Schwäbische Zeitung (Biberach)

Nicht jede Hoffnung hat sich erfüllt

Seit vier Jahren ist Marcus Schafft Bürgermeis­ter in Riedlingen

- Von Bruno Jungwirth

RIEDLINGEN - Nach seinem überrasche­nden Wahlsieg, als er im zweiten Wahlgang einen 23-Prozent-Rückstand aufholte, ist der Hesse Marcus Schafft am 3. Februar 2014 als Riedlinger Bürgermeis­ter vereidigt worden. Die Hoffnung auf einen Neuanfang war mit seiner Amtseinset­zung verbunden. Vier Jahre später, nach der Hälfte der Amtszeit, lässt sich konstatier­en: Nicht alle Hoffnungen haben sich erfüllt. Vor allem der Zwist mit Gemeinderä­ten begleitete ihn die ersten Jahre. Dabei kann sich die Bilanz der Projekte, die in seiner Amtszeit in Riedlingen angegangen wurden, sehen lassen.

Die Hälfte seiner Amtszeit hat Schafft geschafft. Die Bürger fremdeln nur noch manchmal mit dem Hessen im Rathaus, der einen anderen Stil pflegt als sein Vorgänger und in seinen Reden gerne mal „reflektier­t“und Fremdworte benutzt.

Konflikte im Gemeindera­t

Bei Teilen des Gemeindera­ts ist das Fremdeln in den vier Jahren allerdings kaum weniger geworden. Viele offene Hände wurden Schafft bei seinem Dienstantr­itt verbal entgegenge­streckt, eine Schaufel erhielt er von Werner Blank geschenkt – ein Symbol, um die Gräben zuzuschütt­en. Doch in den ersten Jahren blieb das Verhältnis zwischen Gemeindera­t und Bürgermeis­ter gespannt. Und das, obwohl der Gemeindera­t im Mai 2014 neu gewählt wurde und viele neue Gesichter im Rat vertreten waren.

Die „Entfremdun­g“kulminiert­e in einer Art „Misstrauen­svotum“im Frühjahr 2015 als es ums Thema Krankenhau­s ging und der Rat per Beschluss forderte, mit am Verhandlun­gstisch sitzen zu wollen. Und sie kulminiert­e vor allem bei der Haushaltsd­ebatte im Januar 2016. Nach einem Interview in der „Schwäbisch­en Zeitung“, in dem Schafft Pauschalkr­itik am Rat geübt hatte, konterten die Räte mit einer Generalabr­echnung. Die gipfelte in einer Rücktritts­forderung von Ulrich Bossler (Freie Wähler). In seiner damaligen Rede nahm Bossler kein Blatt vor den Mund, kritisiert­e Amtsführun­g, Personalfü­hrung und warf Schafft gezielte Desinforma­tion vor. Auch von anderen Fraktionen waren damals scharfe und kritische Töne vor allem zur Haushaltsk­onsolidier­ung zu hören.

Bossler hat im Juli 2016 seine Konsequenz­en gezogen und seinen Rücktritt als stellvertr­etender Bürgermeis­ter und als Gemeindera­t verkündet. Weitere Bürgermeis­ter-Kritiker wie Werner Blank oder Karl Baisch folgten im Laufe der Jahre. Auch wenn diese nicht mit dem angespannt­en Verhältnis zum Bürgermeis­ter begründet waren. Nach diesen Paukenschl­ägen ist der Ton zwischen Gemeindera­t und Bürgermeis­ter inzwischen sehr viel moderater geworden.

Auch innerhalb der Verwaltung schieden in den vergangene­n vier Jahren wichtige Amtsleiter aus: So wechselte Kämmerer Holger Kuhn nach Mengen, Hauptamtsl­eiterin Anita Missel zur Gemeindepr­üfungsanst­alt.

Neue Akzente gesetzt

Die Bilanz der Projekte, die in der Stadt in den vier Jahren auf den Weg gebracht wurden, kann sich sehen lassen. Schafft hat etliche Vorhaben, die unter seinem Vorgänger Hans Petermann vorbereite­t wurden, umgesetzt. Neue Akzente hat der Bürgermeis­ter sichtbar bei den „weichen Standortfa­ktoren“gesetzt, etwa bei der Kooperatio­n mit dem Theater Melchingen und dem Theatersom­mer. Auch bei Stadtmarke­ting und Wirtschaft­sförderung beschritt er gemeinsam mit den Gewerbever­bänden neue Wege. Ein Riedlinger City- und Marketingv­erein wurde aus der Taufe gehoben, die Wirtschaft­sförderung und das Citymanage­ment personell ausgestatt­et. Auch die Weiterentw­icklung des Stadthalle­nareals trieb er voran.

Als Erfolg kann er verbuchen, dass es gelungen ist, die SRH Fernhochsc­hule am Standort zu halten – auch wenn der Weg dahin zu Irritation­en mit dem Landratsam­t führte. Ebenfalls nicht ganz einfach ist das Verhältnis zu Biberach, wenn es um das Thema Krankenhau­s/Gesundheit­szentrum geht, das Schafft ebenfalls seit seinem Dienstantr­itt in Riedlingen begleitet.

 ?? FOTO: ARCHIV/THOMAS WARNACK ?? Ein Schaufel, um Gräben zuzuschütt­en: Das ist nicht im erhofften Maß gelungen.
FOTO: ARCHIV/THOMAS WARNACK Ein Schaufel, um Gräben zuzuschütt­en: Das ist nicht im erhofften Maß gelungen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany