Schwäbische Zeitung (Biberach)
Liebherr-Kundenzentrum nicht in Ummendorf
Kranhersteller könnte im Gewerbegebiet Espach aber etwas anderes bauen.
UMMENDORF - Das Internationale Kundenzentrum (IKZ) des LiebherrWerks Biberach wird nun doch nicht im Gewerbegebiet Espach IV in Ummendorf gebaut. In einem Schreiben der Firmenleitung an Mitarbeiter heißt es: „Leider müssen wir Sie davon in Kenntnis setzen, dass dieses Bauvorhaben am geplanten Standort nicht realisierbar ist.“Die Pläne an sich sind aber nicht vom Tisch: Der Kranhersteller prüft „alternative Möglichkeiten“für das IKZ hier in der Region – und behält die Option, in Ummendorf womöglich etwas anderes zu machen.
Die Firma und die Gemeinde Ummendorf sprechen seit mehreren Jahren über die Gewerbefläche am Schnittpunkt der Bundesstraßen 312 und 30, prominent zwischen JordanEi und bestehenden Betrieben gelegen. Die jüngsten Pläne sahen hier ein Kundenzentrum vor, in dem unter anderem die Kranfahrer der LiebherrKunden aus aller Welt in die Handhabung des Geräts eingewiesen werden sollten. Auf dem Biberacher Werksgelände werde es hierfür zu eng, erläuterten Firmenvertreter in der Vergangenheit im Ummendorfer Rat. Für das Vorhaben hat die Gemeinde den Bebauungsplan Espach IV/2 auf den Weg gebracht. Parallel sprachen Investor und Gemeinde über einen städtebaulichen Vertrag, in dem Details geregelt werden sollten. Bürgermeister Klaus Bernd Reichert bestätigte auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“, in der Endverhandlung über diesen Vertrag habe sich herausgestellt, dass dies nicht der geeignete Standort für das Projekt in der vorgesehenen Form sei. Er nannte keine Einzelheiten, sagte aber, die Verhandlungspartner hätten sich „gütlich und im Einvernehmen“von diesen Plänen verabschiedet. Die Gemeinde habe ihre Bereitschaft erklärt, mit Liebherr über eine andere Verwendung des Geländes zu sprechen.
Die Firma selbst äußerte sich zunächst nicht; die zuständigen Ansprechpartner seien derzeit nicht erreichbar, hieß es auf Presseanfragen. In der Mitarbeiterinformation schreibt die Geschäftsführung: „Trotz großer Bemühungen von beiden Seiten in einem gesunden Dialog, eine für beide Seiten vertretbare Lösung zu finden, ist dies leider nicht gelungen.“Als Stolperstein nennt sie, dass Höhenbegrenzungen die geplante Nutzung verhindert hätten, „vor allem auf die Zukunft gesehen“.
Es ist kein Geheimnis, dass die Kranhöhen von Anfang an der Knackpunkt waren. In den öffentlichen Sitzungen zum Bebauungsplan erklärten Räte seinerzeit, sie wollten keine „Skyline wie in Ehingen“. Der jüngste öffentlich bekannte Zwischenstand im vergangenen Jahr war, dass drei auf Dauer zu installierende Kräne maximal 35 Meter in Ruhestellung hoch werden dürften. Dem Grunde nach folgte der Rat auch dem Wunsch des Investors, dass für eine gewisse Zahl von Schulungstagen Kräne bis zu 43,5 Meter aufgestockt sowie verstellbare Ausleger für kurze Zeit bis auf 95 Meter hochgezogen werden dürften. Allerdings pochten mehrere Räte damals darauf, Details zu fixieren und den Vertrag zu „bewehren“, also Kontrollund Sanktionsmöglichkeiten für den Fall von Überschreitungen zu vereinbaren.
In Übereinstimmung mit Reicherts Aussage über die fortbestehende Gesprächsbereitschaft schreibt die Firmenleitung an die Mitarbeiter: „Das Interesse am Erwerb des Grundstückes für eine anderweitige Nutzung bleibt bestehen.“Immerhin hatte Liebherr auf dem Gelände in der Nähe zum Biberacher Werk auch gar nicht von Anfang an ein Kunden- und Schulungszentrum geplant; ursprünglich stand eine Montagehalle zur Debatte.
Keine Eile bei Vermarktung
Vonseiten der Gemeinde wurde in der Vergangenheit stets betont, dass Liebherr ein geschätzter Partner sei – sowohl in seiner Bedeutung für die Region als auch in Hinblick auf rund 100 Arbeitsplätze und Gewerbesteuereinnahmen in sechsstelliger Höhe jährlich, die in Aussicht standen. Reichert sagte dazu der SZ, die Gemeinde stehe „überhaupt nicht unter Druck“, die Gewerbefläche möglichst schnell zu vermarkten. Durch ihre Struktur und seit Jahrzehnten sparsame Haushaltsführung stehe sie finanziell solide da. Espach IV ist auf absehbare Zeit die letzte größere Gewerbefläche der Gemeinde. Das Areal beim Jordan-Ei umfasst im Bebauungsplan insgesamt circa 6,5 Hektar, wovon rund 5,4 Hektar für Liebherr vorgesehen waren.