Schwäbische Zeitung (Biberach)

Schüler erkunden Bäckerei

Zehntkläss­ler vom Bischof-Sproll-Bildungsze­ntrum zu Gast im Biberacher Betrieb Eisinger

- Von Elias Härle, Emil Hammer und Tobias Ding

BIBERACH - Nach mehr als 4500 Brezeln, Wecken und verschiede­nen Brotsorten ist um 9 Uhr Feierabend. Unser Besuch hatte aber auch früh begonnen. Um 5 Uhr geht’s los in der Biberacher Bäckerei Eisinger. Als wir ankamen, ist die Arbeit in der einzigen Backstube der Firma Eisinger, die mittlerwei­le 15 Mitarbeite­r beschäftig­t, für den heutigen Tag schon nahezu abgeschlos­sen.

Um 5.30 Uhr sollten die Backwaren für die zehn Filialen nämlich schon abfahrbere­it in den Transporte­rn stehen. Danach geht es für die Bäcker erst einmal in die wohlverdie­nte Pause, da sie schon seit 0.30 Uhr tätig sind und seitdem circa 4500 Brezeln, Wecken und verschiede­ne Brote gebacken haben.

Nach der Pause wird neuer Teig, unter anderem Sauerteig, produziert, welcher für den nächsten Tag vorbereite­t werden muss, damit er lange genug gären kann. Vollständi­g gegoren besteht Sauerteig aus 80 Prozent Milchsäure und 20 Prozent Essigsäure. Die Schüssel der Rührmaschi­ne fasst ganze 220 Kilogramm Teig. Der frische Teig muss zunächst ruhen, bevor er verarbeite­t werden kann, da sonst die Gefahr besteht, dass er reißt. Während also die Teiglinge für den nächsten Tag zurechtgem­acht werden, wird gleichzeit­ig an einem anderen Arbeitspla­tz schon das süße Gebäck vorbereite­t. Es werden immer noch 80 Prozent der Arbeiten in der Bäckerei mit den Händen erledigt, sodass Backen also im besten Sinne des Wortes Handwerk ist.

Pro Woche werden in der Backstube bis zu sechs Tonnen Mehl verarbeite­t. Einmal pro Woche findet eine Komplettre­inigung der Maschinen statt. Die Maschinen werden außerdem jeden Tag nach Abschluss

der Produktion grundgerei­nigt. Diese tägliche Reinigung dauert in etwa 20 Minuten.

Die Vorweihnac­htszeit beschert den Bäckern die meiste Arbeit im Jahr, gefolgt von Ostern und Schützen. In dieser Zeit werden zusätzlich­e Gebäcke wie beispielsw­eise Christstol­len, Osterlämme­r oder Schützenkr­apfen produziert.

Um 9 Uhr ist der verdiente „Feierabend“dann endlich erreicht. Nachdem alle Arbeiten erledigt waren, erhielten

wir die Gelegenhei­t, dem Betriebsle­iter einige Fragen zu stellen. Wir wollten unter anderem wissen, welche Qualifikat­ionen als Bäcker benötigt werden, wie es mit dem Nachwuchs in der Branche aussieht und was es für Aufstiegs- und Verdienstm­öglichkeit­en gibt.

Zutatenmix berechnen

Um die Handwerksk­unst des Bäckers erlernen zu können, benötigt man einen Hauptschul­abschluss mit möglichst guten Noten im Fach Mathematik. Als Bäcker kommt es nicht selten vor, dass man zum Beispiel die Anteile der Zutaten in einem Teig errechnen muss. Die Ausbildung zum Bäcker dauert drei Jahre und ist sehr praktisch ausgelegt. An vier von fünf Tagen arbeitet man als Lehrling in einer Backstube. Nur an einem Tag lernt man in der Schule.

Wenn man seine Gesellenpr­üfung absolviert hat, gibt es die Möglichkei­t, eine Meisterprü­fung zu machen. Dazu benötigt man in der Gesellenpr­üfung allerdings einen Mindestnot­endurchsch­nitt von 2,5. Als weitere Alternativ­e der berufliche­n Entwicklun­g bieten sich die Berufe des Lebensmitt­elkontroll­eurs oder Lebensmitt­elchemiker­s an.

Momentan gibt es einen Mangel an Nachwuchs, erfuhren wir bei dem Besuch. Vergangene­s Jahr hatte die

Bäckerei Eisinger ihren letzten Gesellen. Als einen möglichen Grund nannte man uns die ungewöhnli­chen Arbeitszei­ten. Als Bäcker muss man nicht nur früh aufstehen, sondern auch am Sonntag arbeiten. Dafür hat man bereits zwischen 9 und 10 Uhr morgens Feierabend und dann den restlichen Tag frei.

Nach einigen Stunden als Bäckergehi­lfen ist uns allen bewusst geworden, wie viel Handarbeit hinter einer einzelnen Brezel steckt. Wir haben gelernt, die Handwerksk­unst des Bäckers zu schätzen, aber leider auch, dass es in dieser Branche immer weniger Nachwuchs gibt.

Dabei ist der Beruf eines Bäckers eine häufig unterschät­zte, abwechslun­gsreiche und durchaus kreative Handwerksk­unst.

Die Geschichte der Bäckerei Eisinger reicht mehr als 300 Jahre zurück. Heute produziere­n und verkaufen circa 90 Mitarbeite­r rund 25 Sorten Brot und etwa 50 Sorten Kleingebäc­k und Konditorei­waren täglich frisch. Zu den Kunden der Bäckerei Eisinger gehören auch Schulen, Kantinen, Großküchen, der Lebensmitt­eleinzelha­ndel und gastronomi­sche Betriebe (Quelle: Homepage der Bäckerei Eisinger).

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FOTO: TOBIAS DING Die Schüler erkunden die Bäckerei. Hier sind Emil Hammer und Elias Härle (schreibend) zu sehen, im Bild festgehalt­en von ihrem Mitschüler.
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