Schwäbische Zeitung (Biberach)
Das Warten geht weiter
Commerzbank-Gewinn bricht ein – Konzernumbau geht weiter – Deutsche Großbanken verlieren Anschluss
FRANKFURT (dpa) - Nach zwei mageren Jahren macht die Commerzbank Hoffnung auf bessere Zeiten. Das offensichtlichste Zeichen gab Konzernchef Martin Zielke: „Wir sind zuversichtlich und streben an, im nächsten Jahr wieder eine Dividende zu zahlen.“Für konkretere Aussagen sei es jedoch zu früh im Jahr, sagte er bei der Bilanzvorlage am Donnerstag in Frankfurt. Zuletzt hatte die Bank für 2015 eine Mini-Dividende von 20 Cent je Anteilsschein gezahlt – das einzige Mal überhaupt seit der Finanzkrise, in der der Staat die Bank mit Milliarden Steuergeldern retten musste.
Doch auch mehr als zehn Jahre nach Ausbruch der Krise dümpeln die Gewinne vor sich hin: Unter dem Strich verdiente die Commerzbank noch 156 Millionen Euro – nach 279 Millionen Euro im Jahr 2016 und 1,1 Milliarden Euro 2015. In den schwarzen Zahlen landete das Institut 2017 dabei dank des Verkaufs von Tafelsilber: Unter anderem hatte sich die Bank von ihrem markanten Hochhaus in der Frankfurter Innenstadt getrennt und ist nun dort Mieter.
Negativ bemerkbar machten sich die Kosten für den Abbau Tausender Stellen. Bis 2020 will die Bank die Zahl der Vollzeitstellen um netto 7300 auf 36 000 verringern. Gut 800 Millionen Euro Aufwand für den Umbau wurden bereits komplett im ersten Halbjahr 2017 verbucht.
„Es liegen noch Aufgaben vor uns.“
Operativ sei das Jahr trotz des laufenden Umbaus „ordentlich“gelaufen, bilanzierte Zielke. „Wir haben die Digitalisierung der Bank vorangetrieben und sind kräftig gewachsen.“Der seit Mai 2016 amtierende Konzernchef betonte zugleich, die Bank sei noch nicht am Ziel: „Auf dem Weg zur angestrebten Profitabilität liegen noch Aufgaben vor uns.“
Während die ausländische Konkurrenz die Finanzkrise 2007/ 2008 längst abgeschüttelt hat und wieder Milliarden verdient, hinken Deutschlands Großbanken seit Jahren hinterher. So verkündete die Hypovereinsbank-Mutter Unicredit ebenfalls am Donnerstag für 2017 fast 5,5 Milliarden Euro Überschuss. „Wir haben hier ganz klar Hausaufgaben zu machen, die unsere Banken wieder fit machen müssen auch im internationalen Wettbewerb“, räumte Zielke ein. Im umkämpften deutschen Markt erzielt allerdings auch die Direktbank ING-Diba deutlich bessere Ergebnisse: Für 2017 kam sie auf 877 Millionen Euro Überschuss.
Kleines Trostpflaster für die Commerzbank: Der Rivale Deutsche Bank hatte 2017 im dritten Jahr in Folge Verlust gemacht. Beiden macht die Flaute am Kapitalmarkt zu schaffen, die die Gebühreneinnahmen schmälert. Auch leiden sie unter den niedrigen Zinsen, die das Geschäft mit Einlagen und Krediten weniger einträglich machen.
Die Commerzbank hält mit einer Offensive bei Privatkunden dagegen. Bis zum Jahr 2020 will sie zwei Millionen neue Kunden anlocken, im laufenden Jahr soll die Marke von einer Million Netto-Neukunden geknackt werden.