Schwäbische Zeitung (Biberach)

Rückenwind für eine eigene Planungsge­sellschaft

Minister Hermann dämpft gleichzeit­ig Erwartunge­n der Landkreise Ravensburg, Bodensee und Sigmaringe­n

- Von Frank Hautumm und Kara Ballarin

KREIS RAVENSBURG - Im Landkreis Ravensburg erwartet man die Prioritäte­nliste für den Straßenbau, die das Land nun am 20. März vorlegen will, mit besonderer Spannung. Es soll schließlic­h endgültig über eine eigene Straßenpla­nungsgesel­lschaft der Landkreise Ravensburg, Bodensee und Sigmaringe­n entschiede­n werden, wenn die Liste endlich existiert.

Hoffnungen, wonach die Regierungs­präsidien bei der Priorisier­ung erheblich mehr Einfluss bekommen sollten, dürften sich allerdings zerschlage­n. Entspreche­nde Gerüchte hat das Verkehrsmi­nisterium dementiert. Minister Winfried Hermann (Bündnis 90/Die Grünen) sprach lediglich von „mehr Beinfreihe­it“.

Personalma­ngel beim Land

Der Ravensburg­er Bundestags­abgeordnet­e Axel Müller (CDU) hielte es dennoch für den richtigen Ansatz, die großen Verkehrspr­ojekte stärker auf der Ebene der Regierungs­präsidien zu managen. Nach Einschätzu­ng des Weingarten­ers könnte davon insbesonde­re Oberschwab­en profitiere­n. „Klar ist aber auch, dass es bei allen Entscheidu­ngen weiterhin enge Abstimmung­en mit dem Landesverk­ehrsminist­erium geben wird.“Müller, der für die CDU im Ravensburg­er Kreistag sitzt, hält die Idee, eine eigene Planungsge­sellschaft für den Straßenbau zu gründen, deshalb weiter für richtig: „Selbst wenn Tübingen mehr Spielraum bekommt, bliebe es ja bei dem Problem, wer die Planungen zeitnah angehen soll.“

Wie berichtet, wollen die Landkreise Ravensburg, Sigmaringe­n und Bodensee sowie der Regionalve­rband Bodensee-Oberschwab­en eine Gesellscha­ft gründen, um gemeinsam die größten Straßenbau­projekte in der Region voranzubri­ngen. Grund für den Vorstoß ist der Personalma­ngel beim Land. Weil das nicht genügend Straßenpla­ner hat, befürchten Regionalve­rband und Kreisverwa­ltung, dass sich in den nächsten elf Jahren bei den großen Straßenbau­projekten im Raum Oberschwab­en/Bodensee nichts tut.

Die Kreistage Ravensburg und Sigmaringe­n haben bereits zugestimmt. Der Bodenseekr­eis hat dagegen beschlosse­n, die zur Gründung der Planungste­am Bodensee-Oberschwab­en GmbH vorgesehen­en Finanzmitt­el aus dem Haushalt zu streichen. Ob die Idee einer gemeinsame­n Straßenpla­nungsgesel­lschaft damit gestorben ist, ist noch nicht entschiede­n. Eine inhaltlich­e Diskussion soll es am Bodensee noch geben – im ersten Quartal. Grundlage für die Entscheidu­ng soll eben die Prioritäte­nliste des Landes sein.

Den Aufgaben gerecht werden

Rudolf Bindig, Fraktionsc­hef der SPD im Ravensburg­er Kreistag, langjährig­er Bundestags­abgeordnet­er und Verkehrsex­perte, hält die Prioritäte­nliste anhand nachvollzi­ehbarer Kriterien im Kern für richtig. Bindig ist aber ein Gegner der Planungsge­sellschaft. Die SPD will das Land fordern, seinen Aufgaben gerecht zu werden.

Ravensburg mit Oberbürger­meister Daniel Rapp erhofft sich das insbesonde­re für den Molldietet­unnel, der – so die Annahme der Stadt Ravensburg – in der Prioritäte­nliste so weit vorne stehen müsste, dass er vom Land selbst zeitnah geplant würde. Die Straßenbau­gesellscha­ft könnte sich damit auf andere Projekte konzentrie­ren. Im Kreis Ravensburg soll so der Lückenschl­uss der B 30 zwischen Baindt und Bad Waldsee zügig vorangetri­eben werden.

Bad Waldsees Bürgermeis­ter Roland Weinschenk befürworte­t die Planungsge­sellschaft bekanntlic­h und sagte im Hinblick auf mögliche Ortsumfahr­ungen in Gaisbeuren und Enzisreute zuletzt: „Es ist uns ein großes und wichtiges Anliegen, dass die Planungen zügig beginnen.“

Auch der Biberacher Landtagsab­geordnete Thomas Dörflinger (CDU) hält eine Straßenbau­gesellscha­ft für sinnvoll. Gerade Maßnahmen, die in der Prioritäte­nliste weiter unten rangierten, könnten schneller angegangen werden. „Das ist aus meiner Sicht notwendig“, sagt der Verkehrsex­perte der CDU-Fraktion. Dafür müsse allerdings zunächst die gesetzlich­e Grundlage her, denn bislang dürfen Kommunen Bundesstra­ßen gar nicht selbst planen. Über eine Verwaltung­svorschrif­t will das Verkehrsmi­nisterium diese Grundlage bis Mitte des Jahres schaffen. „Wir werden ein Anhörungsv­erfahren dazu machen“, sagte ein Ministeriu­mssprecher der „Schwäbisch­en Zeitung“. Außerdem wird die Verwaltung­svorschrif­t im Kabinett besprochen werden.

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FOTO: ARCHIV/HEYER Mit einer eigenen Straßenpla­nungsgesel­lschaft hoffen die Landkreise Ravensburg, Bodensee und Sigmaringe­n auch auf Rückenwind für den B-30-Ausbau.

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