Schwäbische Zeitung (Biberach)
Melkstand wird zur Wettkampfarena
Am LAZBW in Aulendorf zeigen 30 Teilnehmer beim Landesmelkwettbewerb ihr Können
AULENDORF - An die Kuh, fertig, los! Am Landwirtschaftlichen Zentrum in Aulendorf sucht Baden-Württemberg derzeit den besten Nachwuchsmelker. 30 Teilnehmer aus dem gesamten Ländle messen sich dort noch bis Samstag im Melken. Dabei geht es nicht nur ums Tempo und die Milchmenge. Die jungen Männer und Frauen zwischen 16 und 25 Jahren müssen auch Fachwissen unter Beweis stellen.
Geschwindigkeit ist nicht alles
Beim Pressetermin am Dienstagmorgen schauen die sechs Kühe ziemlich entspannt drein, als wüssten sie, dass es jetzt nicht um viel geht. Vielleicht liegt es auch an der lockeren Atmosphäre unten im Melkstand, wo sich einige der Teilnehmer in ihren grünen Overalls aufs Schaumelken vorbereiten. Denn das Wettmelken haben sie bereits hinter sich, es fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Acht Kühe galt es im sogenannten Side-by-sideMelkstand zügig und doch sorgfältig unter den strengen Blicken der Juroren zu melken.
„Es lief gut“, sagt Teilnehmer Felix Möhrle über das Melken in ungewohnter Umgebung und unter Beobachtung. „Die Kühe hier sind aber auch den Umgang mit fremden Leuten gewohnt, das hilft“, findet der 21Jährige aus Herbertingen, der zurzeit die Meisterschule in Ravensburg besucht. Wie seine Mitschülerin Linda Weigele aus Markdorf hat er sich zur Vorbereitung auf den Wettkampf die Richtlinien genau durchgelesen, um zu wissen, worauf es ankommt. „Und wir wurden hier noch einmal eingewiesen. Sonst kann man ja nicht viel üben – Melken sollte man schon können“, sagt die 21-Jährige und lacht.
Arbeitsschritte korrekt ausführen
Anita Herre, die am Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) für den Fachbereich Lehrgangsund Versuchswesen verantwortlich zeichnet, ist eine der Wettkampf-Richterinnen. „Es haben alle ganz gute Melkarbeit gezeigt“, ist sie mit den bisherigen Teilnehmern zufrieden. Sie und ihr Kollege Mathias Harsch, Ausbilder im Bereich Melktechnik, achten darauf, dass die Teilnehmer alle Arbeitsschritte korrekt ausführen. „Das fängt beim Vormelken an, geht übers Reinigen, Melkzeug ansetzen, Überprüfen, ob das Euter leer ist, und dann das Melkzeug auch rechtzeitig abnehmen, damit das Euter gesund bleibt“, zählt Herre auf. Aber auch, wie die jungen Männer und Frauen mit den Kühen umgehen, ob sie etwa Kontakt aufnehmen, bevor sie mit dem Melken beginnen, fließt in die Bewertung mit ein.
Stoppuhr läuft mit
„Die Teilnehmer, die dann vorne mit dabei sein wollen, müssen auch zeigen, dass sie ein gutes Melkmanagement haben“, erklärt Herre. Das heißt: Die Zeit spielt auch eine Rolle. Dabei läuft die Uhr für die Melker, sobald die erste Kuh vorgemolken wird und bis die letzte der acht Kühe abgedippt ist – also das Euter nach dem Melken desinfiziert wurde. Aus der gestoppten Zeit ermitteln die Juroren dann, wie viel Milch pro Minute der Teilnehmer gemolken hat.
Eutergesundheit einschätzen
Geschwindigkeit allein macht aber noch keinen Landesmelkmeister. Das wird auch deutlich, als Felix Möhrle zum Milchzelltest greift. In die vier Schälchen auf einer Plastikplatte – in jeder ein paar Milliliter Milch aus einer der vier Zitzen des Kuheuters – tropft er eine orangene Testflüssigkeit und schwenkt sie dann in kreisenden Bewegungen. „Sieht fast gut aus“, sagt er und erläutert den Juroren seine Einschätzung zur Eutergesundheit.
„Es geht uns vor allem darum, die Jugendlichen zu motivieren, sich für ihre tägliche Arbeit zu qualifizieren“, erläutert Herre die Idee des Melkwettbewerbs, „und es geht darum, der Öffentlichkeit zu zeigen, wie verantwortungsvoll das Melken im Zusammenhang mit der Milchqualität ist.“Gerade Letzteres hat auch Teilnehmer wie Simon German aus Tafern bei Wilhelmsdorf zur Teilnahme motiviert. „Ich will den Leuten zeigen, wie es in der Landwirtschaft zugeht“, sagt der 21-jährige Landwirt-Azubi im dritten Lehrjahr. Aber klar, auch sich mit anderen zu messen, sei ein Anreiz gewesen. „Bisher ist es ganz gut gelaufen, jetzt kommt noch die Theorie.“
Eine Stunde haben die Wettbewerbsteilnehmer Zeit, um 40 Fragen von Agrarpolitik, über Zucht bis Tiergesundheit im schriftlichen Multiple-Choice-Test zu beantworten. In etwa zwei Wochen erfahren sie dann, wer Baden-Württembergs beste Melker sind. Für die Sieger geht es dann im April ab nach Echem in Niedersachsen – zum 35. Bundesmelkwettbewerb der DLG.
Wie sich die Teilnehmer im Melkstand schlagen, zeigt ein Video unter www.schwäbische.de/ landesmelkwettbewerb2018