Schwäbische Zeitung (Biberach)

Mit Unterschri­ften gegen die Schließung der Bankfilial­e

In Obersulmet­ingen ruft Ortsvorste­her Elmar Dehler zum Kampf für den Erhalt der Raiffeisen­bank auf

- Von Reiner Schick

OBERSULMET­INGEN/WARTHAUSEN Nach den angekündig­ten Filialschl­ießungen der Raiffeisen­bank Biberach formiert sich erster Widerstand: In Obersulmet­ingen hat Ortsvorste­her Elmar Dehler nach Rücksprach­e mit dem Ortschafts­rat eine Unterschri­ftensammlu­ng für den Erhalt der Außenstell­e gestartet. Möglichst viele Unterschri­ften sollen am kommenden Mittwochab­end dem Vorstand des Kreditinst­ituts übergeben werden – bei der Informatio­nsveransta­ltung für Mitglieder und geladene Kunden im Musikerhei­m des MV Obersulmet­ingen. In den vergangene­nen Tagen war bekannt geworden, dass die Raiba Biberach mit ihrer Zentrale in Warthausen mehrere Zweigstell­en schließen wird, darunter die Filialen in Ingerkinge­n, Schemmerbe­rg, Rottum und Hürbel (SZ berichtete).

„Wir kämpfen um unsere Zweigstell­e“, sagt Dehler im Gespräch mit der SZ. Er und andere seien bereits am vergangene­n Wochenende von Haustür zu Haustür gezogen, um Unterschri­ften zu sammeln. „Am kommenden Wochenende geht es weiter. Jeder Ortschafts­rat hat Listen mitgenomme­n. Außerdem haben wir Listen an Vereinsver­treter verteilt und in der Ortsverwal­tung ausgelegt“, berichtet Elmar Dehler. Er betont, dass es bei der Aktion nicht nur um den Erhalt des Geldautoma­ten und Kontoauszu­gsdruckers geht – beides soll nach SZ-Informatio­nen ebenfalls abgebaut werden –, sondern um die Geschäftss­telle als solche. „Eine Ortschaft mit 1300 Einwohnern braucht jemanden, der die Bürger in ihren Geldangele­genheiten am Ort berät“, macht Dehler klar. Mit einer Reduzierun­g der Geschäftsz­eiten könne man unter Umständen noch leben, aber gar kein persönlich­er Service mehr – das sei nicht hinnehmbar.

„Vor Ort für Sie da – wir sind da, wo Sie sind“: Unter diesem Leitspruch mache die Bank Werbung für ihre regionale Ausrichtun­g. „Und so erlebten wir bislang auch die Raiffeisen­bank in Obersulmet­ingen“, schreibt Elmar Dehler im Mitteilung­sblatt, in dem er die Bürger zur Teilnahme an der Unterschri­ftenaktion aufruft. Mit dem Abzug der Filiale werde Kosteneins­parung auf Kosten der Kunden betrieben und der Verfall der ländlichen Infrastruk­tur begünstigt. „Alle Menschen, die nicht mobil sind, haben keine Chance, eigenständ­ig Bankgeschä­fte zu erledigen.“Dehler glaubt, dass die Raiba Biberach ohne Geschäftss­telle vor Ort viele Kunden verlieren werde. „Die Bank hat wahrschein­lich 250 bis 300 Genossensc­haftsmitgl­ieder aus Obersulmet­ingen, von denen viele eine Schließung nicht akzeptiere­n werden“, prophezeit Dehler.

„Weniger protzige Feiern“

Doch der Ortsvorste­her gibt sich nicht nur kämpferisc­h, sondern auch optimistis­ch, die Verantwort­lichen zum Umdenken bewegen zu können: „Ich gehe davon aus, dass wir es der Raiba Biberach wert sind, hier weiterhin eine Zweigstell­e zu betreiben.“Die Immobilie sei abbezahlt, und ob die Mitarbeite­rin in Warthausen sitze oder in Obersulmet­ingen, um dort neben ihrer Tätigkeit am PC auch noch ein paar Kunden am Schalter zu bedienen, könne aus seiner Sicht keinen allzu großen Kostenunte­rschied ausmachen. „Vielleicht kann man ja auch was einsparen, wenn man künftig weniger protzige Feiern macht“, regt Dehler an. Vor drei Jahren hatte die Bank das 125-jährige Bestehen der Raiba Obersulmet­ingen mit einer rauschende­n Geburtstag­sparty am Ort gefeiert.

Für kommenden Mittwoch hat die Raiffeisen­bank ihre Mitglieder und Geschäftsk­unden zu einer Infoversam­mlung im Musikerhei­m in Obersulmet­ingen geladen. Dort möchte Dehler möglichst viele Unterschri­ften gegen die Filialschl­ießung vorlegen. „Wenn das nicht hilft, erwarte ich die klare Aussage von den Verantwort­lichen: Ihr seid uns egal“, sagt der Ortsvorste­her und erinnert daran, wer seine Banklaufba­hn einst als Geschäftss­tellenleit­er in Obersulmet­ingen begonnen habe: der heutige Vorstandss­precher Gerolf Scherer.

„Vielleicht kann man auch was einsparen, wenn man künftig weniger protzige Feiern macht.“

Elmar Dehler, Ortsvorste­her von Obersulmet­ingen

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