Schwäbische Zeitung (Biberach)
Belcanto und italienische Stimmung voller Harmonie
Gesangsduo Marshall & Alexander gastiert in der Stadthalle mit seinem Programm „20 Jahre Hand in Hand“
BIBERACH - Das erfolgreiche und makellos singende Duo Marshall & Alexander gibt es seit 1998, und dessen gedenken sie mit ihrem neuen Programm. Der Bariton Marc Marshall, Sohn des Stimmungssängers Tony Marshall, und sein Tenorkollege Jay Alexander haben das Publikum in Biberach mit einem großartigen Streifzug durch ihr Repertoire begeistert. Am Flügel war René Krömer ihr kongenialer Begleiter.
Beim Singen ziehen sie mit ihren exzellent geschulten Stimmen alle Register emotionaler Gestaltung mit purem stimmlichem Wohlklang. Die Texte kommen überzeugend und wahrhaftig rüber. Sie sind aber auffallend forteverliebt. Ein wenig mehr klangliche Differenziertheit würde den Interpretationen guttun.
Das sorgfältig ausgewählte Programm besteht ganz wesentlich aus Softsongs in langsamen Tempi; schnelle und sprachintensive Passagen gibt es kaum. Adagio und Lento beherrschen die Tempi. Gelegentlich gibt es einen Waltz. „Con sentimento“wird voll ausgekostet. Stilistisch ist das alles aus mehr oder weniger einem Holz geschnitzt. Bei diesen durchweg gestreckten Tempi ist gelegentliche Larmoyanz nicht immer vermeidbar. Jay Alexander selbst nannte eines dieser Schmachtlieder eine Edelschnulze. Ihre Gesangssprache ist zum allergrößten Teil Italienisch. Gelegentlich ein bißchen Englisch, Deutsch, Französisch. Beide machen Zwischenansagen, die die Lieder erläutern, die auflockern. Ausführlich erzählen sie, wie es zur Gründung ihres Duos kam. Viele Namen fielen, häufig unbekannt, Nostalgie halt. Manche ihrer Lieder stammen von mit ihnen befreundeten TVKomponisten. In ihre Songs packen sie die ganze Gefühlspalette hinein, so in das italienische „Passion“oder „Adormenta-me“mit Gefühlsüberschwang, ebenso wie bei „Grande amore grande.“
Bei ihrem Programm durften natürlich die Hits ihres italienischen Erfolgsalbums „La Stella“nicht fehlen. So etwa „Mandami Via“und „Le Stagioni Che Verrano“.
Und sie sangen einen ihrer ganz großen Erfolge, ihren Spitzensong „Hand in Hand“.
Absturz nach Caruso
Man hörte auch klassische italienische Volkslieder. Bei „O sole mio“überschritten sie allerdings eine rote Linie. Sie spielten eine Aufnahme von Enrico Caruso von 1906 ein, stoppten das nach einigen Takten und sangen selbst weiter: Stil- und klangästhetischer Absturz, künstlerisch fragwürdig. Schön dann ihr – allein gesungenes – „Santa Lucia“. Stilistisch vielleicht eine Spur zu „deutsch“. Zur absoluten Vollkommenheit fehlten etwas mehr Legato sowie der „italienische Schluchzer“.
Ihre modernen italienischen Popsongs gerieten mit allen stilistischen Finessen dynamisch, in der nicht immer gelungenen Abstufung der Lautstärken auch artifiziell, aber immer hoch professionell. Natürlich beherrschen sie auch alle mimischen Showeffekte. Vor dem Einsatz die geschlossenen Augen, das konzentrierte Vorsich-auf-den Boden-Blicken, dem Pianisten den Rhythmus angeben.
Marshall & Alexander sind im besten Sinne so etwas wie eine Sparausgabe der „Drei Tenöre“, die Welthits authentisch präsentieren können. Der Zusammenklang ihrer Stimmen ist optimal. Sie singen stilvoll, ästhetisch, mit der ganzen Erfahrung einer langen Karriere, haben eine sehr sympathische Ausstrahlung.
Das begeisterte Publikum geizte nicht mit Applaus.