Schwäbische Zeitung (Biberach)
Mit Unterschriften gegen die Schließung der Bankfiliale
In Obersulmetingen ruft Ortsvorsteher Elmar Dehler zum Kampf für den Erhalt der Raiffeisenbank auf
OBERSULMETINGEN/WARTHAUSEN Nach den angekündigten Filialschließungen der Raiffeisenbank Biberach formiert sich erster Widerstand: In Obersulmetingen hat Ortsvorsteher Elmar Dehler nach Rücksprache mit dem Ortschaftsrat eine Unterschriftensammlung für den Erhalt der Außenstelle gestartet. Möglichst viele Unterschriften sollen am kommenden Mittwochabend dem Vorstand des Kreditinstituts übergeben werden – bei der Informationsveranstaltung für Mitglieder und geladene Kunden im Musikerheim des MV Obersulmetingen. In den vergangenenen Tagen war bekannt geworden, dass die Raiba Biberach mit ihrer Zentrale in Warthausen mehrere Zweigstellen schließen wird, darunter die Filialen in Ingerkingen, Schemmerberg, Rottum und Hürbel (SZ berichtete).
„Wir kämpfen um unsere Zweigstelle“, sagt Dehler im Gespräch mit der SZ. Er und andere seien bereits am vergangenen Wochenende von Haustür zu Haustür gezogen, um Unterschriften zu sammeln. „Am kommenden Wochenende geht es weiter. Jeder Ortschaftsrat hat Listen mitgenommen. Außerdem haben wir Listen an Vereinsvertreter verteilt und in der Ortsverwaltung ausgelegt“, berichtet Elmar Dehler. Er betont, dass es bei der Aktion nicht nur um den Erhalt des Geldautomaten und Kontoauszugsdruckers geht – beides soll nach SZ-Informationen ebenfalls abgebaut werden –, sondern um die Geschäftsstelle als solche. „Eine Ortschaft mit 1300 Einwohnern braucht jemanden, der die Bürger in ihren Geldangelegenheiten am Ort berät“, macht Dehler klar. Mit einer Reduzierung der Geschäftszeiten könne man unter Umständen noch leben, aber gar kein persönlicher Service mehr – das sei nicht hinnehmbar.
„Vor Ort für Sie da – wir sind da, wo Sie sind“: Unter diesem Leitspruch mache die Bank Werbung für ihre regionale Ausrichtung. „Und so erlebten wir bislang auch die Raiffeisenbank in Obersulmetingen“, schreibt Elmar Dehler im Mitteilungsblatt, in dem er die Bürger zur Teilnahme an der Unterschriftenaktion aufruft. Mit dem Abzug der Filiale werde Kosteneinsparung auf Kosten der Kunden betrieben und der Verfall der ländlichen Infrastruktur begünstigt. „Alle Menschen, die nicht mobil sind, haben keine Chance, eigenständig Bankgeschäfte zu erledigen.“Dehler glaubt, dass die Raiba Biberach ohne Geschäftsstelle vor Ort viele Kunden verlieren werde. „Die Bank hat wahrscheinlich 250 bis 300 Genossenschaftsmitglieder aus Obersulmetingen, von denen viele eine Schließung nicht akzeptieren werden“, prophezeit Dehler.
„Weniger protzige Feiern“
Doch der Ortsvorsteher gibt sich nicht nur kämpferisch, sondern auch optimistisch, die Verantwortlichen zum Umdenken bewegen zu können: „Ich gehe davon aus, dass wir es der Raiba Biberach wert sind, hier weiterhin eine Zweigstelle zu betreiben.“Die Immobilie sei abbezahlt, und ob die Mitarbeiterin in Warthausen sitze oder in Obersulmetingen, um dort neben ihrer Tätigkeit am PC auch noch ein paar Kunden am Schalter zu bedienen, könne aus seiner Sicht keinen allzu großen Kostenunterschied ausmachen. „Vielleicht kann man ja auch was einsparen, wenn man künftig weniger protzige Feiern macht“, regt Dehler an. Vor drei Jahren hatte die Bank das 125-jährige Bestehen der Raiba Obersulmetingen mit einer rauschenden Geburtstagsparty am Ort gefeiert.
Für kommenden Mittwoch hat die Raiffeisenbank ihre Mitglieder und Geschäftskunden zu einer Infoversammlung im Musikerheim in Obersulmetingen geladen. Dort möchte Dehler möglichst viele Unterschriften gegen die Filialschließung vorlegen. „Wenn das nicht hilft, erwarte ich die klare Aussage von den Verantwortlichen: Ihr seid uns egal“, sagt der Ortsvorsteher und erinnert daran, wer seine Banklaufbahn einst als Geschäftsstellenleiter in Obersulmetingen begonnen habe: der heutige Vorstandssprecher Gerolf Scherer.
„Vielleicht kann man auch was einsparen, wenn man künftig weniger protzige Feiern macht.“
Elmar Dehler, Ortsvorsteher von Obersulmetingen