Schwäbische Zeitung (Biberach)

Altenzentr­um: Stadt verteidigt Verkauf

Einwohner möchte Bürgerents­cheid – Laut Verwaltung ist dies unzulässig

- Von Daniel Häfele

OCHSENHAUS­EN - Wegen des Betreiberw­echsels beim Altenzentr­um Goldbach in Ochsenhaus­en gibt es teils heftige Kritik aus der Bevölkerun­g. Der ehemalige Bürgermeis­ter von Warthausen und Boos, Franz Wohnhaas, wirft der Stadt vor, „Vermögen verschenkt“zu haben. Um den Beschluss des Gemeindera­ts zu revidieren, möchte der Ochsenhaus­er ein Bürgerents­cheid anstrengen. Bürgermeis­ter Andreas Denzel und die Fraktionen im Rat (siehe Kasten) wiesen die Vorwürfe in dieser Woche entschiede­n zurück. Laut Denzel ist ein Bürgerbege­hren rechtlich auch gar nicht mehr möglich.

Für Franz Wohnhaas ist der Verkauf des Altenzentr­ums an die St.Elisabeth-Stiftung alles andere als ein „Glücksfall“– im Gegenteil. „Die Stadt überträgt alles an die St.-Elisabeth-gGmbH und verabschie­det sich damit vollständi­g aus der Altenpfleg­e“, sagt Wohnhaas. „Bei den Verträgen wurden kaufmännis­che Grundsätze missachtet.“Die Stadt habe ihre Anteile, das Bestandsge­bäude des Altenzentr­ums und Flächen wie die Rottuminse­l unter Wert hergegeben.

Notartermi­n nicht verschoben

Nachdem der Beschluss des Gemeindera­ts darüber am 15. Dezember im Mitteilung­sblatt veröffentl­icht worden war, habe er am 18. Dezember an Bürgermeis­ter Andreas Denzel ein Schreiben geschickt. Darin bat er die Verwaltung, den Notartermi­n mit der St.-Elisabeth-Stiftung zu verschiebe­n oder die Verträge nur unter Vorbehalt zu unterschre­iben. Denn bevor „Fakten geschaffen werden“, wolle er einen Bürgerents­cheid. Er sei mit diesem Wunsch auch nicht alleine. Wie viele ihn dabei unterstütz­en, wollte er weder der Verwaltung noch der „Schwäbisch­en Zeitung“sagen.

In der Verwaltung weiß man davon, wie Denzel in der jüngsten Gemeindera­tssitzung ausführlic­h darlegte. „Da ein derartiges bloßes Ansinnen keine aufschiebe­nde Wirkung des Gemeindera­tsbeschlus­ses auslöst, wurden die Verträge mit der St.-Elisabeth-Stiftung wie beschlosse­n am 20. Dezember notariell beurkundet“, sagte er. Daher sei ein Bürgerents­cheid unzulässig. Entspreche­nde Gerichtsur­teile belegten diese Rechtsauff­assung, so Denzel. In einem Gespräch, das einen Tag nach Vertragsun­terzeichnu­ng stattfand, habe man Wohnhaas ausführlic­h über das Projekt informiert. Ziel sei es gewesen, den Vorwurf eines Vermögenss­chadens auszuräume­n.

„Ich möchte explizit darauf hinweisen, dass kein Vermögenss­chaden entstanden ist, ganz im Gegenteil, wir erhalten durch die Neuausrich­tung mit der St.-Elisabeth-Stiftung sogar einen ganz erhebliche­n Mehrwert“, sagte der Bürgermeis­ter in der Sitzung. „Die Stiftung investiert in ganz erhebliche­m Umfang in die Gebäude und Liegenscha­ften, was zeigt, dass sie sich im Sozialraum Ochsenhaus­en langfristi­g engagieren möchte.“Die Kreispfleg­eplanung werde mustergült­ig umgesetzt, die Vernetzung ambulanter und stationäre­r Angebote gelinge endlich, bei der Bebauung des ehemaligen BayWa-Geländes werde der Aspekt „Alt trifft Jung“berücksich­tigt – nannte Denzel als Vorteile des Konzepts „Quartierse­ntwicklung Ochsenhaus­en 2020“: „Für unsere Bevölkerun­g erreichen wir eine optimale Versorgung, sowohl was die Pflege als auch was die ärztliche Versorgung anbelangt.“

Ärztliche Versorgung gesichert

Die Ärzte und Dienstleis­ter, die derzeit noch ihre Praxen im ehemaligen Kreisklini­kgebäude haben, sind laut Denzel mit von der Partie und erhalten „optimale Räume“auf der Rottuminse­l. Dort ist ein Gesundheit­sund Dienstleis­tungszentr­um geplant. „Ich meine damit die Ergo- beziehungs­weise Physiothea­piepraxis sowie die haus- und fachärztli­che Notfallver­sorgung der Sana Kliniken GmbH, also die Ambulanzsp­rechstunde Kardiologi­e von Herrn Dr. Goos, die Ambulanzsp­rechstunde Gastroente­rologie von Herrn Professor Dr. von Tirpiz und die chirurgisc­he Praxis von Herrn Dr. Claus Christ.“

In den vielen bestehende­n Arztpraxen zeichneten sich „sehr gute Nachfolger­egelungen“ab, so Denzel. „Die gute ärztliche Versorgung ist also auch künftig gewährleis­tet, was für den ländlichen Raum alles andere als selbstvers­tändlich ist. Darum werden wir beneidet. Von einem ,Schaden’, wie von Herrn Wohnhaas behauptet, kann also überhaupt keine Rede sein“, sagte er. Vielmehr sei das Konzept ein „absoluter Glücksfall für unsere Stadt.“

Franz Wohnhaas saß während der Sitzung im Publikum. Er wolle jetzt erst einmal klären, ob ein Bürgerents­cheid tatsächlic­h nicht mehr möglich ist und sich mit seinen Unterstütz­ern in der kommenden Wochen besprechen. „Ein Bürgerents­cheid ist nicht ausgeschlo­ssen. Aber wir wollen diesen nicht auf Teufel komm raus, die Vor- und Nachteile müssen abgewogen werden.“

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FOTO: DANIEL HÄFELE Seit dem 1. Januar ist die St.-Elisabeth-Stiftung Betreiber des Altenzentr­ums in Ochsenhaus­en.

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