Ich habe sechs ehrenamtliche Stellvertreter, mit denen ich mir die Tätigkeit als Einsatzleiter vom Dienst aufteile. Wer Bereitschaft hat, nimmt dann nachts den Kommandowagen, das Handy und den Funkmeldeemfänger mit nach Hause. Das Fahrzeug, ein kleiner Pkw, ist deshalb oft auf den Straßen zu sehen. Die Kollegen machen einen sehr guten Job.
„Die Biberacher Feuerwehr wirkt auf mich sehr einsatzerfahren.“
Wie wird man hauptamtlicher Feuerwehrkommandant?
Da gibt es natürlich unterschiedliche Wege, aber Voraussetzung ist eine handwerkliche Ausbildung. Ich zum Beispiel habe Maurer gelernt und danach war ich im mittleren Dienst bei der Bundeswehr-Feuerwehr tätig. Was folgte, war eine Weiterbildung zum Oberbrandmeister und schließlich der gehobene Dienst. Angefangen habe ich übrigens bei der Jugendfeuerwehr in Aalen, das war im Jahr 1988.
Und rund 30 Jahre später sind Sie Chef der Biberacher Wehr. War Kommandant immer Ihr Traumjob oder fühlen Sie sich Ihrem Vornamen Florian verpflichtet?
Der Name verbindet natürlich in besonderer Art und Weise mit der Feuerwehr, wir haben alleine in unserer Wehr rund zehn Feuerwehrmänner mit dem Vornamen Florian, unter anderem mein Stellvertreter Florian Hofmann. Ich wollte eigentlich nur Feuerwehrmann werden und das bin ich ja schließlich immer noch, auch in der Funktion eines Kommandanten.