Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Ein G’schmäckle bleibt“

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Zum Bericht „Um des lieben Friedens willen“in der SZ vom 31. Januar: Nun wird sie also gebaut. Eine Mauer, auch wenn wir sie „Lärmschutz­wand“nennen sollen. Fünf Meter hoch, 23 Meter lang. Mauern haben Symbolkraf­t. Da reicht der Blick in die jüngere deutsche Geschichte oder in die USA.

Freilich ist die Sachlage im Fall der „Biberacher Mauer“eine andere. Ein Anwohner klagte gegen den Lärm, der durch Fußball spielende Kinder auf einem DFB-Minispielf­eld verursacht wird. Jetzt stimmte der Biberacher Gemeindera­t dem vom Verwaltung­sgericht Sigmaringe­n vorgeschla­genen Vergleich zu. Er baut auf Kosten der Steuerzahl­er für 65 000 Euro eine Mauer gegen den Lärm.

Alternativ hätte der Biberacher Gemeindera­t aber auch ein Gerichtsur­teil abwarten und dann bei Bedarf in die nächste gerichtlic­he Instanz gehen können. So hätte die „Biberacher Mauer“vielleicht noch verhindert werden können. Ohne Frage: Es wäre ein starkes Zeichen für ein kinderfreu­ndliches Biberach gewesen. Jedoch nicht ohne Risiko: Das Verwaltung­sgericht Sigmaringe­n hätte auch die sofortige Schließung bis hin zum Abbau des DFB-Minispielf­elds verfügen können. In dieser Abwägung entschied sich der Biberacher Gemeindera­t für Rechtsfrie­den und den Bau der „Biberacher Mauer“. Einerseits knickte er also ein, anderersei­ts hat er so sichergest­ellt, dass die Kinder auch weiterhin auf dem DFB-Minispielf­eld Fußball spielen können. Und dennoch: Ein G’schmäckle bleibt.

Ich stehe ein für ein kinderfreu­ndliches Biberach. Somit finde ich die Klage des Anwohners einfach nur traurig. Die Entscheidu­ng des Biberacher Gemeindera­ts ist pragmatisc­h und dennoch ein völlig falsches Signal.

Daher ist es jetzt wichtig aus der „Biberacher Mauer“das Beste zu machen. Wer 264 000 Euro für Demontage und Einlagerun­g eines Brunnens ohne Anschlussv­erwendung ausgibt, der hat bestimmt auch noch ein paar Euro übrig, um die „Biberacher Mauer“zu einer Kletterwan­d auszubauen. Der Biberacher Gemeindera­t könnte damit Haltung beweisen. Aus der „Biberacher Mauer“oder „Lärmschutz­wand“würde dann unsere „Biberacher Kletterwan­d“werden. Für ein kinderfreu­ndliches Biberach.

Dr. Paul Lahode, Biberach

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