Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Winter wird immer unberechenbarer“
Baubetriebshof Biberach hat trotz fehlenden Schnees alle Hände voll zu tun.
BIBERACH - Das Wetter im Januar war vor allem eines – deutlich zu mild. Laut Informationen der Wetterwarte Süd in Bad Schussenried handelt es sich um den wärmsten und niederschlagsreichsten Januar seit Messbeginn vor 50 Jahren. Die durchschnittliche Temperatur lag bei 4,1 Grad Celsius. Die Niederschlagsmenge lag bei 126,3 Litern pro Quadratmeter, das ist fast das Dreifache der üblichen Menge. Dieser extreme Winter bereitet auch dem Biberacher Winterdienst einige Herausforderungen. Besonders die Schneemengen in kürzester Zeit vor rund vier Wochen musste das Team des Baubetriebsamts erst einmal bewältigen.
„Innerhalb kürzester Zeit hat es extreme Wetterlagen wie Schnee und Eisglätte gegeben“, sagt Markus Dobler, stellvertretender Leiter des Baubetriebsamts in Biberach. Dies habe zu zahlreichen Unfällen geführt, was dem Winterdienst die Arbeit nicht gerade erleichtert habe.
Durch die überwiegend milden Temperaturen sind momentan auch Arbeiten möglich, die normalerweise eher im Sommer erledigt werden. So kann zum Beispiel bei Plusgraden die Kanalisation gereinigt werden. Weil das mit Wasser gemacht wird, dürfen die Außentemperaturen nicht unter dem Gefrierpunkt liegen. Darüber hinaus werden Kanalschächte und Straßen saniert. So auch die Umleitungsstrecken der B-312-Sperrung. Hier müssten zum Beispiel einige Schlaglöcher gefüllt werden, so Dobler.
Einsatzleiter kontrolliert Wetter
Für den Winterdienst sind zwischen 4 und 7 Uhr zwei Kollegen des Baubetriebsamts eingeteilt, die bei Minusgraden die Straßen und Strecken kontrollieren und diese bei Plusgraden reinigen. Tagsüber gibt es einen Einsatzleiter, der regelmäßig das Wetter kontrolliert. Bei Bedarf sind 30 Kollegen immer in Rufbereitschaft. Innerhalb von rund 30 Minuten seien die ersten dann bei Schneefall oder Glätte auf der Straße oder in der Biberacher Innenstadt unterwegs. Etwa die Hälfte der Mitarbeiter räume nämlich gar nicht mit schwerem Gerät sondern im Handdienst mit einer Schippe bewaffnet. Die andere Hälfte ist mit Räum- und Streufahrzeugen auf den Biberacher Straßen unterwegs.
Grundsätzlich arbeitet das Baubetriebsamt im sogenannten differenzierten Winterdienst. Das bedeutet, dass alle Straßen in Kategorien eingeteilt sind: Straßen, die sowohl gefährlich als auch wichtig sind, wie zum Beispiel die Riedlinger Straße, die Theodor-Heuss-Straße oder die B 312, werden sofort geräumt. Straßen, die nur als gefährlich oder nur als wichtig eingestuft werden, sind zweitrangig. „Wohngebiete räumen wir vom Baubetriebsamt nicht selbst“, sagt Dobler. Diese würden bei fünf Zentimeter Schneehöhe von vier Landwirten geräumt, die vom Baubetriebsamt beauftragt werden.
350 Tonnen Streusalz im Lager
Rund 500 Tonnen Streusalz hätten die Mitarbeiter des Baubetriebsamts in diesem Winter bereits verbraucht, so Dobler. Im Streusalzlager auf dem Gelände in der Wolfentalstraße haben rund 700 Tonnen Platz, nun lagern dort noch etwa 350 Tonnen. „Ich musste schon einiges nachordern“, sagt Dobler.
Die Mitarbeiter des Baubetriebsamts sind aber nicht nur für den Winterdienst in Biberach und den Teilorten zuständig. „Bei uns im Baubetriebsamt ist es nie langweilig“, sagt der stellvertretende Leiter. Ganzjährig seien die Mitarbeiter damit beschäftigt, die Stadt und Straßen sauber zu halten. Außerdem werden derzeit die Gerätschaften, die im Sommer zum Einsatz kommen, überholt, die Spielplätze werden gewartet, Bäume geschnitten und die Wasserläufe gerichtet. Die beiden letztgenannten Punkte sind nur erlaubt, solange die Vegetation ruht.
Durch den bisher sehr milden Winter sei das aber auch mit eine Herausforderung. Grundsätzlich fürchtet Dobler, dass die künftigen Winter immer unberechenbarer werden. „Wir wissen nicht, ob der Winter kommt, oder nicht. Und ob er innerhalb von Tagen oder Wochen kommt“, sagt der stellvertretende Leiter des Baubetriebsamts.