Schwäbische Zeitung (Biberach)
Konservativer
Der harte Kern von vier Dutzend EU-Hassern in der Tory-Fraktion hat ihn zum Kapo gewählt. Die Medien vergleichen ihn mit dem Labour-Oppositionsführer und feiern ihn als „Jeremy Corbyn der Konservativen“. Linke Hardliner versuchen seine Auftritte zu stören. Die Mitgliedschaft der Torys kürt ihn in Partei-internen Umfragen zum Favoriten auf die Nachfolge von Premierministerin Theresa May: Jacob ReesMogg, 48 (Foto: dpa) , steht dieser Tage im Mittelpunkt der politischen
Debatte Großbritanniens.
Die dreht sich mehr denn je um den für
Ende März
2019 geplanten EU-Austritt. Heute startet Brüssels Chefunterhändler Michel Barnier dem Londoner Brexit-Minister David Davis einen Besuch ab, ehe die Verhandlungsrunde über den Übergangszeitraum bis Ende 2020 beginnt.
Zur Debatte steht offenbar ein Plan, demzufolge sich London von Brüssel nach 2020 eine eigens zugeschnittene Zollunion wünscht. Diese soll für Güter, nicht aber für Dienstleistungen gelten, obwohl letztere 80 Prozent der britischen Volkswirtschaft ausmachen. Immerhin würde diese Variante das haarige Problem der inneririschen Grenze weitgehend lösen.
Ganz egal, was die 27 Partnerländer von dieser Extrawurst halten – Rees-Mogg ist dagegen. Der katholische Millionär und Vater von sechs Kindern lehnt Schwulenehe und Abtreibung ab, vom Klimawandel will er nichts wissen, in der Europafrage hält er die Fahne des ganz harten Brexit einschließlich Austritt aus Binnenmarkt und Zollunion hoch.
Schwaches Wachstum und hohe Inflation sowie eine zunehmend Brexit-kritische öffentliche Meinung fechten Rees-Mogg nicht an, der sich jetzt auf die Beamtenschaft im Finanzministerium eingeschossen hat. Dort würden „die Zahlen manipuliert“, um Großbritannien in einer Zollunion mit der EU zu halten. Dass ihn die Medien hofieren und die Torys ihn allen Ernstes für ministrabel halten, hat auch mit dem schlimmen Zustand von Mays schlingernder Minderheitsregierung zu tun. Sebastian Borger